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CO2 - Marktbericht

Der nächste CO2-Marktbericht erscheint wieder am 31.07.2025!

Grundlagen des Energiehandels – Handel und Beschaffung

09. und 13.03.2026

CO2-Preis nur kurzzeitig unter Druck

2025-11-20 3:00 pm

Bis Donnerstagvormittag der vergangenen Kalenderwoche 46 ging es für den EUA-Dez-25-Future kräftig aufwärts und ein neues Hoch bei 82,79 Euro/t CO2 wurde markiert. Anschließend geriet der Dezember-Future jedoch unter Verkaufsdruck: Der Wochenschlusskurs lag bei 80,91 Euro/t CO2 (plus 1,7 Prozent zur Vorwoche). Die neue Handelswoche 47 setzte aufgrund von Meldungen über eine mögliche Ausweitung kostenloser EUA-Zuteilungen die Schwäche fort, sodass das Verschmutzungsrecht am Montag unterhalb der 80-Euro-Marke schloss. Auf diesem Niveau nahm das Kaufinteresse jedoch wieder spürbar zu. Am heutigen Donnerstag gegen 15 Uhr notieren die EUA bei rund 81,5 Euro/t CO2.

Geleakter CBAM-Entwurf: EU plant niedrigere Benchmarks

Laut mehreren Medienberichten sieht ein geleakter Entwurf aus Brüssel teilweise deutlich niedrigere CBAM-Benchmarks vor als die Übergangswerte der ersten CBAM-Phase. Die neuen ETS-Benchmarks für 2026–2030 zeigen einen geringeren Rückgang der Emissionsintensität als erwartet, was zu einer höheren kostenlosen Zuteilung für die Industrie führen könnte. Analysten von BloombergNEF senkten daraufhin ihre EUA-Preisprognosen, da bis zu 481 Millionen Tonnen CO2 kostenlos zugeteilt werden könnten, deutlich mehr als in früheren Szenarien. Andere Analysten wie Energy Aspects sehen hingegen keine wesentliche Veränderung ihrer Prognosen und erwarten weiterhin einen durchschnittlichen Preis von 103 Euro/t CO2 im Zeitraum 2026–2030. Die EU-Kommission bestätigt mit dem Entwurf einen ETS-konformen Ansatz ohne zusätzliche CBAM-Verschärfungen, was die Befürchtungen einer zu strengen Auslegung zerstreut. Für Importeure steigt der Druck dennoch, Emissionsdaten offenzulegen, da ansonsten hohe CBAM-Kosten drohen. Die finale Entscheidung ist für 2026 vorgesehen, die neuen Benchmarks sollen dann rückwirkend ab 2026 gelten.

Spekulanten bleiben bullisch: Netto-Long auf über 100 Mio. EUA gestiegen

Angesichts des zunehmenden Gegenwindes aus Politik und Industrie für den Emissionshandel war zu vermuten, dass Investmentfonds ihre hohe Long-Positionierung im EU-ETS reduzieren. Zu nennen sind hier neben den CBAM-Anpassungen auch die mögliche Anrechnung internationaler Emissionszertifikate sowie Forderungen nach einer Aufweichung des Minderungspfads. Doch die CoT-Daten vom 14. November zeigten eine Wiederaufnahme der Long-Aktivität auf der Investmentfondsseite, nachdem in der Vorwoche sowohl Long- als auch Short-Positionen leicht rückläufig waren. Die Fonds erhöhten ihre Long-Bestände wieder deutlich und weiteten sie auf 131,6 Mio. EUA aus (plus 7,2 Mio. EUA). Parallel dazu wurde auch die Short-Seite moderat auf 30,0 Mio. EUA ausgebaut (plus 2,8 Mio. EUA). Trotz dieser gegenläufigen Bewegung dominiert weiterhin klar der Long-Impuls, sodass die Netto-Position auf rund 102 Mio. EUA steigt. Dass die Spekulanten trotz der Debatte um Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz an ihrer dominanten Long-Ausrichtung festhalten, unterstreicht die robuste bullische Grundhaltung.

CBAM sorgt global für Spannungen

Auf internationaler Bühne verteidigt die EU den CBAM als notwendigen Schritt und betont auf der UN-Klimakonferenz COP30, das Instrument solle Teil einer multilateralen Lösung werden. Große Schwellenländer wie China und Indien kritisieren diesen Ansatz jedoch scharf: Er beschneide ihre politische Autonomie und verletze das Pariser Prinzip der „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten“. Indien fordert unter anderem eine Ausnahme für seine Exporte. Dieses Ansinnen dürfte Brüssel jedoch ablehnen, was neues Konfliktpotenzial birgt. Zugleich formiert sich eine breitere Front von Entwicklungs- und Schwellenländern, die im UNFCCC-Rahmen ein Forum zur Bewertung unilateraler CO2-Maßnahmen verlangen. Afrikanische Vertreter sprechen von einem Paradoxon: CBAM fördere zwar die globale Dekarbonisierung, belaste jedoch rohstoffbasierte Volkswirtschaften überproportional. Sie drängen daher auf mehr Flexibilität und Unterstützung. Währenddessen folgen weitere Industrienationen dem EU-Beispiel: Großbritannien und Norwegen planen eigene CO2-Grenzausgleichssysteme, und weitere Staaten ziehen ähnliche Schritte in Betracht.

COP30 gestartet – Preisband im nEHS verlängert

2025-11-13 2:00 pm

Nach einem starken Kursanstieg zu Wochenbeginn der Kalenderwoche 45 geriet der EUA-Markt ab Mitte der Woche unter Druck. Der Dezember-25-Kontrakt schloss die Handelswoche 1,3 Prozent höher bei 79,55 Euro/t CO2 (Wochenhoch: 82,41 Euro/t CO2). Die Daten des Commitments of Traders Reports (CoT-Report) der ICE Endex bestätigten diese Bewegung: Sowohl Long- als auch Short-Positionen wurden durch die Investmentfonds moderat abgebaut, was darauf hindeutet, dass kurzfristige spekulative Positionen, eingegangen im Zuge der Nachrichtenlage, wieder geschlossen wurden. Die Netto-Long-Position blieb mit rund 97 Mio. EUA nahezu stabil.

Ein Trendwechsel lässt sich daraus nicht ableiten. Die Investmentfonds bleiben insgesamt klar Netto-Long positioniert, wodurch der EUA-Markt weiterhin eine starke Unterstützung erfährt. In der aktuellen Handelswoche ging es entsprechend bis Donnerstagvormittag wieder dynamisch aufwärts, sodass das Vorwochenhoch temporär überwunden wurde (82,79 Euro/t CO2). Anschließend setzten jedoch wieder Kursrücksetzer ein, gegen 14 Uhr notiert der Dezember-Future bei rund 81,50 Euro/t CO2.

COP30: EU und Brasilien werben für globale CO2-Bepreisung

In der brasilianischen Amazonas-Metropole Belém ist am Montag der Weltklimagipfel COP30 gestartet. UN-Klimachef Simon Stiell rief die mehr als 190 teilnehmenden Staaten dazu auf, im Kampf gegen die Erderwärmung zusammenzuarbeiten, während Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva vor Kräften warnte, die die Gefahren des Klimawandels verharmlosen. Die Europäische Union und Brasilien haben bei der COP30 eine globale Allianz zur Förderung von CO2-Bepreisung und Emissionsmärkten ins Leben gerufen. Ziel ist es, durch Einnahmen aus CO2-Zertifikaten Investitionen in klimafreundliche Technologien und die Umsetzung nationaler Klimapläne zu finanzieren. Unterstützt wird die Initiative unter anderem von Frankreich, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und China und basiert auf dem europäischen Emissionshandelssystem. Weltweit haben laut Weltbank bereits 55 Staaten entsprechende Systeme eingeführt, die rund 28 Prozent der globalen Emissionen abdecken.

nEHS: Preisband soll auch 2027 gelten

Die Bundesregierung plant, den Preisrahmen von 55 bis 65 Euro/t CO2 im nationalen Emissionshandel (nEHS) um ein Jahr bis 2027 zu verlängern, um starke Preisschwankungen beim Heizen und Tanken zu vermeiden. Grund ist die Verschiebung des europäischen Emissionshandelssystems für Verkehr und Gebäude (ETS2) auf 2028. Ohne diese Verlängerung würden 2027 automatisch die deutlich höheren EU-ETS-Preise gelten, die derzeit bei rund 80 Euro/t CO2 liegen. Das Umweltministerium prüft nun die rechtliche Umsetzbarkeit, bevor das Parlament über die Änderung entscheidet.

EU–UK: Mandat für ETS-Verknüpfung

Die EU-Mitgliedstaaten haben einem Mandat zugestimmt, um mit dem Vereinigten Königreich über eine Verknüpfung ihrer Emissionshandelssysteme (ETS) zu verhandeln. Ziel ist es, die jeweiligen CO2-Märkte zu verbinden und so gegenseitige CO2-Grenzausgleichsabgaben zu vermeiden, was besonders für britische Unternehmen von Vorteil wäre. Das Mandat soll formal vom Rat für „Wirtschaft und Finanzen“ (Ecofin-Rat) bestätigt werden, danach führt die Europäische Kommission die Gespräche im Namen der EU. Eine rasche Einigung ist jedoch unwahrscheinlich, sodass britische Exporteure ab Januar weiterhin vom EU-Grenzausgleichsmechanismus betroffen sein werden. Das Vereinigte Königreich plant seinerseits, 2027 eine eigene CO2-Grenzabgabe einzuführen. Das britische Oberhaus hat zudem die britische Regierung aufgefordert, mehr Klarheit über Streitbeilegungsmechanismen bei einer möglichen Verknüpfung des britischen und des EU-Emissionshandelssystems zu schaffen. Besonders umstritten ist die Frage, ob der Europäische Gerichtshof in solchen Fällen eine Rolle spielen soll und wie weit das Vereinigte Königreich EU-Regeln dynamisch anpassen müsste.

Industriestrompreis-Debatte und EU-Klimakurs

2025-11-06 3:30 pm

Die Kursentwicklung der EUAs verlief in der vergangenen Kalenderwoche 44 in vergleichsweise ruhigen Bahnen. Der EUA-Dez-25-Future schloss auf Wochensicht 0,2 Prozent im Plus. Auch im gesamten Oktober war nur eine geringe Veränderung festzustellen, der Dezember-Future stieg 3,8 Prozent an und damit den vierten Monat in Folge. Mit Beginn des neuen Monats November und der aktuellen Handelswoche war die Ruhe beendet und die Emissionsrechte stiegen allein am Montag kräftig um 3,8 Prozent an. Auch am Dienstag setzte sich die Aufwärtsbewegung fort und ein neues Hoch bei 82,41 Euro/t CO2 wurde markiert. In den Folgetagen nahm der Kaufdruck jedoch wieder merklich ab, am Donnerstagnachmittag notierte das CO2-Zertifikat gegen 15 Uhr bei rund 80,4 Euro/t CO2.

Auslöser waren insbesondere Äußerungen von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche am Montagvormittag auf dem europäischen Industriegipfel in Berlin. Reiche geht demnach davon aus, dass ab dem 1. Januar 2026 ein staatlich subventionierter Industriestrompreis in Deutschland eingeführt werden könnte. Eingepreist wurde eine moderate Wiederbelebung der industriellen Strom- und damit auch EUA-Nachfrage.

EU weicht Klimaschutzziele auf – ETS 2-Start verschoben

Auch auf europäischer Ebene lieferte die Politik Signale für die CO2-Märkte. Kurz vor Beginn der UN-Klimakonferenz COP30 in Brasilien hat sich die EU auf eine Anpassung ihrer Klimaziele geeinigt. Die EU-Klimaminister beschlossen eine Emissionsminderung um 90 Prozent bis 2040 gegenüber 1990. Bis zu 5 Prozent dieser Reduktion dürfen jedoch über internationale CO2-Zertifikate erfolgen, wodurch der tatsächliche inländische Minderungsbeitrag auf rund 85 Prozent sinkt. Eine zusätzliche Nutzung solcher Zertifikate über weitere 5 Prozent wird für die Zukunft geprüft. Auch ein Zwischenziel für 2035 wurde beschlossen, mit einer Reduktionsspanne zwischen 66,3 und 72,5 Prozent. Die ursprüngliche Empfehlung der EU-Kommission sah eine striktere Zielsetzung mit maximal 3 Prozent Auslandszertifikaten vor.

Zudem soll der Start des neuen Emissionshandelssystems für Gebäude und Straßenverkehr (ETS 2) um ein Jahr auf 2028 verschoben werden. Hintergrund sind Sorgen über mögliche Preissteigerungen für Bürger und die Notwendigkeit eines stabilen Preissignals für CO2-Zertifikate. Die EU-Kommission will daher noch 2025 Maßnahmen vorschlagen, darunter einen früheren Start der Auktionen und Anpassungen an der Marktstabilitätsreserve. Ziel bleibt weiterhin, die Emissionen bis 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Eine Verzögerung beim ETS 2 soll laut Kommission das 2030-Ziel von minus 55 Prozent nicht gefährden.

CoT-Report EUA: Moderate Veränderung in KW 44

Die aktuellen CoT-Daten der ICE-Endex per 31.10.2025 zeigen eine erneute Ausweitung der spekulativen Long-Positionierung der Investmentfonds. Die Long-Position stieg gegenüber der Vorwoche um 3,2 Mio. EUA auf 125,1 Mio. EUA (plus 2,6 Prozent). Gleichzeitig legte die Short-Position moderat um 0,6 Mio. EUA auf 28,6 Mio. EUA zu (plus 2,1 Prozent). In der Summe erhöhte sich damit die Netto-Long-Position um 2,6 Mio. EUA auf 96,5 Mio. EUA (plus 2,8 Prozent).

Wie eingangs beschrieben, trat der EUA-Dez-25-Future in der Vorwoche auf der Stelle und entsprechend war eine relativ geringe Veränderung der Positionierung der Investmentfonds zu erwarten. Die „starken Hände“ haben auf neue Richtungsimpulse gewartet. Der Anstieg über 80 Euro/t CO2 in der aktuellen Woche durch die Meldung zum möglichen Industriestrompreis in Deutschland war genau ein solcher Impuls, sodass die Spekulanten zu Beginn der aktuellen Woche die Long-Positionen erneut stark ausgebaut haben dürften. Genaueres liefert der CoT-Report am kommenden Mittwoch, den 12. November. Mit rund 125 Mio. EUAs an Long-Positionen der Spekulanten ist der CO2-Preis weiterhin stark gestützt, denn dem EUA-Markt fehlt ein beträchtlicher Teil des Zertifikate-Angebots. Solange diese Positionen nicht abgebaut werden, bleibt der CO2-Markt bullish.

CO2-Intensität im bisherigen Jahresverlauf angestiegen

In den ersten zehn Monaten des aktuellen Jahres kam es im europäischen Stromsektor zu einem Anstieg der Emissionen. Nach einem windarmen Winter 2024/25 (Dunkelflaute) und einer Serie kalter Wochen Anfang 2025 mussten Versorger erneut verstärkt auf Kohle- und Gaskraftwerke zurückgreifen. Hinzu kamen Ausfälle französischer Kernkraftwerke. Entsprechend stieg die Stromerzeugung aus Gaskraftwerken von Januar bis Oktober 2025 auf 45,3 TWh, nach 43,2 TWh im Vergleichszeitraum in 2024 und 40,5 TWh in 2023 (Daten: ENTSO-E). Die Folge war ein Anstieg der Emissionsintensität, besonders im Februar 2025, als die CO2-Emissionen 50,3 g CO2e/kWh über dem Vorjahresniveau lagen.

Spekulation und EU-Politik prägen den CO2-Markt

2025-10-30 3:00 pm

Nachdem die CO2-Zertifikate in Form des EUA-Dez-25-Futures im September noch eine kräftige Aufwärtsbewegung hinlegten, geriet diese im Oktober ins Stocken. So startete der Dezember-Future in der vergangenen Handelswoche noch bei rund 80 Euro/t CO2, konnte diese wichtige Widerstandsmarke aber erneut nicht überwinden und fiel bis Wochenschluss auf 78,38 Euro/t CO2 zurück. Diese Kursschwäche setzte sich zu Beginn der aktuellen Kalenderwoche 44 zunächst weiter fort, mit einem Tages- und Wochentief bei 77,0 Euro/t CO2 am Montag. Daraufhin stabilisierten sich die Notierungen aber wieder und notieren am Donnerstagnachmittag leicht oberhalb von 79 Euro/t CO2. Entscheidend bleibt weiterhin die Positionierung der Spekulanten. Im EU-ETS 2 sorgten Meldungen aus Brüssel außerdem zuletzt für einen Kursrutsch.

Nachlassender Kaufdruck der CO2-Spekulanten?

Die beschriebene Konsolidierung und der bislang erfolglose Versuch, die 80-Euro-Marke beim EUA-Dez-25-Future nachhaltig zu durchbrechen, bestätigten sich auch anhand der jüngsten Daten des Commitments of Traders Report der ICE Endex. Mit Datenstand 24.10.2025 haben die Investmentfonds in der vergangenen Handelswoche ihre Positionen nur geringfügig angepasst. Die Long-Position sank leicht um 1,1 Mio. t CO2 auf 121,9 Mio. t CO2. Die Short-Position nahm ebenfalls geringfügig ab, um 0,3 Mio. t CO2 auf 28,0 Mio. t CO2. Damit verringerte sich die Netto-Long-Position um 0,9 Mio. t CO2 auf weiterhin hohe 93,9 Mio. t CO2.

Aktuell befindet sich der CO2-Markt auf Richtungssuche und wartet auf neue Impulse. Die „starken Hände“ scheinen die Aufwärtsbewegung vorerst nicht weiter fortsetzen zu können. Allerdings bleibt zu beachten, dass mit einer Long-Position von 121,9 Mio. t CO2 dem EUA-Markt ein beträchtlicher Teil des Zertifikate-Angebots „entzogen“ ist. Solange diese Positionen nicht abgebaut werden, bleibt das Preisniveau grundsätzlich unterstützt. Die enge Handelsspanne bleibt somit genau zu beobachten. Ein Anstieg über die 80-Euro-Marke dürfte weiteres Kaufinteresse anziehen.

EU will Preise im ETS 2-System begrenzen

Während die Preise des EU-ETS 1 zuletzt etwas an Dynamik verloren, gab es beim noch relativ neuen EU-Emissionshandel 2 mit Beginn der vergangenen Kalenderwoche 43 eine kräftige Abwärtsbewegung. So notierte der EUA2-Dez27-Future am 20. Oktober im Settlement noch bei rund 84 Euro/t CO2 und brach daraufhin bis rund 62,6 Euro/t CO2 ein, ein Rückgang von über 25 Prozent. Hintergrund waren politische Äußerungen und Pläne. Die Europäische Kommission will mit einem Reformpaket für das Emissionshandelssystem ETS 2 Preisschwankungen reduzieren und die Planbarkeit erhöhen. Laut Kommission sollen bei Preisen über 45 Euro/t CO2 zusätzliche Zertifikate freigegeben werden, um übermäßige Kostensteigerungen in den Anfangsjahren zu verhindern. Geplant sind außerdem vorgezogene Zertifikatsauktionen ab Mitte 2026. Der EU-ETS 2 soll ab 2027 Emissionen aus Gebäuden, Straßenverkehr und kleineren Unternehmen erfassen.

Wachsende Spannungen um EU-Klimapolitik

Die geopolitischen Auseinandersetzungen um die Klimaschutzmaßnahmen der EU verschärfen sich weiter. So meldeten die USA und Katar zuletzt gemeinsam schriftlich Sorgen, dass die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) die LNG-Lieferungen nach Europa und deren Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen könnte, und warnten vor möglichen Einschränkungen künftiger Lieferverträge. Die Diskussion um die Deforestation Regulation (EUDR) und eine globale Schifffahrts-Emissionsabgabe zeigt ebenfalls, dass der EU-Klimaregulierungsrahmen weltweit zunehmend als Handelshindernis wahrgenommen wird. Die Pläne der International Maritime Organisation (IMO) für eine globale Schifffahrts-CO2-Abgabe stießen auf Widerstand der USA. Zudem sieht sich die EU wachsendem Druck wegen ihres Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) ausgesetzt. Vertreter der US-Regierung und Industrieverbände argumentieren, das Instrument, das ursprünglich auf kohlenstoffintensive Güter wie Stahl, Aluminium, Zement und Strom abzielt, könne sich zu einem umfassenderen Zollsystem entwickeln. Parallel dazu verlangt Indien weitere Gespräche über den CBAM im Rahmen der laufenden Handelsverhandlungen. Für die EU wird es zunehmend schwieriger, zwischen Klimaschutzambitionen und handelspolitischer Realpolitik zu balancieren.

Nach dem Test der 80-Euro-Marke: EUAs im Konsolidierungsmodus

2025-10-09 1:20 pm

Nach einem Tageshoch von 80,11 Euro/t CO2 am Montag fiel der EUA-Dez-Future im Schlusskurs auf 78,8 Euro/t CO2. Das entsprach einem Rückgang von 0,82 Prozent im Vergleich zum Freitags-Closing. Am Dienstag setzte sich die leichte Korrektur fort. Die EUAs erreichten ein Tageshoch von 79,13 Euro/t CO2 und ein Tief von 78 Euro/t CO2. Der Schlusskurs lag bei 78,32 Euro/t CO2, was einem Minus von 0,61 Prozent entsprach. Am Mittwoch erholten sich die Preise wieder moderat. Der höchste gehandelte Kurs lag bei 79,29 Euro/t CO2. Der Handel endete bei 79,1 Euro/t CO2, was einem leichten Plus von einem Prozent entsprach. Am Donnerstag zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Marktberichts bewegten sich die CO2-Zertifikate in einer engen Spanne zwischen 78,9 und 78,26 Euro/t CO2. Insgesamt zeigt die Entwicklung über den betrachteten Zeitraum eine Konsolidierungsphase mit leichten Rückgängen und einem eher seitwärts gerichteten Verlauf. Damit setzte sich nach dem kräftigen Anstieg der Vorwoche zunächst keine Anschlussdynamik nach oben durch. Ist das nur ein Luftholen vor dem nächsten Kaufrausch?

EUA-Markt: Spekulanten erhöhen Long-Position auf Rekordwert

Im Vergleich zur Vorwoche (26.09.2025) haben Investment Funds ihre Long-Positionen um 9,5 Prozent bzw. 9,79 Mio. t ausgeweitet. Gleichzeitig stiegen auch die Short-Positionen leicht um 1,3 Prozent bzw. 0,35 Mio. t. Die Netto-Long-Position erhöhte sich damit deutlich um 12,4 Prozent. Investmentfonds gelten im EUA-Markt als spekulativ orientierte Akteure, die frühzeitig Markttrends antizipieren. Die aktuelle Verschiebung signalisiert einerseits ein wachsendes Vertrauen in steigende EUA-Preise. Der deutliche Ausbau der Long-Seite bei nur geringfügigem Short-Anstieg spricht für eine klare Erwartung an steigende Preise. Mit einer Netto-Long-Position von rund 85,7 Mio. t halten Investmentfonds derzeit etwa dreimal mehr Long- als Short-Positionen. Andererseits sind die Investmentfonds bereits stark auf der Long-Seite engagiert. Dies bedeutet, dass ein Großteil der spekulativen Nachfrage bereits investiert ist. Der Spielraum für neue Long-Positionen wird geringer, während das Risiko steigt, dass bei Gewinnmitnahmen große Verkaufswellen entstehen. Wenn der Markt beginnt zu drehen (z. B. durch politische Signale, makroökonomische Abkühlung), könnten Fonds sehr schnell ihre Positionen abbauen wollen. Historisch gesehen waren Phasen extremer Netto-Long-Positionen bei Spekulanten oft Vorboten einer Preiskorrektur, zwar nicht sofort aber “irgendwann”.

Wesentliche Markttreiber für die Zukunft

Ab 2026 wird der Markt für CO2-Zertifikate knapper und die Preise werden daher von einigen Analysten steigend erwartet. Dafür gibt es auch mehrere Gründe: Der lineare Reduktionsfaktor wurde zuletzt von 2,2 auf 4,3 Prozent erhöht, was das Angebot an Zertifikaten verknappt. Im August 2026 enden die zusätzlichen RePowerEU-Versteigerungen, wodurch dem Markt weitere Zertifikate entzogen werden. Dabei verhindert die Marktstabilitätsreserve, dass überschüssige Zertifikate in den Markt zurückkehren, was die Knappheit verstärkt. Zudem wird ab 2026 die kostenlose Zuteilung für einige Sektoren reduziert, was die Auktionsnachfrage erhöht. Hinzu kommt der Bedarf der Schifffahrt, die ab 2026 ihre Emissionen vollständig decken muss. Diesen Preistreibern steht allerdings eine schwache Wirtschaft und eine geringe physische Nachfrage seitens der Industrie gegenüber. Auch könnte die Politik einlenken, sollten die EUA-Preise zu schnell zu stark steigen. Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich diesbezüglich in der ein oder anderen Rede bereits zu Wort gemeldet und damit verbal in den Markt interveniert. „Es nützt überhaupt nichts, wenn wir allein in Deutschland klimaneutral werden“, sagte Merz bspw. im Juli in Berlin. „Selbst wenn wir es heute am Tag wären, würde sich morgen auf der Welt nichts ändern.“ Denn noch höhere Strompreise aufgrund von EUA-Preisen im Bereich 100 Euro/t CO2 oder darüber dürfte für die europäische und insbesondere deutsche Industrie kaum verkraftbar sein.

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