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Am Dienstagmorgen zeigt sich der Gasmarkt bislang weiterhin leicht fester, wobei der Frontmonat deutlicher zulegt als die hinteren Kontrakte. Die EUAs und der Strommarkt handeln dagegen kurz vor 10 Uhr seitwärts. Nach einem Anstieg bis auf 101,60 Euro/MWh im Strom Frontmonat Base fiel der Preis wieder bis zur 100-Euro-Marke zurück.
Bullishe Faktoren
Schwacher Wind, sinkende Temperaturen
Zu Wochenbeginn bleibt die Windleistung zunächst schwach und liegt deutlich unter dem langjährigen Mittel. Zum Wochenende steigt sie jedoch spürbar an und erreicht vom 10. bis 11. Oktober ihren Höhepunkt mit über 20 GW. Anschließend schwächt sich der Wind kontinuierlich ab und bleibt in der zweiten Monatshälfte vorerst unter dem klimatologischen Niveau. Die Temperaturen in Deutschland liegen in dieser Woche noch über dem jahreszeitlichen Mittel und bleiben bis Sonntag auf einem milden Niveau bei rund 13 Grad. Anschließend zeigt sich ein deutlicher Abwärtstrend: Ab Mitte der kommenden Woche kühlt es spürbar ab, mit Tiefstwerten teils unter 8 Grad Celsius, bevor sich zum Monatsende wieder eine leichte Stabilisierung andeutet.
EDF: Reaktor Nogent-2 in Störung
Der französische Energieversorger EDF hat den 1,3-Gigawatt-Reaktor Nogent-2 nahe Paris in der Nacht zu Montag aufgrund einer ungeplanten Störung vom Netz genommen. Laut Unternehmensangaben soll der Ausfall bis Donnerstag um 0:00 Uhr andauern, nähere Details wurden nicht genannt.
Bullishes Chartbild bei EUAs weiterhin aktiviert
Bei den EUAs bleibt eine bullishe Flagge weiter aktiviert. Das Kursziel aus der Formation liegt bei rund 82 Euro/t CO2. Gestern hatten die EUAs bereits die 80-Euro-Marke im Visier, woraufhin es zu leichten Gewinnmitnahmen kam. Ein nachhaltiger Anstieg über 80 Euro/t CO2 auf Tagesschlusskursbasis würde das Kursziel in greifbare Nähe rücken lassen. Eine erste Unterstützung befindet sich bei 78,45 Euro/t CO2.
Bearishe Faktoren
US-Rohölexporte auf Mehrjahreshoch
Die US-Rohölexporte stiegen im September auf durchschnittlich 4,2 Millionen Barrel pro Tag und damit auf den höchsten Stand seit Februar 2024, getrieben durch eine starke asiatische Nachfrage und saisonale Wartungsarbeiten in US-Raffinerien. Besonders Südkorea erhöhte seine Importe auf ein Rekordniveau von 690.000 Barrel pro Tag, während Indien und erstmals auch Pakistan zusätzliche US-Lieferungen orderten. Nach siebenmonatiger Pause will China im Oktober wieder US-Rohöl importieren, nachdem sich die Handelsbeziehungen zwischen Washington und Peking leicht entspannt haben. Für die kommenden Wochen wird jedoch eine Abschwächung der chinesischen Exporte erwartet, da nach Abschluss der Wartung die inländische Nachfrage wieder zunimmt.
Norwegische Gasflüsse normalisieren sich
Die Einschränkungen durch norwegische Gaswartungen sind weiter rückläufig, die ungeplanten Ausfälle sind weitestgehend beendet. Nur noch am Gasfeld Troll gibt es einen Ausfall von 5,9 mcm/d durch Prozessprobleme. Gassco gibt eine unklare Dauer an, als ungefähres Enddatum wird der 8. Oktober genannt. Die Export-Nominierung ist mit 313,5 mcm/d auf relativ hohem Niveau. In Summe fehlen durch geplante und ungeplante Maßnahmen lediglich 46,4 mcm/d.
Neutrale Faktoren
Politische Unsicherheit in Frankreich bleibt bestehen
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den zurückgetretenen Premierminister Sébastien Lecornu beauftragt, innerhalb von 48 Stunden letzte Gespräche mit den politischen Parteien zu führen, um einen Ausweg aus der aktuellen Regierungskrise zu finden. Lecornu war am Montag nur wenige Stunden nach der Vorstellung seines Kabinetts zurückgetreten und hatte damit die kürzeste Amtszeit in der modernen französischen Geschichte hinterlassen. Das Élysée erklärte, Lecornu solle bis Mittwochabend eine Plattform für Stabilität und gemeinsames Handeln definieren. Frankreich steckt damit weiter in einer tiefen politischen Krise, nachdem das Land in den vergangenen 21 Monaten bereits fünf Premierminister erlebt hat.
Ukrainische Angriffe belasten russische Energieinfrastruktur
Die russische Kirishi-Raffinerie, eine der größten des Landes, hat nach einem ukrainischen Drohnenangriff am 4. Oktober ihre wichtigste Rohöldestillationseinheit CDU-6 stillgelegt, nachdem dort ein Feuer ausgebrochen war. Laut Branchenquellen wird die Wiederinbetriebnahme etwa einen Monat dauern und könnte die Produktion inmitten der aktuellen russischen Treibstoffknappheit leicht verringern. Die CDU-6 besitzt eine Kapazität von rund 8 Millionen Tonnen pro Jahr, was etwa 40 Prozent der gesamten Verarbeitung des Standorts ausmacht. Während der Reparaturphase soll die Raffinerie mit etwa 70 Prozent Auslastung weiterlaufen, indem andere Anlagen über ihre Nennkapazität hinaus betrieben werden.
Russische Angriffe auf ukrainische Gasanlagen
Russland hat am Wochenende erneut gezielte Angriffe auf die ukrainische Gasinfrastruktur verübt, nur zwei Tage nach dem bisher größten Schlag dieser Art, wie der staatliche Energiekonzern Naftogaz bestätigte. Betroffen waren Anlagen im Westen des Landes, deren Beschädigung laut Naftogaz die Gasförderung und Einspeicherung beeinträchtigt. Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Moskau vor, die Energieversorgung der Bevölkerung gezielt zu sabotieren, um die Ukraine vor dem Winter unter Druck zu setzen. Trotz eines Füllstandes von rund 95 Prozent warnen Experten, dass zusätzliche Gasimporte erforderlich sein könnten, falls die Angriffe anhalten und die heimische Produktion weiter eingeschränkt wird.
Strom-Spotpreise weiterhin hoch – Entlastung erst zum Wochenende erwartet
Die heutige EPEX-Spot-Auktion für die Lieferung am Mittwoch signalisiert ein weiterhin angespanntes Marktumfeld. Der Day-Ahead-Kontrakt wurde zuletzt bei rund 131 Euro/MWh gehandelt und spiegelt damit die Erwartung schwacher PV-Einspeisung und nachlassender Windleistung wider. Für den Spotmarkt morgen ist daher mit deutlich höheren Preisen in den Nachmittags- und Abendstunden zu rechnen, da die Residuallast mit dem Rückgang der erneuerbaren Einspeisung stark ansteigt. Insgesamt dürfte der durchschnittliche Preis mit etwa 135 Euro/MWh auf dem Niveau des Vortages verbleiben, wobei am Nachmittag Spitzen bis nahe 300 Euro/MWh möglich sind.
Fazit
Der Energiemarkt bleibt von erhöhter Unsicherheit geprägt, da technische, politische und wetterbedingte Faktoren zugleich wirken. Die anhaltend schwache Windleistung und sinkenden Temperaturen stützen die Preise, während geopolitische Risiken in Russland, Frankreich und den USA die Volatilität zusätzlich erhöhen. Eine fundamentale Entlastung am Strom-Spotmarkt wird frühestens zum Wochenende erwartet, wenn die Windeinspeisung wieder zunimmt. Im Strom-Terminhandel dürften insbesondere die kommenden Wetter-Langfristprognosen für den Winter die Marktstimmung prägen. Beim TTF-Gas zeigt sich ein ähnliches Bild: Die bevorstehende Kältephase könnte die Ausspeisung erhöhen, während Risiken für die ukrainische Gasinfrastruktur sowie unterdurchschnittlich gefüllte Speicher zusätzlichen Aufwärtsdruck erzeugen.
Hedging View
TTF Gas Cal 26: Nach der bearishen Auflösung der Trading-Range zwischen 31,65 und 32,78 Euro/MWh, die während des gesamten Septembers Bestand hatte, setzte in der vergangenen Handelswoche auf dem Augusttief bei 30,60 Euro/MWh wieder stärkerer Kaufdruck ein. Dieser Auffangbereich ist charttechnisch weiterhin äußerst massiv und könnte für Hedging-Aktivitäten genutzt werden. Absicherungen für das Gasportfolio könnten zudem weiterhin oberhalb von 33 Euro/MWh vorgenommen werden.
Strom Cal 26 Base: Der Rücksetzer des Strom-Jahres-Futures stoppte in der vergangenen Handelswoche bei rund 84 Euro/MWh, womit die Aufwärtstrendgerade aus den Tiefpunkten im August bestätigt wurde. Gestützt durch den Gasmarkt setzte daraufhin stärkerer Kaufdruck ein, woraufhin das Hoch von 88,25 Euro/MWh getestet wurde. Ein Tagesschlusskurs oberhalb dieser Marke könnte zu weiteren Preisanstiegen in Richtung 89,07 Euro/MWh (Juli-Hoch) und 90 Euro/MWh (psychologisch) führen. Eine Absicherung oberhalb von 89,07 Euro/MWh wäre somit eine denkbare Handlungsoption. Bei einem Preisrücksetzer bis zur bestätigten Aufwärtstrendgeraden bei rund 84,50 Euro/MWh bieten sich ebenfalls Hedging-Aktivitäten an.
EUA-Dez-25 Future: Beim CO2-Dezember-Future bleibt eine bullishe Flagge weiter aktiviert und die 80-Euro-Marke wurde im gestrigen Handel angelaufen. Ein nachhaltiger Schlusskurs oberhalb dieser Marke würde den Aufwärtstrend weiter bestätigen. Sollte es zu Gewinnmitnahmen und stärkerem Verkaufsdruck kommen, stellt die 75-Euro-Marke die erste wichtige Unterstützung dar. Darunter befindet sich der nächste Key-Support bei 73,35 Euro/t CO2 (Polaritätswechselzone), wo Absicherungen im CO2-Portfolio vorgenommen werden könnten.

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