CO2 - Marktbericht

Der nächste CO2-Markbericht erscheint am 09.01.2025
Handelskrieg und Zölle haben Märkte weiter im Griff
Seit der Verkündung von reziproken Zöllen durch US-Präsident Donald Trump und den entsprechenden Gegenzöllen der anderen Länder stehen die weltweiten Finanz- und Energiemärkte insbesondere unter dem Einfluss der Zollpolitik. Der Verkaufsdruck an den weltweiten Finanzmärkten ab Mittwochabend europäischer Zeit machte auch vor den europäischen Energiemärkten und den EUAs nicht halt, so dass der EUA-Dez-25-Future die Handelswoche 14 mit einem Minus von 7 Prozent beendete. Auch in der aktuellen KW 15 bleibt dies das marktbeherrschende Thema: In Anlehnung an den Rekord-Crash an den Aktienmärkten am 19. Oktober 1987 hat das 21. Jahrhundert mit dem 7. April 2025 nun ebenfalls seinen „Schwarzen Montag“. Am Mittwoch verkündete Trump dann eine 90-tägige Pause der reziproken Zölle gegenüber einer Vielzahl an Ländern inklusive der EU, woraufhin die Marktteilnehmer in einen Kaufrausch gerieten. Die EUAs eröffneten am Donnerstag entsprechend deutlich im Plus, konnten die Kursgewinne aber bislang nicht weiter ausbauen. Denn ob die Euphorie dauerhaft anhalten wird, ist anzuzweifeln, da die 10 Prozent Basiszölle bestehen bleiben und damit noch immer die höchsten Zölle seit 100 Jahren sind. Auch 25 Prozent auf Autos, Stahl und Aluminium gelten nach wie vor. Zudem eskaliert der Zollkonflikt zwischen den USA und China weiter: Peking erhöhte auf 84 Prozent, Trump erhöhte auf 125 Prozent.
CoT-Daten deuten auf Vertrauensverlust der Spekulanten hin
Angesichts des Abverkaufs an den Märkten war ein Rückgang der Long-Positionen der Spekulanten bei den EUAs wenig überraschend, das Ausmaß der Verkäufe ist aber bemerkenswert. Laut CoT-Daten mit Stand 4. April hat sich die Netto-Long-Position der Investmentfonds im EU-ETS von 30,3 Mio. EUAs auf nun 15,8 Mio. EUAs fast halbiert und liegt damit auf dem niedrigsten Stand seit Ende Dezember 2024. Dabei wurden insbesondere die Long-Positionen um 12,9 Mio. EUAs auf 59,1 Mio. EUAs reduziert. Die Short-Position hat sich leicht um 1,6 Mio. EUAs auf 43,3 Mio. EUAs erhöht. Der starke Rückzug aus Long-Positionen bei gleichzeitigem leichten Short-Aufbau signalisiert ein deutlich bearishes Sentiment unter den spekulativen Marktteilnehmern. CO2-Händler könnten daraus die Erkenntnis ableiten, sich weiterhin short oder zumindest neutral zu positionieren, solange sich diese Tendenz fortsetzt. Eine Trendwende ist derzeit aus dieser Perspektive nicht erkennbar.
„Emissionshandel braucht Spielräume“ – Peter Liese
Neben den Turbulenzen an den Finanzmärkten ist es auch die Tatsache, dass der Klimaschutz derzeit politisch in den Hintergrund gerät, was den EU-ETS insgesamt schwächt. Unter anderem gab es Äußerungen zu möglichen Markteingriffen aus Italien (zeitweise Aussetzung des EU-ETS) oder aus Frankreich (Preiskorridor). Nun hat sich auch der Europaabgeordnete Peter Liese (EVP) dahingehend geäußert, dass das 90-Prozent-Ziel mehr Flexibilitäten benötigt. Liese hatte unter anderem die Verhandlungen des Parlaments bei der jüngsten Überarbeitung der EU-Emissionshandelsregeln geleitet, weshalb Äußerungen ein entsprechendes Gewicht haben. Dabei griff er auch die jüngsten Anpassungsvorschläge auf (CO2-Reduktion aus der Luft, internationale CO2-Gutschriften), womit eine entsprechende Anpassung des EU-ETS wahrscheinlicher ist. Angesichts der anhaltenden Wirtschaftsschwäche wird auch eine stärkere Forderung nach der Verzögerung des Ausstiegs aus der kostenlosen Zuteilung von Emissionszertifikaten im Rahmen des CO2-Grenzausgleichsmechanismus CBAM für wahrscheinlich gehalten. Osteuropäische Länder könnten zudem weitere Vorschläge vorlegen, um die Einführung des bevorstehenden EU-Emissionshandelssystems für Gebäude und Verkehr zu verzögern.
ETS-Emissionen 2024 um fünf Prozent gesunken
Am 4. April 2025 veröffentlichte die Europäische Kommission die verifizierten Emissionsdaten für das Jahr 2024 im Rahmen des EU-ETS. Die Daten zeigen einen Rückgang der CO2-Emissionen um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was hauptsächlich auf erhebliche Reduktionen im Energiesektor zurückzuführen ist. Dieser Sektor verzeichnete einen Emissionsrückgang von 12 Prozent, bedingt durch einen Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um 8 Prozent und aus Kernenergie um 5 Prozent, während der Einsatz von Gas um 8 Prozent und von Kohle um 15 Prozent zurückging. Die Emissionen der energieintensiven Industrie blieben insgesamt stabil, wobei sektorale Unterschiede auffielen: Während die Emissionen im Düngemittelsektor um 7 Prozent stiegen, sanken sie im Zementsektor um 5 Prozent. Diese Veränderungen spiegeln hauptsächlich Schwankungen in den Produktionsmengen wider. Im Luftverkehr stiegen die Emissionen um etwa 15 Prozent, teilweise aufgrund der erweiterten geografischen Abdeckung des EU-ETS, die nun auch bestimmte internationale Flüge einschließt. Erstmals wurden auch Emissionen aus dem Seeverkehr erfasst, nachdem das EU-ETS zum 1. Januar 2024 auf den maritimen Sektor ausgeweitet wurde.
Trumps Zollkeule sorgt für Marktturbulenzen
In der abgelaufenen Handelswoche 13 zeigte sich der EUA-Dez.25-Future an der ICE Endex zum Wochenausklang schwächer und schloss die Handelswoche 3,5 Prozent leichter bei 68,76 Euro/t CO2. In der aktuellen Handelswoche war die Anspannung vor dem von US-Präsidenten Donald Trump ausgerufenen „Liberation Day“ hoch. Nach der Verkündung von reziproken Zöllen am Mittwochabend nach Handelsschluss reagieren die Finanz- und Energiemärkte am Donnerstag mit kräftigen Abschlägen. Am Donnerstagnachmittag um 15 Uhr notierte das CO2-Zertifikat bei rund 66 Euro/t CO2 und verabschiedet sich damit von der 70-Euro-Marke. Der jüngste CoT-Report mit Datenstand 28. März zeigte mit dem Abbau von Long- und Short-Positionen der Investmentfonds außerdem, dass spekulatives Kapital aus dem EU-ETS abfließt. Zudem sorgte die EU-Politik für Aufsehen.
Anpassung der EU-Klimapolitik: Balance zwischen Wirtschaft und Umwelt
Laut Medienbericht erwägt die Europäische Kommission unter Klimakommissar Wopke Hoekstra, die Klimaziele der Europäischen Union für 2040 flexibler zu gestalten, um Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Belastung für Industrie und Landwirtschaft zu begegnen. Vier Optionen sind dabei im Gespräch, eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 90 Prozent soll aber weiterhin angestrebt werden.
1. Ein „nichtlinearer“ Pfad zwischen dem Reduktionsziel für 2030 von 55 Prozent und der 2040er-Zielmarke. Dies könnte zu einem langsameren Abbau zu Beginn führen, der später in den 2030er Jahren durch einen schnellen Rückgang kompensiert werden müsste.
2. Der Kauf von Emissionsgutschriften auf neuen internationalen Märkten, die auf das lokale Ziel angerechnet werden. Beispielsweise durch die Finanzierung von Projekten in anderen Ländern zur Emissionsreduzierung (Abholzungsprogramm oder eine effizientere Industrieanlage. Dies birgt laut den Berichten die Gefahr der „Überschwemmung“ des Emissionshandels mit internationalen Gutschriften.
3. „Negative Emissionen“ durch die Investitionen in Wälder oder Technologien zur CO2-Abscheidung aus der Luft (CCS).
4. Sektorspezifische Emissionsziele, so dass die Reduktionen eines Industriezweigs anrechenbar sind, falls dieser bei der Senkung der Emissionen schneller vorankommt.
Diese Anpassungen sollen die politische Akzeptanz erhöhen und die Umsetzung des Ziels erleichtern. Kritiker, wie die Organisation Carbon Market Watch, warnen jedoch vor einer Aufweichung der Klimapolitik und dem Risiko, frühere Fehler zu wiederholen, etwa durch ein Überangebot an günstigen Emissionszertifikaten. Politisch ist das Ziel auch umstritten: Während die Mehrheit der EU-Staaten es unterstützt, fordern Länder wie Italien eine Senkung auf achtzig oder fünfundachtzig Prozent. Auch Deutschlands künftige Haltung ist unklar, da die CDU bislang keine klare Unterstützung signalisiert hat.
Internationale Beobachter sehen die Verzögerung kritisch, da das EU-Ziel Einfluss auf weltweite Klimapläne (NDCs) hat. Die schleppende Einigung könnte andere große Emittenten wie Indien oder Saudi-Arabien zu weniger ambitionierten Zielen verleiten. UN-Klimachef Simon Stiell forderte die EU daher auf, rasch ein starkes Klimaprogramm vorzulegen.
DEHSt-Bericht 2024: CO2-Auktionserlöse in 2024 rückläufig
Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) veröffentlichte am 31. März den Jahresbericht 2024 über Auktionsergebnisse und Sekundärmarktentwicklungen. Demnach wurden im Jahr 2024 an der EEX rund 85 Mio. EUA- und EUAA-Zertifikate für Deutschland versteigert – ein Rückgang gegenüber 91 Mio. im Vorjahr. Der durchschnittliche, volumengewichtete Preis pro Zertifikat lag bei 65 Euro/t CO2 und somit deutlich unter dem Vorjahreswert von 83,66 Euro/t CO2. Wie der Auktionsbericht zeigt, führte dies zu einem Gesamterlös von etwa 5,5 Mrd. Euro, was einem Rückgang von 28 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2023 entspricht. Hauptursache hierfür waren sowohl das gesunkene Preisniveau am CO2-Markt als auch geringere Auktionsvolumina. Ein Tiefpunkt wurde am 23. Februar erreicht, als der Preis auf 49,50 Euro/t CO2 fiel – der niedrigste Stand seit Mai 2021. Trotz der Preisentwicklung blieb die Nachfrage im Primärmarkt stabil: Insgesamt wurden bei 46 EUA-Auktionen Gebote für 164 Mio. Zertifikate abgegeben, was zu einem durchschnittlichen Bieterüberdeckungsverhältnis (Bid-to-Cover Ratio) von 1,95 führte. Die durchschnittliche Zahl der Auktionsteilnehmer stieg gegenüber dem Vorjahr auf 24, wobei 17 von ihnen im Schnitt erfolgreich waren. Zudem wurde am 16. Oktober die letzte deutsche EUAA-Auktion abgehalten, bei der 1,06 Mio. Luftverkehrszertifikate zu einem Preis von 64,14 Euro/t CO2 versteigert wurden. Ab 2025 werden diese Volumina gemäß der neuen EU-Auktionsverordnung anteilig im Rahmen der regulären EUA-Spotauktionen abgewickelt.
Scheidendes Bundeskabinett beschließt Löschung von EUAs
Das scheidende Bundeskabinett hat Medienberichten zufolge am Mittwoch die Löschung von bis zu 514.000 CO2-Zertifikaten für das Jahr 2023 beschlossen, um den Klimaschutzeffekt des Kohleausstiegs zu verstärken. Diese Maßnahme betrifft Zertifikate, die durch die Stilllegung der Kraftwerksblöcke Neurath A und Frechen im Jahr 2022 frei wurden. Durch die geplante Löschung soll der sogenannte Wasserbetteffekt vermieden werden – also das Risiko, dass ungenutzte Zertifikate anderweitig emissionssteigernd eingesetzt werden. Die genaue Anzahl der zu löschenden Emissionsrechte hängt davon ab, wie viele bereits durch die Marktstabilitätsreserve (MSR) automatisch entzogen werden. Die MSR reguliert das Angebot im EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) und stabilisiert so die Preisbildung. Die nun angekündigte nationale Maßnahme ergänzt die im Kohleausstiegsgesetz von 2019 vorgesehene Zertifikatslöschung und unterstreicht Deutschlands Strategie, die Emissionsreduktionen nachhaltig abzusichern.
Autor: Tobias Waniek
Dezember-Future fällt unter 70-Euro-Marke
Nach einer robusten ersten Handelswoche – mit einem zwischenzeitlichen Wochenplus von über 4 Prozent am Mittwoch – nahm der Verkaufsdruck bei den CO2-Zertifikaten in der zweiten Wochenhälfte wieder zu. Infolgedessen schloss der EUA Dez.25-Future die KW 12 „nur“ mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 71,27 Euro/t CO2. Gehandelt hat das Verschmutzungsrecht zwischen 74,23 Euro/t CO2 auf der Ober- und 69,59 Euro/t CO2 auf der Unterseite.
In der aktuellen Handelswoche 13 stabilisierten sich die Preise der EUAs zum Wochenstart am Montag leicht. Die Kurse bewegten sich zwischen 70,75 Euro/t CO2 und 71,94 Euro/t CO2. Der Schlusskurs betrug 71,45 Euro/t CO2, was einem moderaten Plus von 0,3 Prozent entsprach. Dienstag zeigte der CO2-Dezember-Future dann wieder Schwäche. Mit einem Schlusskurs von 70,30 Euro/t CO2 büßten die Zertifikate 1,6 Prozent ihres Werts ein. Am Mittwoch kam es hingegen wieder zu einem kleinen Plus von 0,5 Prozent auf 70,66 Euro/t CO2. Allerdings war der Tageshöchststand mit 71,80 Euro/t CO2 deutlich fester. Am Donnerstag kam es am Nachmittag zu kräftigem Verkaufsdruck. Nach einem vergleichsweise ruhigen Handel am Vormittag notierte das Dezember-Future gegen 14 Uhr mit einem Minus von 3,4 Prozent bei 68,28 Euro/t CO2 und fällt damit unter die wichtige Support-Marke von 70 Euro/t CO2.
Debatte um Preiskorridor im EU-ETS
Frankreich fordert erneut die Einführung eines Preiskorridors im Europäischen Emissionshandel (EU-ETS), um die zuletzt starken Preisschwankungen im EU-ETS einzudämmen. Das System verpflichtet Industrieunternehmen und Kraftwerksbetreiber, Verschmutzungsrechte für jede ausgestoßene Tonne CO2 zu erwerben, um Anreize zur Emissionsreduktion zu schaffen. Kritiker, darunter Polen, beklagen jedoch seit Langem die hohe Volatilität, die vor allem durch spekulative Finanzakteure verursacht werde. Reuters berichtet von einem internen französischen Regierungspapier, wonach der vorgeschlagene Preiskorridor Mindest- und Höchstpreise festlegen soll, die im Einklang mit den Klimazielen der EU stehen. Die französische Klimaministerin Agnès Pannier-Runacher betonte, dass Unternehmen langfristig kalkulierbare Preissignale benötigen, um Investitionen besser planen zu können. Frankreich wirbt nun um Unterstützung bei anderen EU-Mitgliedstaaten, wobei Tschechien bereits Zustimmung signalisiert hat.
Optionsverfall und CoT-Report im Fokus
Angesichts des derzeit hohen Anteils an spekulativem Handel (Stichwort: „Headline-Trading“), war in der aktuellen Woche – neben den neuesten CoT-Daten – der Fokus auf dem Optionsverfall der EUA-März-Optionen am Mittwoch gerichtet. Zu erwarten war eine hohe Volatilität. Nach Ermittlung des Referenzpreises um 14 Uhr kam es anschließend zunächst zu stärkerem Kaufdruck. Dieser ließ in den letzten Handelsstunden aber wieder merklich nach.
Der CoT-Report der ICE Endex mit Datenstand 21.3. zeigte einen Anstieg der Netto-Long-Position der Investmentfonds im EU-ETS von 31 Mio. t CO2 in der Vorwoche (14.3.) um 2,2 Mio. t CO2 auf 33,3 Mio. t CO2. Die Long-Position stieg um 0,5 Mio. t CO2 auf 82,3 Mio. t CO2 und die Short-Position fiel um 1,6 Mio. t CO2 auf 49 Mio. t CO2. Der CoT-Report ist neutral zu interpretieren, die Veränderungen in der Positionierung der Spekulanten sind gering. Weiterhin besteht eine relativ hohe Netto-Long-Position, die Investmentfonds setzen also mehrheitlich auf steigende Notierungen. Mit dem Rückfall unter die 70-Euro-Marke im heutigen Handel könnte es jedoch zu weiteren Positionsschließungen kommen.
Autor: Tobias Waniek
EUAs mit relativer Stärke
In der zweiten Hälfte der vergangenen Handelswoche 11 kam es zu einem Anstieg des Kaufinteresses bei den Emissionszertifikaten, und es ging mit einem Plus von 4,0 Prozent auf 70,89 Euro/t CO2 für den EUA Dez24-Future an der ICE Endex ins Wochenende. Die aktuelle Handelswoche 12 startete dann am Montag mit leichten Abschlägen. Nach einem Handel zwischen 69,59 und 70,99 Euro/t CO2 schlossen die EUAs bei 70,18 Euro/t CO2 (minus 1,0 Prozent). Am Dienstag gewannen die CO2-Bullen wieder an Stärke, und das CO2-Zertifikat schloss mit einem Plus von 1,4 Prozent bei 71,13 Euro/t CO2. Am Mittwoch stieg der Kaufdruck deutlich an, und es ging 4,1 Prozent fester bei 74,01 Euro/t CO2 aus dem Handel. Hintergrund war insbesondere die Enttäuschung aus dem Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin, was die Energiemärkte insgesamt gestützt hat. Am Donnerstag sortiert sich der CO2-Markt nach der kräftigen Aufwärtsbewegung neu. Am Nachmittag gegen 16:00 Uhr notierte der CO2-Dezember-Future mit einem Minus von 0,9 Prozent bei 73,31 Euro/t CO2. Intraday zeigte sich die Unentschlossenheit mit einem Tageshoch bei 74,19 Euro/t CO2 und einem Tagestief bei 72,88 Euro/t CO2.
CoT-Report im EUA-Markt bearish
Laut jüngstem Commitments of Traders-Report (CoT-Report) der ICE Endex zum 14.03. halten die Investmentfonds 81,8 Mio. t CO2-Zertifikate in Long-Positionen, was im Vergleich zur Vorwoche mit 81,3 Mio. t einem geringen Anstieg von 0,50 Mio. t entspricht (plus 0,61 Prozent). Dies zeigt, dass Investmentfonds nur in sehr begrenztem Umfang zusätzliche EUAs gekauft haben, was auf eine abwartende Haltung hindeutet. Auf der Short-Seite ist jedoch eine deutlichere Bewegung zu erkennen. Die Short-Positionen sind von 44,9 Mio. t am 07.03. auf 50,7 Mio. t angestiegen, was einer Erhöhung um 5,8 Mio. t entspricht (plus 12,88 Prozent). Dies bedeutet, dass Investmentfonds zunehmend auf fallende CO2-Preise setzen oder bestehende Positionen absichern. In der Netto-Position zeigt sich ein markanter Rückgang. Die Netto-Long-Position der Investmentfonds ist von 36,4 Mio. t auf 31,1 Mio. t gesunken – ein Rückgang von 5,3 Mio. t (minus 14,5 Prozent). Dies bedeutet, dass der Markt weniger bullisch gestimmt ist als in der Vorwoche und dass Investmentfonds zunehmend skeptischer hinsichtlich steigender CO2-Preise werden.
Bemerkenswert ist aber die relative Stärke der EUAs. Während Gas und Strom unterhalb der Kurse zu Jahresbeginn notieren, ist der EUA-Dez25-Future in der indexierten Preisentwicklung seit Jahresbeginn der stärkste im Vergleich zu den übrigen Commodities. Seit Jahresanfang stieg das CO2-Zertifikat zum aktuellen Zeitpunkt um 1,9 Prozent an Wert, während das TTF Gas Frontjahr einen Verlust von 6,4 Prozent zu verzeichnen hat und der Strom Cal 26 Base-Future mit minus 2,1 Prozent erwartungsgemäß dazwischenliegt.
Max-Pain im CO2-Markt bei 75 Euro/t CO2
Der aktuelle EUA-Future-Preis liegt bei 73,31 Euro/t CO2, während der Max-Pain-Preis für den Optionsverfall am 26.03.2025 bei 75 Euro/t CO2 liegt. Die Max-Pain-Theorie besagt, dass der Kurs am Verfallstag möglichst nahe am Max-Pain-Wert notiert, da dies den größten finanziellen Verlust für Optionsinhaber bedeutet und den Gewinn der Optionsverkäufer maximiert. Betrachtet man das Open Interest (OI) für die Call- und Put-Optionen, fällt die hohe Anzahl an Call-Open-Interest im Bereich von 75 bis 85 Euro/t CO2 sowie ein signifikantes Put-Open-Interest bei 70 bis 75 Euro auf. Dies deutet auf eine starke Marktmeinung hin, dass der Preis eher steigen könnte. Der Max-Pain-Wert liegt derzeit bei 75 Euro/t CO2. Dies ist der Ausübungspreis, bei dem die kombinierte Geldsumme aus Calls und Puts am geringsten ist. Der aktuelle Marktpreis liegt mit 73,31 Euro/t CO2 knapp darunter, was auf eine potenzielle Aufwärtsbewegung bis zum Verfallstag hindeutet. Die Daten deuten also darauf hin, dass es im Interesse der Stillhalter liegt, den Kurs bis zum 26.03. in Richtung 75 Euro/t CO2 zu bewegen, um den finanziellen Verlust der Optionskäufer zu maximieren. Dies könnte kurzfristig zu einer weiteren Aufwärtsbewegung führen.
Autor:Tobias Waniek
CO2-Markt weiter volatil – Spekulative Akteure zeigen Zurückhaltung
Nach der schwachen ersten Wochenhälfte in KW 10 setzte sich auch am Donnerstag die Abwärtsbewegung beim EUA Dez. 25-Future an der ICE Endex fort und die CO2-Zertifikate markierten mit 66,84 Euro/t CO2 ihr Wochentief. Am Freitag kam es nach den starken Preisrücksetzern zwar zu Kaufdruck, dennoch beendeten die Verschmutzungsrechte die Woche mit einem Minus von 4,2 Prozent bei 68,20 Euro/t CO2. Das Wochenhoch wurde am Montag mit 72,87 Euro/t CO2 erreicht.
In der aktuellen Handelswoche 11 stabilisierten sich die EUAs zunächst in einem volatilen Umfeld. Am Montag schwankten sie zwischen 70,28 Euro/t CO2 und 67,65 Euro/t CO2 und schlossen mit einem leichten Plus von 1,1 Prozent bei 68,97 Euro/t CO2. Am Dienstag folgte ein Rücksetzer um 1,0 Prozent auf 68,29 Euro/t CO2, wobei die Handelsspanne mit 67,42 bis 69,71 Euro/t CO2 weiterhin breit blieb. Nach einer schwächeren Eröffnung am Mittwoch bei 67,69 Euro/t CO2 stieg das Kaufinteresse im Handelsverlauf an und es ging 1,1 Prozent fester bei 69,06 Euro/t CO2 aus dem Handel. Am Donnerstag behalten die CO2-Bullen das Handelszepter in den Händen. Gegen 13 Uhr notierten die EUAs 2,2 Prozent im Plus bei 70,61 Euro/t CO2.
Stimmungslage auf der CERAWeek pro Öl und Gas
Auf der CERAWeek-Energiekonferenz in Houston betonte IEA-Direktor Fatih Birol die Notwendigkeit von Investitionen in bestehende Öl- und Gasfelder, um die globale Energiesicherheit zu gewährleisten. Er erklärte, dass von den weltweit 400 Mrd. Dollar, die jährlich in den Sektor fließen, rund 360 Mrd. Dollar erforderlich seien, um den natürlichen Produktionsrückgang auszugleichen. Birol erklärte: „Es besteht Bedarf an Investitionen im Upstream-Bereich von Öl und Gas, Punkt.“ Diese Aussage steht im Einklang mit der pro-fossilen Energiepolitik der Trump-Regierung, die die IEA zuvor für ihren Fokus auf saubere Energie kritisiert hatte. Im Jahr 2021 hatte die IEA noch empfohlen, keine neuen Investitionen in Kohle-, Öl- und Gasprojekte zu tätigen, um bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Es ist bemerkenswert, dass die IEA nun eine 180 Grad-Kehrtwende in der Kommunikation vornimmt. Auf der Konferenz wurden zudem Bedenken geäußert, dass eine Verlagerung der Produktion zu höheren Emissionen in anderen Weltregionen führen könnte, was insbesondere für Deutschland mit seiner energieintensiven Industrie eine entscheidende Rolle spielt.
CoT-Report: Seitwärtsbewegung könnte sich einstellen
Aus dem gestrigen Commitments of Traders-Report der EUAs an der ICE Endex geht hervor, dass sich die Nettogesamtposition aller Kategorien gegen Null bewegt. Dies deutet darauf hin, dass der Markt möglicherweise zu einem Konsens über das aktuelle Preisniveau gelangt ist. Fokussieren wir uns beim CoT-Report auf die Investmentfonds, kommen wir zu folgender Interpretation:
Die Long-Positionen der Investmentfonds haben sich von 87 Mio. EUAs auf 81 Mio. EUAs reduziert. Dies deutet darauf hin, dass spekulative Marktteilnehmer weniger Vertrauen in steigende Preise haben. Der Rückgang von knapp 6,5 Prozent ist relativ signifikant für eine Woche. Die Short-Positionen sind aber nur leicht von 44,7 Mio. EUAs auf 44,9 Mio. EUAs gestiegen. Das bedeutet, dass einige Marktteilnehmer aktiv auf fallende Preise spekulieren, jedoch in geringerem Ausmaß als der Abbau der Long-Positionen. Dadurch ist die Netto-Long-Position deutlich um 5,9 Mio. EUAs auf 36,4 Mio. EUAs gesunken. Der Rückgang der Long-Positionen bedeutet wiederum, dass Marktteilnehmer nicht mehr von weiter steigenden Preisen ausgehen. Der geringe Anstieg der Short-Positionen zeigt allerdings, dass Hedgefonds zwar vorsichtiger werden, aber nicht aggressiv auf fallende Preise setzen. Es ist also keine extreme Baisse-Stimmung feststellbar, da die Short-Positionen eben nur leicht zugenommen haben. Falls die finanziellen Spieler fest mit sinkenden Preisen rechnen würden, wäre der Anstieg der Short-Positionen schlichtweg deutlicher ausgefallen. Dies wiederum interpretieren wir so, dass die Spekulanten scheinbar eher auf eine Seitwärtsbewegung oder eine moderate Korrektur als auf einen weiteren starken Preisverfall setzen.
Autor:Tobias Waniek