CO2 - Marktbericht

Der nächste CO2-Markbericht erscheint am 09.01.2025

70-Euro-Marke bei den EUAs erneut von oben getestet

2025-07-10 4:00 pm

Zum Wochenbeginn am Montag pendelte der CO2-Dez-Future zwischen 71,99 Euro/t CO2 und 70,62 Euro/t CO2 und beendete den Tag nahezu unverändert bei 71,40 Euro/t CO2, was auf eine Phase der Konsolidierung hindeutete.

Der Dienstag brachte erneut Abgaben. Nach einem Hoch von 71,46 Euro/t CO2 und einem Tief von 70,28 Euro/t CO2 schlossen die Verschmutzungsrechte mit einem Minus von 1,37 Prozent bei 70,42 Euro/t CO2. Am Mittwoch zeigten sich die EUAs leicht stabilisiert, bewegten sich zwischen 71,08 Euro/t CO2 und 69,89 Euro/t CO2, um letztlich nahezu unverändert bei 70,55 Euro/t CO2 zu schließen (plus 0,18 Prozent). Der bisherige Donnerstag brachte bis 16 Uhr schließlich einen kleinen Gewinn, mit einem Tageshoch von 71,55 Euro/t CO2 und einem Schlusskurs von 70,93 Euro/t CO2, entsprechend einem Anstieg von 0,54 Prozent.

EEX startet Handel mit ETS2-Futures zur frühzeitigen Absicherung

Die European Energy Exchange hat in dieser Woche erstmals Terminkontrakte für das neue EU-Emissionshandelssystem ETS2 eingeführt, um Unternehmen eine frühzeitige Absicherung vor dem offiziellen Start 2027 zu ermöglichen. Das erste Geschäft erfolgte zwischen Macquarie und CFP Energy, vermittelt durch Tradition. Die Futures mit Laufzeiten bis 2029 ergänzen das bestehende EU-ETS und sollen insbesondere Sektoren wie Gebäude und Verkehr abdecken.

CoT-Daten bullish für EUAs

Der CoT-Report der EUAs mit Datenstand 04.07. sendet ein bullishes Signal an die CO2-Märkte. Die Investment Funds haben in der Berichtswoche ihre Long-Positionen merklich ausgebaut und zugleich Short-Positionen reduziert. Das deutet darauf hin, dass diese Akteure in den kommenden Wochen mit steigenden CO2-Preisen rechnen.

Politischer Gegenwind für den Klimaschutz

Bundeskanzler Merz äußerte sich in der Regierungsbefragung am Mittwoch vielsagend zum Klimaschutz. „Selbst wenn wir alle zusammen morgen am Tag klimaneutral wären in Deutschland, würde keine einzige Klimakatastrophe auf der Welt weniger geschehen, würde kein einziger Waldbrand weniger geschehen, würde keine einzige Überschwemmung in Texas weniger geschehen.“ Merz bekannte sich aber explizit zu den Pariser Klimazielen, mit denen die globale Erwärmung auf 1,5 bis zwei Grad im Vergleich zu vorindustriellen Werten begrenzt werden soll. „Wir wollen Klimaschutz und Industriestandort miteinander verbinden. (…) Wir sind ungefähr ein Prozent der Weltbevölkerung, wir stellen ungefähr zwei Prozent des Problems dar, was CO2-Emissionen betrifft. Manchmal ist an anderer Stelle in der Welt mit geringeren Grenzkosten sehr viel mehr zu erreichen als, wenn wir hier mit hohen Beträgen das letzte Kilo CO2 vermeiden.“

Was sagt die Charttechnik?

Der EUA-Dez-25-Future befindet sich seit dem Hoch vom 13.06. bei 76,75 Euro/t CO2 in einem kurzfristigen Abwärtstrend. Die seitwärts verlaufende 200-Tage-Linie bei derzeit 70,45 Euro/t CO2 und die 70-Euro-Marke wurden am Mittwoch dieser einer ernsthaften Bewährungsprobe unterzogen. Im Tagestief ging es hinunter bis auf 69,89 Euro/t CO2, der Schlusskurs lag bei 70,55 Euro/t CO2. Die 70-Euro-Marke scheint vorerst halten zu können, denn am Mittwoch wurde eine Doji-Kerze ausgeprägt. Nach drei Tagen mit roten Kerzenkörpern ist es die erste Kerze mit einem kleinen grünen Kerzenkörper. 

Waffenstillstand in Nahost – Sorge um französische KKW

2025-06-26 2:00 pm

Die Energiemärkte, einschließlich des CO2-Handels, wurden in den vergangenen Tagen maßgeblich durch geopolitische Spannungen im Nahen Osten geprägt. In der vergangenen Handelswoche 25 sorgten Berichte über mögliche Deeskalationssignale aus dem Iran sowie Spekulationen um einen möglichen US-Angriff auf iranische Atomanlagen für Bewegung an den Märkten. In der Nacht von Samstag auf Sonntag (MESZ) erfolgte schließlich ein gezielter Militärschlag der USA.

Im Zuge der anschließenden Meldung über einen Waffenstillstand kommt es in der aktuellen KW 26 zu spürbaren Kurskorrekturen an den Energiemärkten. Der EUA-Dez-25-Future notierte am frühen Donnerstagnachmittag rund drei Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag. Die Märkte richten ihren Fokus nun wieder verstärkt auf fundamentale Faktoren.

Hohe Wassertemperaturen schränken französische Kernkraft ein

Mit dem Abflauen der geopolitischen Unsicherheiten rücken wieder angebotsseitige Einflussfaktoren in den Vordergrund – insbesondere die Auswirkungen hoher Temperaturen auf die französische Kernkraftwerksverfügbarkeit. Der französische Kernkraftwerksbetreiber EDF kündigte voraussichtliche Produktionskürzungen im Kernkraftwerk Bugey (3,6 GW) ab Samstag an, da die Rhône infolge hoher Temperaturen überhitzt ist. Auch das südlicher gelegene St-Alban-Kraftwerk (2,7 GW) könnte ab Dienstag betroffen sein. Bereits zuvor warnte EDF vor Kürzungen in Blayais (3,6 GW) und Golfech (2,6 GW) entlang der Garonne. Hintergrund ist die gesetzliche Verpflichtung zur Leistungsreduktion bei zu warmem oder zu niedrigem Flusswasser, das zur Reaktorkühlung dient. Anhaltende oder steigende Einschränkungen der französischen Kernkraftwerksflotte erhöhen den Bedarf an fossilen Kraftwerken, was die EUA-Nachfrage stützt.

Investmentfonds reduzieren leicht ihre Long-Positionen

Laut aktuellem Commitments-of-Traders-Report (CoT-Report) der ICE haben Investmentfonds ihre Netto-Long-Positionen per 20. Juni um rund fünf Millionen EUAs reduziert. Insgesamt halten spekulative Akteure derzeit 23.017 Netto-Long-Kontrakte (23 Mio. EUAs), verteilt auf 60,3 Mio. Long- und 37,3 Mio. Short-Positionen. Die Reduktion erfolgte ausschließlich über einen Rückgang auf der Long-Seite, nicht durch zusätzliche Short-Engagements. Dies deutet auf eine abwartende Haltung institutioneller Investoren hin. Parallel dazu verringerte sich die Korrelation zwischen dem CO2-Markt und den Aktienmärkten spürbar.  Viele Marktteilnehmer im EUA-Markt, insbesondere die Hedgefonds, sind am Finanzmarkt beheimatet. Die Korrelation ist allerdings nicht konstant, und aktuell ist sie nicht mehr vorhanden.

CBAM: EU entlastet kleine Importeure

Das Europäische Parlament und die polnische EU-Ratspräsidentschaft haben sich auf eine vereinfachte Umsetzung des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) geeinigt. Die neuen Regeln sollen noch dieses Jahr verbindlich werden und gelten ab 2026. Ein zentraler Punkt der Einigung ist die Entlastung kleiner Importeure: Unternehmen, die weniger als 50 t pro Jahr an CBAM-relevanten Gütern wie Stahl, Zement oder Wasserstoff einführen, sollen künftig von den Berichtspflichten ausgenommen werden. Diese Ausnahmeregelung betrifft etwa 90 Prozent der Importeure, die jedoch zusammen nur rund ein Prozent der importierten Emissionen ausmachen. Gleichzeitig wurde der Startzeitpunkt für den verpflichtenden Zertifikatekauf größerer Importeure auf den 1. Februar 2027 verschoben. Die neuen Regelungen sollen drei Tage nach Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft treten.

ETS 2: CO2-Preis soll bis 2035 deutlich steigen

Im neuen europäischen Emissionshandelssystem ETS 2 rechnet das Energiewirtschaftliche Institut (EWI) mit einem deutlichen Preisanstieg. Der CO2-Preis soll demnach ab 2027 bei rund 120 Euro/t CO2 starten und bis 2035 auf etwa 200 Euro/t CO2 steigen. Grundlage der Prognose ist die Hotelling-Regel, wonach knappe Ressourcen im Preis entsprechend dem Zinssatz ansteigen. Zwischen 2029 und 2031 wird der Preisanstieg durch eine temporär erhöhte Zertifikatsverfügbarkeit (Frontloading) kurzzeitig unterbrochen. Trotz hoher Preise erwartet das EWI, dass Deutschland seine Klimaziele in den Bereichen Wärme und Verkehr verfehlen wird. Nur ein durchschnittlicher CO2-Preis von 250 Euro/t CO2 würde ausreichende Investitionsanreize für Haushalte schaffen. Der Terminhandel für ETS-2-Zertifikate hat im Mai begonnen, mit steigenden Preisen an der Börse ICE Endex. Im Juli startet der Handel auch an der EEX. Aktuell notiert der EUA2-Dez-28-Future bei rund 80 Euro/t CO2 an der ICE Endex.

Spekulatives Kaufinteresse nimmt wieder zu

2025-06-12 3:30 pm

In der vergangenen KW 23 waren die CO2-Bullen die stärkere Marktpartei, sodass der EUA-Dez-25-Future auf Wochensicht 4,9 Prozent zulegte. Entsprechend zeigte sich auch in den Daten des jüngsten Commitments of Traders-Report (CoT-Report) der ICE Endex mit Datenstand 6. Juni ein Aufbau der Netto-Long-Positionen der spekulativen Marktteilnehmer, und zwar um 5,7 Mio. EUAs. Die Long-Position stieg um 3,0 Mio. EUAs, die Short-Position sank um 2,8 Mio. EUAs. Das spekulative Kaufinteresse im Europäischen Emissionshandel nimmt wieder zu.

In der aktuellen Handelswoche setzt sich der Kaufdruck bislang aber nicht fort. Am Donnerstagnachmittag notiert das Emissionsrecht etwa auf dem Schlusskurs des vergangenen Freitags. Die EUAs haben den Sprung über die Marke von 75 Euro/t CO2 bisher nicht vollziehen können.

Skepsis gegenüber freier CO2-Preisbildung

Im aktuellen Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung äußert sich SPD-Fraktionschef Matthias Miersch kritisch zur Preisbildung im europäischen Emissionshandel für Gebäude und Verkehr, der ab 2027 greifen soll. Insbesondere die Unvorhersehbarkeit der CO2-Zertifikatspreise bereitet ihm Sorgen – er warnt vor sozialen Verwerfungen durch möglicherweise stark steigende Heiz- und Spritkosten. Miersch fordert konkrete Maßnahmen wie Preisdeckel oder Preiskorridore, um die Marktvolatilität einzugrenzen und Überforderung breiter Bevölkerungsschichten zu vermeiden. Dabei stellt er klar, dass der Emissionshandel grundsätzlich ein sinnvolles Instrument sei – jedoch nur bei passenden Rahmenbedingungen. Ohne soziale Abfederung könne das System jedoch auf Widerstand stoßen, insbesondere in osteuropäischen Ländern mit hoher energetischer Sanierungsbedürftigkeit. Miersch plädiert für eine konsequente Förderung klimaneutraler Alternativen, etwa durch Zuschüsse für Wärmepumpen und Investitionen in E-Mobilität sowie den öffentlichen Verkehr. Die bestehende Förderung müsse fortgeführt und schnell rechtlich abgesichert werden.

EU-Förderung für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF)

Die Europäische Kommission plant, Milliardenbeträge aus dem Emissionshandel bereitzustellen, um den Einsatz nachhaltiger Flugkraftstoffe zu fördern. Dies soll die Dekarbonisierung der Luftfahrt vorantreiben, da SAF derzeit etwa drei- bis fünfmal teurer ist als herkömmliches Kerosin. Die EU verlangt bereits, dass zwei Prozent des an EU-Flughäfen verfügbaren Kraftstoffs SAF sein müssen, mit einem Anstieg auf sechs Prozent bis 2030. Airlines müssen zudem Zertifikate vom EU-Kohlenstoffmarkt kaufen, um ihre Emissionen aus europäischen Flügen abzudecken.

Grüne Kraftstoffe könnten den Strommix fossiler machen

Laut einer aktuellen Analyse des Klimathinktanks Sandbag könnten die EU-Bemühungen zur Förderung nachhaltiger Kraftstoffe unbeabsichtigt zu einem Anstieg der fossilen Stromerzeugung führen. Hintergrund ist die zunehmende Nutzung von RFNBOs (erneuerbaren, nicht-biologischen Kraftstoffen), die aus Ökostrom hergestellt werden und in Sektoren wie Industrie und Verkehr eingesetzt werden sollen. Die geltenden Vorgaben verhindern jedoch nicht, dass in Zeiten knapper Stromverfügbarkeit die erneuerbare Energie für die RFNBO-Produktion verwendet wird – mit der Folge, dass konventionelle Kraftwerke einspringen müssen. Das würde zu höheren CO2-Emissionen im Stromsektor führen als in einem Szenario mit reiner Elektrifizierung. Sandbag empfiehlt daher, den Strombezug für RFNBOs auf Zeiten mit Preisen unter 20 Euro/MWh zu beschränken. Eine konsequente Elektrifizierung, insbesondere im Verkehrssektor, könne mehr Emissionen vermeiden und den Ausbau erneuerbarer Kapazitäten effizienter gestalten.

Politik dominiert den EUA-Markt – Spekulanten bleiben abwartend

2025-06-05 2:00 pm

Die vergangene Handelswoche war auch davon geprägt, dass am Donnerstag ein Feiertag war, den zahlreiche Marktteilnehmer am Freitag für einen Brückentag nutzten. Die Börsen waren zwar durchgehend geöffnet, das Handelsvolumen war aber gering. Im ausgedünnten Handel kam es dann zu merklichen Kursrückgängen am Donnerstag und am Freitag, sodass der EUA-Dez-25-Future auf Wochensicht 1,8 Prozent verlor. Dies war erneut auf den Zollkonflikt zurückzuführen. So hatte ein Handelsgericht in New York am Mittwoch die neuen US-Zölle zunächst für rechtswidrig erklärt und deren sofortigen Stopp angeordnet. Das führte am Donnerstag im frühen Handel zunächst zu steigenden Notierungen. Kurze Zeit später entschied aber ein US-Bundesberufungsgericht, dass die von US-Präsident Donald Trump verhängten Importzölle vorerst doch weiter gelten dürfen. Damit gab das Gericht einem Eilantrag der US-Regierung statt, die argumentiert hatte, dass die Frage die nationale Sicherheit berühre. In der aktuellen Handelswoche 23 stabilisiert sich der Kurs der EUAs. Am Donnerstagnachmittag notiert der Dezember-Future rund 4,4 Prozent fester gegenüber dem Freitagsschlusskurs bei 73,50 Euro/t CO2.

Spekulanten bleiben an der Seitenlinie

Die Spekulanten im EU-ETS haben laut jüngstem Commitments-of-Traders-Report die Positionierung in der Vorwoche erneut kaum verändert. Die Long-Position sank leicht um 0,2 Mio. EUAs, die Short-Position stieg um 0,7 Mio. EUAs. In Summe sank die Netto-Long-Position um rund 0,9 Mio. EUAs. Damit wurde der Anstieg um 1,0 Mio. EUAs in der Woche davor nahezu egalisiert. Die Investmentfonds warten weiter auf klare Signale.

Veröffentlichung der TNAC bringt keine Überraschung

Laut Mitteilung der Europäischen Kommission vom vergangenen Mittwoch wird die Marktstabilitätsreserve (MSR) des EU-Emissionshandels zwischen dem 1. September 2025 und dem 31. August 2026 insgesamt 276 Mio. EUA-Zertifikate aus den geplanten Auktionen entziehen. Dies entspricht 24 Prozent der von der Kommission geschätzten Gesamtzahl der im Umlauf befindlichen Zertifikate (TNAC) im letzten Jahr, die sich auf etwa 1,15 Mrd. Zertifikate belief. Der TNAC ist ein Indikator für den Überschuss auf dem Markt. Die Anpassung basiert auf den 2023 reformierten Regeln der MSR, wonach bei Überschreitung eines Schwellenwerts von 1.096 Mio. Zertifikaten 24 Prozent des Überschusses vom Markt genommen werden. Die überarbeitete MSR ist Teil des EU-Plans, die Emissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Die genauen Auktionskalender mit den reduzierten Volumina werden im Juli 2025 veröffentlicht. Marktreaktionen blieben aus, da die angekündigte Reduktion im Rahmen der Erwartungen lag. Die nächste TNAC-Kennziffer wird laut Europäischer Kommission bis spätestens 1. Juni 2026 veröffentlicht.

Neues Frontloading im EUA-Markt geplant?

Die Europäische Kommission könnte im Juli ankündigen, weitere Emissionszertifikate aus künftigen Jahren vorzuziehen, um das Ziel zu erreichen, bis August 2026 insgesamt 20 Milliarden Euro zu erlösen. Die EU-Kommission hatte im Rahmen des RePowerEU beschlossen, zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf von 250 Millionen EUAs aus der MSR zu generieren, um die Finanzierung zu ermöglichen. Die unter den Erwartungen liegenden CO2-Preise könnten nun dazu führen, dass weitere EUAs verkauft werden müssen.

EU plant flexibleres Klimaziel für 2040

Die EU-Kommission will im Juli ein neues Zwischenziel für den Klimaschutz bis 2040 vorschlagen, das mehr Flexibilität durch internationale CO2-Zertifikate und den Verzicht auf sektorale Unterziele bieten könnte. Der Entwurf sieht vor, Maßnahmen zur Entfernung oder Vermeidung von Emissionen einzubeziehen und strebt weiterhin eine Reduktion der Nettoemissionen um 90 Prozent an. Ziel ist es, sowohl konservative Abgeordnete als auch skeptische Mitgliedstaaten wie Polen zu überzeugen und Investitionssicherheit für die Industrie zu schaffen. Gleichzeitig wird diskutiert, ob ausgewählte, qualitativ hochwertige CO2-Gutschriften aus Nicht-EU-Staaten erneut in das Emissionshandelssystem integriert werden könnten.

CBAM-Einführung könnte sich verzögern

Der Verband der europäischen Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E plädiert für eine Verschiebung des CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) über 2026 hinaus. Insbesondere in Südosteuropa befürchtet man Wettbewerbsverzerrungen und ineffiziente Stromflüsse. Obwohl ENTSO-E das Instrument grundsätzlich befürwortet, fordert der Verband weitergehende Folgenabschätzungen und klare Zuständigkeiten.

Mögliche ETS-Kopplung treibt UKA auf Jahreshoch

2025-05-22 1:35 pm

Starker Verkaufsdruck am Freitag der abgelaufenen Kalenderwoche 20 reduzierte das Wochenplus des EUA-Dez-25-Futures auf lediglich 1,5 Prozent, nachdem der Dezember-Kontrakt zwischenzeitlich rund 6,6 Prozent im Plus notierte. Zu Beginn der laufenden KW 21 setzte sich die Korrektur zunächst fort, bevor am Dienstag eine deutliche Aufwärtsbewegung einsetzte. Den Kaufdruck können die CO2-Bullen im bisherigen Wochenverlauf jedoch nicht aufrechterhalten: Am frühen Donnerstagnachmittag gegen 13 Uhr notierten die Emissionsrechte im Wochenvergleich rund 0,8 Prozent höher bei 72 Euro/t CO2.

EU und Großbritannien planen CO2-Handelsverknüpfung

Die Europäische Kommission und die britische Regierung wollen ihre Emissionshandelssysteme enger verknüpfen, um die Dekarbonisierung voranzutreiben und gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. In einer gemeinsamen Erklärung betonten beide Seiten die Notwendigkeit klar definierter Sektoren, um Wettbewerbsverzerrungen und Industrieabwanderung zu vermeiden. Auch Ausnahmen vom CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) wurden diskutiert, die allerdings jeweils einer bilateralen Prüfung bedürfen. Während das europäische CBAM ab Januar 2026 greift, plant das Vereinigte Königreich die Einführung ein Jahr später. Eine Kopplung beider Systeme würde zu einer weitgehenden Preisangleichung führen. Konkrete Aussagen sind jedoch erst möglich, sobald Details vorliegen. Gleichwohl löste der Gipfel am 19. Mai bereits starkes Kaufinteresse aus, sodass der UKA-Preis ein neues Jahreshoch erreichte.

Spekulanten verlassen EUA-Markt

Seit April geht das Open Interest (OI) bei den EUAs deutlich zurück. Das OI misst die Zahl aller offenen Kontrakte, die noch nicht durch eine Gegenposition glattgestellt wurden; jeder Kontrakt wird dabei – ungeachtet seiner Long-/Short-Zuordnung – nur einmal gezählt. Ein Rückgang des OI signalisiert, dass Marktteilnehmer Positionen schließen, statt neue aufzubauen. Das ist ein deutliches Signal dafür, dass sich Akteure – insbesondere spekulative – aus dem Markt zurückziehen oder sich zunächst an der Seitenlinie positionieren. Die Investmentfonds sind derzeit nicht mehr klar positioniert, was auf eine hohe Unsicherheit über die zukünftige Preisentwicklung der EUAs schließen lässt (z. B. aufgrund von politischen Diskussionen, makroökonomischen Risiken oder regulatorischen Eingriffen). Der jüngste Preisanstieg ist überwiegend auf Short-Covering-Aktivitäten zurückzuführen: Fonds reduzierten Short-Positionen, ohne parallel neue Long-Positionen aufzubauen. Künftig könnte der EUA-Preis daher weniger von spekulativem Kapital, sondern stärker von fundamentalen Faktoren wie Angebot und Nachfrage am physischen Markt bestimmt werden.

Nur zwei Primärmarktauktionen in KW 22

In der kommenden Woche finden lediglich zwei EUA-Primärmarktauktionen statt. Das reduzierte Angebotsvolumen könnte zwar stützend wirken, ist jedoch seit Langem bekannt. Am 31. Mai veröffentlicht Deutschland zudem die endgültige Zahl der im Rahmen der Stilllegung zweier Kohlekraftwerke (2022) zu löschenden Zertifikate. Am 1. Juni folgt die Bekanntgabe der Gesamtzahl im Umlauf befindlicher EUA (TNAC), die als Referenz für die Marktstabilitätsreserve dient. Überraschend hohe (geringere Nachfrage) oder niedrige Werte (hohe Nachfrage) würden sich bearish oder bullish auswirken. Durch die bereits veröffentlichten „Verified Emissions“ ist das Überraschungspotenzial allerdings begrenzt.

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