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Die gestrige Kursentwicklung an den globalen Märkten war erstaunlich, wenn nicht gar einzigartig. Zunächst waren die Märkte aufgrund guter Nvidia-Zahlen euphorisch, dann kippte das Bild am späten Nachmittag in der letzten Handelsstunde unserer Zeit. Die Aktienmärkte gerieten ab 17 Uhr massiv unter Druck, was auch auf die Gas-, EUA- und schlussendlich Strommärkte abfärbte. Den Marktteilnehmern wird einmal mehr bewusst, wie sehr die europäischen Energiemärkte von finanziellen Akteuren aus den USA dominiert werden. Die Gesamtwetterlage bleibt mit einer starken Ausspeicherung aus den Gasspeichern, kalten Temperaturen und wenig Wind bullish, aber dennoch fallen die Energiepreise, weil die amerikanischen Aktienmärkte einbrechen. Ein weiterer bearisher Faktor sind die scheinbaren Fortschritte in den Friedensbemühungen für die Ukraine, auch wenn unter den bekannten Bedingungen eine Zustimmung der Ukraine für uns unwahrscheinlich erscheint. Am heutigen Freitag starten die Energiemärkte mit deutlich roten Vorzeichen.
Bullishe Faktoren
Gas-Ausspeicherrate steigt weiter an
Die Ausspeicherrate steigt weiter an. Nach einer Netto-Ausspeicherung (Ausspeicherung minus Einspeicherung) von 4.744 GWh/Tag am Dienstag, betrug diese am Mittwoch 5.462 GWh/Tag. Die Gasspeicher sanken entsprechend um 0,47 Prozentpunkte auf 80,71 Prozent (EU) und 0,51 Prozentpunkte auf 73,16 Prozent (Deutschland).
Aufgrund des Wochenendes wird die LDZ-Nachfrage für den Folgetag entsprechend rückläufig erwartet. Die Prognose für das Wochenende liegt 130 GWh/Tag unter der vorherigen Prognose bei 4.923 GWh/Tag. Für den nächsten Arbeitstag steigt die LDZ-Nachfrage angesichts unterdurchschnittlicher Temperaturen voraussichtlich um 337 GWh/Tag auf 4.865 GWh/Tag.
Die LNG-Nominierungen in Europa sollen heute um 52 GWh/Tag auf 2.440 GWh/Tag ansteigen.
US-Sanktionen gegen Russland in Kraft
US-Sanktionen gegen russische Ölkonzerne Lukoil und Rosneft seit heute in Kraft. Im Rahmen der wieder aufgenommenen Ukraine-Friedensgespräche könnten diese allerdings schon bald wieder zur Disposition stehen.
Chinesische Stromnachfrage steigt deutlich
Die chinesische Stromnachfrage ist im Oktober um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Reuters berichtet mit Verweis auf die chinesische Energiebehörde NEA. Gründe dafür seien unter anderem die Haushaltsnachfrage und die IT-Branche.
Bearishe Faktoren
Aktienmärkte: Jahresendrally abgesagt
Am Donnerstag kam es an den Aktienmärkten in den USA zu einem bemerkenswerten Turnaround. Zunächst sorgte die Euphorie nach den überraschend guten Nvidia-Quartalszahlen vom Vortag noch für Kursgewinne, allerdings entpuppten sich diese als Strohfeuer, denn am Ende des Tages standen deutliche Minuszeichen zu Buche. Der Technologieindex Nasdaq 100 verlor 2,4 Prozent. Über Nacht ging es auch den asiatischen Börsen deutlich nach unten. Der Nikkei gab 2,4 Prozent ab. Auslöser für den Stimmungsumschwung an den US-Börsen dürfte der mit Spannung erwartete Arbeitsmarktbericht für September gewesen sein. Dieser fiel mit 119.000 neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft überraschend gut aus. Ökonomen hatten nur mit 50.000 neuen Stellen gerechnet. Die guten Daten dämpften allerdings die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen im Dezember, was offensichtlich den KI-Aktien zusetzte.
Konstruktive Reaktion auf Ukraine-Friedensplan
Der neue US-Friedensplan für die Ukraine käme einer Kapitulation der Ukraine gleich. Neben Gebietsabtretungen soll die ukrainische Armee stark verkleinert werden. Sanktionen gegen Russland sollen gelockert werden. Überraschenderweise zeigte sich der ukrainische Präsident Selenskyj im Laufe des gestrigen Tages, nachdem ihm der Plan offiziell übergeben wurde, dennoch konstruktiv und gesprächsbereit. Der Zeitplan für eine Unterzeichnung soll sehr knapp sein.
Norwegische Wartungen laufen aus
Die norwegischen Gasnominierungen steigen von 326,3 Mio. Kubikmeter/Tag auf 335,6 Mio. Kubikmeter/Tag. Ungeplante Ausfälle bestehen keine. Die geplanten Wartungen laufen Großteils über das Wochenende aus.
FKM-TTF-Spread steigt weiter an
Der Spread zwischen JKM LNG und TTF Gas (Dezember-Kontrakt) steigt weiter an, mit Settlementpreis 20. November liegt dieser bei 1,18 US-Dollar/MMBtu. Damit bleibt dieser noch unterhalb der Schwelle von 2 US-Dollar/MMBtu, ab der Lieferungen nach Asien verstärkt verschoben werden. Allerdings nimmt der Preiswettbewerb mit den steigenden asiatischen und fallenden europäischen Gaspreisen derzeit zu und auch der asiatische LNG-Preis (Januar-Future) befindet sich nach einem Abwärtstrendbruch und einer Doppelboden-Formation in einer Aufwärtsbewegung (siehe Chart).
Neutrale Faktoren
Wenig veränderte Wetterprognosen
Die Wetterprognosen sind wenig verändert im Vergleich zu gestern. Es bleibt in den kommenden Tagen unterdurchschnittlich kalt. Auch die Windenergieprognosen fallen weiter unterdurchschnittlich aus.
Fazit
Die Energiemärkte schauen aktuell offenbar stark auf die Finanzmärkte, wo die Aktien-Jahresendrally in diesem Jahr abgesagt wurde. Sollten sich die Kursrückgänge an den Aktienmärkten weiter fortsetzen (aktuell scheinen sich die US-Index-Futures zu stabilisieren), würde dies wohl auch die Energiemärkte belasten. Frappierend ist die Kombination aus fundamental bullishen Faktoren wie Temperatur- und Windprognosen, „Sudden Stratospheric Warming“, niedrigen Gasspeicherständen und schnellen Ausspeicherraten auf der einen Seite und den dynamischen Kursverlusten auf der anderen Seite. Da sich das fundamentale Bild nicht geändert hat und der gesamte Dezember unterdurchschnittlich kalt prognostiziert wird, erwarten wir im Tagesverlauf eine Stabilisierung der Preise.
Hedging View
TTF Gas Cal 26: Beim TTF Gas Cal 26 Future ist vergangene Woche die 30-Euro-Marke auf Tagesschlusskursbasis unterschritten worden. Aus Sicht der Trend- und Formationsanalyse stellt dies ein bearishes Signal dar, so dass mit weiteren Preisabgaben gerechnet werden darf. Das unterseitig aufgelöste rechtwinklige Dreieck liefert ein Abschlagspotenzial bis auf rund 28,6 Euro/MWh. Damit harmoniert dieses Kursziel recht gut mit dem April-Verlaufstief aus dem Jahre 2024 bei 28,85 Euro/MWh. Der Weg bis zum Kursziel dürfte aufgrund der Winterrisiken allerdings kein leichter sein, doch solange der Abwärtstrend bei aktuell rund 31 Euro/MWh intakt bleibt, sind die charttechnischen Chancen dafür gegeben. Zuletzt lässt sich sogar eine blaue Abwärtstrendbeschleunigung bei 30,6 Euro/MWh in den Chart einzeichnen. Mit den Kursverlusten am Mittwoch wurde aus dem „Bearish Engulfing“ ein „Three Outside Down“, so dass die Candlestick-Analyse weiter bearish zu interpretieren ist. Ein tieferes Verlaufshoch findet sich fortan bei 30,75 Euro/MWh. Absicherungen oberhalb der rot gestrichelten Abwärtstrendgeraden bei 31 Euro/MWh erscheinen aus charttechnischer Sicht sinnvoll.
Strom Cal 26 Base: Mit dem Sprung über die Marke von 88,7 Euro/MWh in KW 45 und einem dynamischen Trendhoch bei 90,93 Euro/MWh hat sich seit Mitte August ein mittelfristiger Aufwärtstrend etabliert. Am Donnerstag in der letzten Handelsstunde und am Freitag in der Eröffnung kam es zu einem starken Sell-Off, der durch die amerikanischen Aktienmärkte ausgelöst wurde. Einmal mehr zeigt sich, wie stark der europäische Energiemarkt von finanziellen Akteuren beeinflusst wird. Charttechnisch festzuhalten bleibt, dass sich der Kurs des Strom Cal 26 Base Futures über der 20- und 50-Tage-Linie befindet und beide gleitenden Durchschnitte eine positive Steigung aufweisen. Die 50-Tage-Linie hat die 200-Tage-Linie von unten nach oben durchkreuzt und damit ein „Golden Cross“ generiert. Die Charttechnik stellt sich oberhalb von 88 Euro/MWh weiter positiv dar. Hier befindet sich ein starker Kumulationssupport, gebildet aus der blauen Aufwärtstrendgeraden und den letzten Tiefpunkten (siehe Chart). Ein nächster Auffangbereich befindet sich bei 86 Euro/MWh (Oktober-Tiefs), womit sich diese Zonen für Hedging-Aktivitäten anbieten. Darunter verläuft bei 85,7 Euro/MWh die grüne dreifach bestätigte Aufwärtstrendgerade von Mitte August.
EUA-Dez-25-Future: Seit April dieses Jahres befinden sich die Emissionsrechte in einem intakten Aufwärtstrend. In der KW 45 hat der Dez-Future den starken Widerstand bei 80 Euro/t CO2 überwunden und ist daraufhin in KW 46 bis auf 82,79 Euro/t CO2 angestiegen (aktuelles Trendhoch). Von hier aus startete nach einer „Dark Cloud Cover“-Formation eine erneute Korrekturbewegung bis an die 80-Euro-Marke, die mit dem 20-Tage-SMA bei 80,27 Euro/t CO2 bislang als stabiler Support fungiert. Aufgrund des intakten Aufwärtstrends dürften Kursrücksetzer von den Marktteilnehmern weiterhin als Kaufgelegenheit wahrgenommen werden (Buy the Dip). Bei 79,7 Euro/t CO2 verläuft der blau gestrichelte Aufwärtstrend seit Mitte August. Bei 78,91 Euro/t CO2 befindet sich weiterhin die Nackenlinie einer potenziellen Top-Formation, womit diesem Preisbereich kurzfristig eine Schlüsselrolle zuteilwird. Weitere Auffangbereiche für Hedging-Aktivitäten finden sich bei 77 und 75 Euro/t CO2.


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