CO2 - Marktbericht

Der nächste CO2-Markbericht erscheint am 09.01.2025

Euphorie zum Wochenstart verfliegt – CO2-Markt verliert Schwung

2025-05-15 1:10 pm

Am vergangenen Wochenende haben die USA und China bei Gesprächen in Genf bedeutende Fortschritte im Handelskonflikt erzielt und ein vorläufiges Handelsabkommen angekündigt. Beide Seiten einigten sich auf einen Konsultationsmechanismus für künftige Handelsfragen. Im Rahmen einer 90-tägigen Zollpause senken die USA ihre Importzölle auf chinesische Waren von 145 Prozent auf 30 Prozent, während China die Zölle auf US-Produkte von 125 Prozent auf zehn Prozent reduziert. US-Finanzminister Scott Bessent und Handelsbeauftragter Jamieson Greer sprachen von einem „Deal“, auch Ex-Präsident Trump sprach von einem „Neustart“ der Beziehungen und stellte weitergehende Öffnungen Chinas in Aussicht. Die Aussicht auf Deeskalation ließ die Aktienmärkte weltweit deutlich steigen und stützte damit auch den CO2-Preis zum Wochenstart. Der EUA-Dez-25-Future stieg am Montag an der ICE Endex um rund 4 Prozent an. Im weiteren Wochenverlauf hielt das Kaufinteresse nicht an und die EUAs zeigten seither eine volatile Seitwärtsbewegung. Am frühen Donnerstagnachmittag notiert das Emissionsrecht bei rund 72 Euro/t CO2, nach einem bisherigen Wochenhoch bei 73,82 Euro/t CO2.

Rückzug spekulativer Marktteilnehmer

Erwähnenswerte Einblicke lieferten einmal mehr auch die jüngsten CoT-Daten der ICE Endex. Im EU-ETS haben die Investmentfonds mit Stand 9. Mai das spekulative Kapital reduziert und sowohl die Long-Positionen (minus 2,1 Mio. EUA) als auch die Short-Positionen (minus 3,6 Mio. EUA) abgebaut. Die Netto-Long-Position hat sich entsprechend um 1,5 Mio. EUA erhöht. Der gleichzeitige Rückgang sowohl der Long- als auch der Short-Positionen im EUA-Markt bedeutet, dass die Spekulanten ihre Engagements insgesamt reduzieren und damit den Markt weniger beeinflussen können (De-Risking). Ohne spekulatives Kapital könnte es künftig weniger extreme Ausschläge geben und die Volatilität sinken.

Schwache Erneuerbaren-Einspeisung stützt EUA-Nachfrage

Von Januar bis April ließ die schwache Erneuerbaren-Einspeisung die Emissionen im EU-ETS-Stromsektor gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent steigen. Laut einer Auswertung von Prognos lag die Solarstromerzeugung in den ersten vier Monaten zwar 30 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Die Winderzeugung fiel aber um 33 Prozent (Onshore) bzw. 28 Prozent (Offshore) geringer aus, womit die Erneuerbaren in Summe 18 Prozent weniger Strom als im Vorjahreszeitraum lieferten. Und dies trotz des fortschreitenden Ausbaus. Auch in den kommenden Tagen dürfte sich dies fortsetzen. Nach einem kurzfristigen Anstieg sinkt die Windeinspeisung wieder auf ein durchschnittliches bis unterdurchschnittliches Niveau. Die PV-Erzeugung normalisiert sich nach starken Einspeisewerten und wird sich wieder auf saisonale Mittelwerte reduzieren. Dies führt zu einer steigenden Residuallast.

CBAM-Einführung sorgt für Verunsicherung

Die südosteuropäischen Nicht-EU-Staaten fordern mehr Transparenz zur Einführung des CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM), der ab Januar 2026 auf CO2-intensive Importe – einschließlich Strom – aus Drittstaaten erhoben werden soll. Dies berichtet Montel vom Belgrader Energieforum. Demnach hoben Vertreter aus Politik und Wirtschaft die Notwendigkeit sofortiger Klarheit hervor, da aktuelle Investitionsentscheidungen bereits die künftige Regulierung berücksichtigen müssten. Besonders mangelt es an Informationen zu möglichen Ausnahmen und zur regulatorischen Einstufung von grünem Strom, was die Unsicherheit für Händler und Energieunternehmen erhöht.

Autor: Tobias Waniek von enerchase - www.enerchase.de

EUAs folgen den Finanzmärkten

2025-05-08 4:00 pm

EUAs folgen den Finanzmärkten

In der vergangenen Kalenderwoche 18 zeigte sich der EUA-Dez-25-Future nach der feiertagsbedingten Handelspause am 1. Mai zum Wochenschluss bullish und beendete die Woche mit einem Plus von rund 4 Prozent. Nach einem schwächeren Wochenstart am Montag der aktuellen Handelswoche 19 übernahmen die CO2-Bullen im weiteren Wochenverlauf wieder das Handelszepter, und das Verschmutzungsrecht notiert am Donnerstagnachmittag rund 2,5 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag. Dabei profitieren die CO2-Zertifikate derzeit insbesondere von der Euphorie an den Finanzmärkten. So liegt die 30-Tage-Korrelation zwischen dem EUA-Dez-25-Future und dem EURO STOXX 50 bei einem hohen Wert von 0,85. Laut Medienberichten steht US-Präsident Donald Trump kurz davor, ein Handelsabkommen mit Großbritannien bekannt zu geben, was internationale Aufmerksamkeit erregt. Positive Nachrichten dieser Art haben die Stimmung an den Finanzmärkten deutlich aufgehellt. Gleichzeitig richten sich die Blicke der Investoren auf das bevorstehende Treffen zwischen den USA und China, bei dem neue Handelsgespräche für Samstag erwartet werden. In diesem Umfeld haben die Märkte ihre Erwartungen an eine mögliche Zinssenkung durch die US-Notenbank im Juni oder Juli gedämpft.

CoT-Daten: Ist der Tiefpunkt des Abverkaufs erreicht?

Bestätigt wird die positive Investorenstimmung auch durch den jüngsten Commitments-of-Traders-Report der ICE Endex. Demnach bauten die Investmentfonds im EU-ETS in der Woche zum 2. Mai die Netto-Long-Position wieder aus. Während die Short-Positionen leicht um 0,8 Mio. t stiegen, wurden die Long-Positionen um 5,6 Mio. t erhöht. In Summe stieg die Netto-Long-Position somit um gerundet 4,9 Mio. t. Die Bärenstimmung der Spekulanten am CO2-Markt scheint somit vorerst vorüber zu sein, und es werden wieder zaghafte Long-Positionen aufgebaut, was ein bullishes Signal darstellt. Bemerkenswert ist auch, dass die „Commercials“ die Long-Positionen um 11,0 Mio. t reduziert haben. Dies sind Unternehmen oder Organisationen, die physisch vom CO2-Markt betroffen sind – das heißt, sie nutzen den Markt nicht primär zu spekulativen Zwecken, sondern zur Absicherung (Hedging) von Risiken im Zusammenhang mit Emissionsverpflichtungen.

ICE Endex führt EUA2-Futures ein

Ein weiteres bedeutendes Thema im CO2-Markt war der Handelsstart der ETS-2-Futures an der ICE Endex am Dienstag. Damit ist ein bedeutender Schritt für den zukünftigen EU-Emissionshandel im Gebäude- und Verkehrssektor erfolgt. Der Dezember-28-Kontrakt eröffnete bei rund 73 Euro/t CO2, orientiert am Preisniveau des bestehenden ETS-1-Kontrakts für Dezember 2028. Zum Handelsstart am Dienstag wurden fünf Kontrakte im Dezember-28-Terminkontrakt gehandelt – es handelte sich dabei aber um einen von der Börse organisierten, vorab vereinbarten Block-Trade. Laut der NGO Carbon Market Watch könnten damit bis 2032 Einnahmen in Höhe von über 340 Mrd. Euro generiert werden, die vor allem dem Sozialen Klimafonds und nationalen Klimainvestitionen zugutekommen sollen. Trotz noch fehlender physischer Zertifikate und begrenzter Liquidität zum Start zeigen verpflichtete Marktakteure reges Interesse – insbesondere im Bereich Absicherungsstrategien für Gasverkäufer. Die Einführung von EUA2-Futures ist Bestandteil des EU-Klimapakets „Fit for 55“, das eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 Prozent bis zum Jahr 2030 anstrebt. Zum Start bietet die Börse ICE Endex fünf Verfallstermine für EUA2-Futures an: Dez-28, April-29, Dez-29, April-30 und Dez-30.

EUAs folgen den Finanzmärkten

2025-04-24 3:30 pm

Vor der verlängerten Handelspause über Ostern präsentierten sich die CO2-Zertifikate am vergangenen Donnerstag schwächer, sodass der EUA-Dez-25-Future an der ICE Endex auf Wochensicht 1,0 Prozent im Plus bei 65,68 Euro/t CO2 in die Osterpause ging. In der aktuellen Handelswoche 17 bleibt die Geopolitik ein maßgeblicher Preistreiber für den CO2-Handel. In den USA wurde der Börsenhandel am Ostermontag wieder aufgenommen; die Kurse gaben im Kontext der Kritik von US-Präsident Trump an Fed-Chef Powell deutlich nach. Dies belastete auch die EUAs am Dienstag. Am Mittwoch legten die CO2-Zertifikate im Einklang mit den stark anziehenden Finanzmärkten kräftig zu – der EUA-Dez-25-Future stieg um 3,2 Prozent, während der DAX beispielsweise um 4,1 Prozent zulegte. Hauptursache für die breite positive Marktstimmung waren Hinweise auf eine mögliche Lockerung der US-Zölle. Zudem relativierte Trump seine Kritik an Notenbankchef Powell. Die kurzzeitige Euphorie ist am Donnerstag jedoch bereits wieder verflogen. Damit bleibt festzuhalten: Das politische Überraschungspotenzial bleibt hoch, ebenso wie die Volatilität.

CoT-Report: Kein Wechsel auf Netto-Short

Mit Spannung wurde die Veröffentlichung der neuesten CoT-Daten der ICE Endex erwartet, da sich zuletzt ein möglicher Wechsel auf Netto-Short-Positionen andeutete. Dieser blieb jedoch aus – auch bedingt durch die geringere Marktaktivität während der Osterferien. Konkret haben Investmentfonds ihre spekulativen Netto-Long-Positionen im EU-ETS nach einem mehrmonatigen Rückgang erstmals wieder ausgeweitet. In der Handelswoche bis zum 18. April stiegen die Netto-Long-Positionen um 1,6 Mio. EUAs auf insgesamt 3,3 Mio. EUA. Die Long-Positionen erhöhten sich leicht um 1,1 Mio. EUAs auf 54,3 Mio. EUA, während die Short-Positionen um 0,5 Mio. auf 51,0 Mio. EUAs zurückgingen. Eine klare Trendumkehr lässt sich daraus jedoch nicht ableiten.

Milliardenschweres CCS-Vorhaben in UK

Wie Reuters berichtet, haben die britische Regierung und der italienische Energiekonzern Eni eine Vereinbarung zum Start der Bauphase des Liverpool-Bay-Carbon-Capture-and-Storage-Projekts (CCS) getroffen. Dieses Vorhaben ist Teil eines umfassenden staatlichen Förderprogramms in Höhe von bis zu 21,7 Mrd. Pfund über 25 Jahre zur Reduktion industrieller Emissionen und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze im Norden Englands. Das Projekt zielt auf die Abscheidung und den Transport von CO2 aus industriellen Anlagen in Nordwestengland und Nordwales über neue sowie umgewidmete Infrastrukturen zu Enis erschöpften Gasfeldern in der Liverpool Bay. Geplant ist der Bau von 35 km neuer Pipelines zur Anbindung regionaler Industrieanlagen. Die Initiative bildet das Rückgrat des sogenannten HyNet-Clusters, wobei Eni als Betreiber des CO2-Transport- und Speichersystems fungieren wird. Das Projekt ist zentraler Bestandteil der britischen Klimastrategie zur Erreichung der Netto-Null-Emissionen bis 2050.

CCS laut VDMA in Deutschland nicht wirtschaftlich

Im Gespräch mit Montel äußerte sich Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, skeptisch zur wirtschaftlichen Attraktivität von CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) für Gaskraftwerke in Deutschland. Laut VDMA sehen die Mitgliedsunternehmen Potenzial für CCS eher in Ländern mit günstigerem Erdgas, teurem Wasserstoff und vorhandenen CO2-Speichern. In Deutschland stehen hingegen hohe Investitionskosten, begrenzte Laufzeiten der Kraftwerke und erheblicher Flächenbedarf einer wirtschaftlichen Nachrüstung entgegen. Rendschmidt sieht CCS eher in Neubauprojekten als in Bestandsanlagen realisierbar. Die endgültige Regierungsbildung und mögliche Gesetzesänderungen werden entscheidend für die Zukunft dieser Technologie in Deutschland sein.

Rückzug der „Longs“ am EUA-Markt

2025-04-16 4:30 pm

Der EUA-Dez-25-Future fiel am vergangenen Mittwoch auf die 60-Euro-Marke zurück – ein Rücksetzer, der neues Kaufinteresse auslöste. In der Folge beendete der Dezember-Future die KW 15 an der ICE Endex auf Wochensicht 1,7 Prozent höher bei 65,06 Euro/t CO2. Auch der Wochenstart der aktuellen Handelswoche 17 zeigte sich freundlich, im weiteren Verlauf blieb das Kräfteverhältnis bislang jedoch ausgeglichen. Neben der Entwicklung im globalen Zollkonflikt und dem damit einhergehenden schwächeren Wirtschaftsausblick richtete sich die Aufmerksamkeit auf den aktuellen Commitments-of-Traders-Report der ICE Endex. Mit Stand 11. April zeigen die Daten für den EU-ETS eine deutliche Reduktion der Netto-Long-Positionen auf nur noch 1,65 Mio. t – nach 15,8 Mio. t in der Vorwoche. Bereits in der Vorwoche waren die Long-Positionen fast halbiert worden. Die Spekulanten haben nicht nur „Longs“ im Umfang von 5,9 Mio. t abgebaut, sondern auch die Short-Positionen um 8,2 Mio. t ausgebaut. Die Marktakteure setzen damit zunehmend auf fallende CO2-Preise – ein klar bearishes Signal.

Fossile Stromproduktion legt im Q1 2025 deutlich zu

Europas Energieversorger haben im ersten Quartal 2025 rund 390 Mio. t CO2 ausgestoßen – laut einem aktuellen Reuters-Bericht unter Berufung auf Daten der Denkfabrik Ember. Der Anstieg um 23,5 Mio. t gegenüber dem Vorjahr ist insbesondere auf eine deutlich geringere Stromproduktion aus erneuerbaren Energien zurückzuführen. Besonders betroffen waren Deutschland, die Niederlande, Polen und das Vereinigte Königreich: Dort führten schwache Wind- und Wasserkrafterträge zu einem Anstieg der fossilen Stromerzeugung. In Deutschland sank die Windstromproduktion um 30 Prozent, während gleichzeitig die Kohleverstromung um 15 Prozent zunahm. EU-weit lag die saubere Stromerzeugung von Januar bis März um 5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die fossil befeuerte Stromproduktion stieg um rund 7 Prozent – sowohl Kohle- als auch Gaskraftwerke legten zu. In Großbritannien kompensierte eine starke Zunahme der Gasverstromung (plus 23 Prozent) die endgültige Abschaltung des letzten Kohlekraftwerks. Für die kommenden Monate rechnen Analysten mit Entspannung: Höhere Solarstromerträge und ein abnehmender Heizbedarf dürften die fossile Stromproduktion dämpfen. Die weitere Entwicklung bleibt jedoch volatil und hängt stark von industrieller Nachfrage sowie politischen Impulsen wie etwa neuen US-Zöllen oder EU-Konjunkturprogrammen ab.

UN beschließt globalen CO2-Preis für Schifffahrt

Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO), eine UN-Agentur, hat laut Post-Courier ein globales CO2-Bepreisungssystem für die Schifffahrtsbranche beschlossen, das ab 2028 in Kraft treten soll. Ziel ist es, die rund drei Prozent der globalen Emissionen, die auf den Schiffsverkehr entfallen, wirksam zu senken. Künftig sollen Schiffe entweder auf emissionsärmere Treibstoffe umsteigen oder finanzielle Sanktionen in Kauf nehmen. Die daraus resultierenden Einnahmen sollen in emissionsfreie Technologien reinvestiert und zur maritimen Transformation in Entwicklungsländern eingesetzt werden. 63 Mitgliedsstaaten – darunter die EU, China, Indien und Japan – unterstützen das Maßnahmenpaket. Dagegen sprachen sich unter anderem Saudi-Arabien und Russland aus. Inselstaaten im Pazifik enthielten sich der Stimme und äußerten Kritik an der Maßnahme, die ihnen nicht ambitioniert genug erscheint. Die endgültige Abstimmung über den Mechanismus ist für Oktober angesetzt. Sowohl Industrievertreter als auch Umweltorganisationen begrüßen den Schritt grundsätzlich – sehen aber Nachbesserungsbedarf.

Handelskrieg und Zölle haben Märkte weiter im Griff

2025-04-10 2:00 pm

Seit der Verkündung von reziproken Zöllen durch US-Präsident Donald Trump und den entsprechenden Gegenzöllen der anderen Länder stehen die weltweiten Finanz- und Energiemärkte insbesondere unter dem Einfluss der Zollpolitik. Der Verkaufsdruck an den weltweiten Finanzmärkten ab Mittwochabend europäischer Zeit machte auch vor den europäischen Energiemärkten und den EUAs nicht halt, so dass der EUA-Dez-25-Future die Handelswoche 14 mit einem Minus von 7 Prozent beendete. Auch in der aktuellen KW 15 bleibt dies das marktbeherrschende Thema: In Anlehnung an den Rekord-Crash an den Aktienmärkten am 19. Oktober 1987 hat das 21. Jahrhundert mit dem 7. April 2025 nun ebenfalls seinen „Schwarzen Montag“. Am Mittwoch verkündete Trump dann eine 90-tägige Pause der reziproken Zölle gegenüber einer Vielzahl an Ländern inklusive der EU, woraufhin die Marktteilnehmer in einen Kaufrausch gerieten. Die EUAs eröffneten am Donnerstag entsprechend deutlich im Plus, konnten die Kursgewinne aber bislang nicht weiter ausbauen. Denn ob die Euphorie dauerhaft anhalten wird, ist anzuzweifeln, da die 10 Prozent Basiszölle bestehen bleiben und damit noch immer die höchsten Zölle seit 100 Jahren sind. Auch 25 Prozent auf Autos, Stahl und Aluminium gelten nach wie vor. Zudem eskaliert der Zollkonflikt zwischen den USA und China weiter: Peking erhöhte auf 84 Prozent, Trump erhöhte auf 125 Prozent.

CoT-Daten deuten auf Vertrauensverlust der Spekulanten hin

Angesichts des Abverkaufs an den Märkten war ein Rückgang der Long-Positionen der Spekulanten bei den EUAs wenig überraschend, das Ausmaß der Verkäufe ist aber bemerkenswert. Laut CoT-Daten mit Stand 4. April hat sich die Netto-Long-Position der Investmentfonds im EU-ETS von 30,3 Mio. EUAs auf nun 15,8 Mio. EUAs fast halbiert und liegt damit auf dem niedrigsten Stand seit Ende Dezember 2024. Dabei wurden insbesondere die Long-Positionen um 12,9 Mio. EUAs auf 59,1 Mio. EUAs reduziert. Die Short-Position hat sich leicht um 1,6 Mio. EUAs auf 43,3 Mio. EUAs erhöht. Der starke Rückzug aus Long-Positionen bei gleichzeitigem leichten Short-Aufbau signalisiert ein deutlich bearishes Sentiment unter den spekulativen Marktteilnehmern. CO2-Händler könnten daraus die Erkenntnis ableiten, sich weiterhin short oder zumindest neutral zu positionieren, solange sich diese Tendenz fortsetzt. Eine Trendwende ist derzeit aus dieser Perspektive nicht erkennbar.

„Emissionshandel braucht Spielräume“ – Peter Liese

Neben den Turbulenzen an den Finanzmärkten ist es auch die Tatsache, dass der Klimaschutz derzeit politisch in den Hintergrund gerät, was den EU-ETS insgesamt schwächt. Unter anderem gab es Äußerungen zu möglichen Markteingriffen aus Italien (zeitweise Aussetzung des EU-ETS) oder aus Frankreich (Preiskorridor). Nun hat sich auch der Europaabgeordnete Peter Liese (EVP) dahingehend geäußert, dass das 90-Prozent-Ziel mehr Flexibilitäten benötigt. Liese hatte unter anderem die Verhandlungen des Parlaments bei der jüngsten Überarbeitung der EU-Emissionshandelsregeln geleitet, weshalb Äußerungen ein entsprechendes Gewicht haben. Dabei griff er auch die jüngsten Anpassungsvorschläge auf (CO2-Reduktion aus der Luft, internationale CO2-Gutschriften), womit eine entsprechende Anpassung des EU-ETS wahrscheinlicher ist. Angesichts der anhaltenden Wirtschaftsschwäche wird auch eine stärkere Forderung nach der Verzögerung des Ausstiegs aus der kostenlosen Zuteilung von Emissionszertifikaten im Rahmen des CO2-Grenzausgleichsmechanismus CBAM für wahrscheinlich gehalten. Osteuropäische Länder könnten zudem weitere Vorschläge vorlegen, um die Einführung des bevorstehenden EU-Emissionshandelssystems für Gebäude und Verkehr zu verzögern.

ETS-Emissionen 2024 um fünf Prozent gesunken

​Am 4. April 2025 veröffentlichte die Europäische Kommission die verifizierten Emissionsdaten für das Jahr 2024 im Rahmen des EU-ETS. Die Daten zeigen einen Rückgang der CO2-Emissionen um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was hauptsächlich auf erhebliche Reduktionen im Energiesektor zurückzuführen ist. Dieser Sektor verzeichnete einen Emissionsrückgang von 12 Prozent, bedingt durch einen Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um 8 Prozent und aus Kernenergie um 5 Prozent, während der Einsatz von Gas um 8 Prozent und von Kohle um 15 Prozent zurückging. ​Die Emissionen der energieintensiven Industrie blieben insgesamt stabil, wobei sektorale Unterschiede auffielen: Während die Emissionen im Düngemittelsektor um 7 Prozent stiegen, sanken sie im Zementsektor um 5 Prozent. Diese Veränderungen spiegeln hauptsächlich Schwankungen in den Produktionsmengen wider. ​Im Luftverkehr stiegen die Emissionen um etwa 15 Prozent, teilweise aufgrund der erweiterten geografischen Abdeckung des EU-ETS, die nun auch bestimmte internationale Flüge einschließt. Erstmals wurden auch Emissionen aus dem Seeverkehr erfasst, nachdem das EU-ETS zum 1. Januar 2024 auf den maritimen Sektor ausgeweitet wurde.

Durch Klicken auf "Akzeptieren" stimmen Sie der Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät zu. Sehen Sie sich unsere Datenschutzerklärung für weitere Informationen an.