DailyReport Outlook

Weg frei für Sanktionen gegen Russland
18.07.2025
10:11
Uhr

Am Freitag eröffnen die Energiemärkte seitwärts. Die Rückkehr der Gasanlagen Nyhamna und Kollsnes wirken auf den Gasspotmarkt bearish. Der TTF Gas Day-Ahead fällt um 0,8 Prozent. Stützend dürfte die Ankündigung der Slowakei wirken, den Widerstand gegen die EU-Sanktionen aufgeben zu wollen.

Bullishe Faktoren

Slowakei gibt Widerstand auf

Die Slowakei will ihren Widerstand gegen EU-Sanktionen aufgeben. Am Donnerstagabend gab Robert Fico bekannt, dass die Blockade des 18. EU-Sanktionspakets aufgehoben wird. Die Umsetzung dieser Entscheidung ist für den heutigen Freitag vorgesehen. Ziel der Sanktionen sind neben den russischen Exporten von Gas und Öl auch russische Banken und die Rüstungsindustrie.

USA bekräftigen Sanktionsdrohung gegen russisches Öl

Die US-Regierung bekräftigt die Absicht, sekundäre Zölle gegen russische Ölexporte zu verhängen, sollte bis Anfang September keine Waffenruhe in der Ukraine erreicht werden. US-Regierungssprecherin Karoline Leavitt sagte auf Nachfrage vor Journalisten, wenn es keine Einigung zu einer Waffenruhe oder eine Friedensvereinbarung innerhalb der Frist gebe, würden Länder, die Öl von Russland beziehen, sanktioniert. Russland wies das Ultimatum der USA zurück und beschuldigte die USA, mit den Waffenlieferungen an die Ukraine den Krieg anzuheizen.

Hitzewelle in USA stützt Gasmarkt

Die US-Gaspreise sind auf ein 2-Wochenhoch gestiegen, eine Hitzewelle sorgt für erhöhten Strombedarf für Klimaanlagen. Für die nächsten zwei Wochen erwarten Meteorologen anhaltende Hitze in den USA.

Baltic Dry Index stützt Kohlemarkt

Der Baltic Dry Index steigt auf über 2.000 Punkte und notiert am 18.07. bei 2030 Zähler. Der Anstieg beträgt seit Jahresbeginn 190 Prozent und seit Mitte Mai 60 Prozent. Dies dürfte mit ein Grund sein, warum API#2 Kohle Cal 26 seit Mai ebenfalls um rund 10 Prozent auf aktuell 111 USD/t zugelegt hat. Ende letzter Woche notierte der Kohle-Future noch bei 117 USD/t und hatte zuletzt etwas korrigiert. Der Aufwärtstrend ist weiter intakt.

Gasspeicher Rehden versteigert Kapazität

SEFE versteigert 2,56 TWh Kapazität für den Gasspeicher Rehden. Aufgrund der aktuellen Marktbedingungen wurde das Speicherprodukt angepasst. Dies führt zu einer Erhöhung der festen Einspeisekapazität im Verhältnis zum festen Arbeitsgasvolumen. Eine Einspeisekurve muss nicht mehr berücksichtigt werden. Diese angepasste Produktstruktur ermöglicht es Interessenten, weiterhin 100prozent des vertraglich vereinbarten Arbeitsgasvolumens mit der verfügbaren festen Einspeisekapazität bis zum 1. November zu befüllen.

Bearishe Faktoren

Störungen in Norwegen beendet

Die beiden Gasanlagen Nyhamna und Kollsnes sind beide wieder am Netz. Es gibt keine längeren Ausfallzeiten und die Nominierungsdaten zeigen 312 mcm/d, was rund 50 mcm/d mehr ist als gestern. Das dürfte einen bearishen Impact auf den Markt heute haben.

Wetterprognosen bearish

Die Temperaturprognosen für die Zeit vom 25.7. bis 5.8. wurden nach unten korrigiert, es werden unterdurchschnittliche Werte für Deutschland erwartet. Nordwesteuropa fallen die Temperaturen allerdings trotz Korrektur nach unten überdurchschnittlich warm aus.

Der Wind nimmt gemäß jüngster Prognosen kommende Woche deutlich zu. Dies überkompensiert die schwächere Solareinspeisung.

Rekordniveau bei japanischen Renditen

Die Renditen japanischer Staatsanleihen sind auf ein Niveau gestiegen, das seit Jahrzehnten nicht mehr erreicht wurde. Die Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen erreicht mit 1,53 Prozent den höchsten Stand seit 2008. Höhere Zinsen können das Wirtschaftswachstum dämpfen. Die Nachfrage nach LNG könnte zurückgehen, falls es zu einer konjunkturellen Abkühlung kommt.

Deutsche Stahlbranche weiter mit Problemen

Der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller Salzgitter hat nach schwachen Halbjahreszahlen seine Prognose für 2025 gesenkt. Der Umsatz fiel im ersten Halbjahr auf 4,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,2). Für die zweite Jahreshälfte wird keine Markterholung erwartet.

Neutrale Faktoren

Aktienmärkte bullish

Die Aktienmärkte zeigen sich weiter bullish. Die Korrelation von Aktienmarkt zu den EUAs ist derzeit allerdings gering.

G20-Gipfel könnte Impulse liefern

Finanzminister Lars Klingbeil und Bundesbank-Chef Joachim Nagel geben am Freitagvormittag eine Presseerklärung zum beendeten G20-Gipfel ab.

Bank of England sorgt sich wegen US-Dollar

Die Bank of England hat laut Insidern einige Kreditinstitute gebeten, ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber potenziellen Schocks beim US-Dollar zu überprüfen. Dieser Schritt wird als Maßnahme zur Bewertung von Risiken im Zusammenhang mit den globalen Finanzmärkten unter der Regierung von Präsident Donald Trump betrachtet.

EUAs technisch unterstützt

Die EUAs sind der 70-Euro-Marke wieder recht nahe gekommen und handeln am Freitag bei 70,72 Euro/t CO2. Von diesem Niveau aus besteht Rebound-Gefahr, zumal sich die seitwärts verlaufende 200-Tage-Linie bei 70,68 Euro/t CO2 befindet und damit ebenfalls stützend wirken könnte. Aus Sicht der Trendanalyse ist der EUA-Future zwischen den Grenzen 70 Euro auf der Unter- und 73 Euro/t CO2 auf der Oberseite neutral zu werten.

Fazit

Vor dem Wochenende werden heute vermutlich nach langen Verhandlungen neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Damit ist der Weg für den Ausstieg aus russischem Gas frei. Neuverträge über russisches Pipeline‑Gas oder LNG dürfen ab dem 01.01.2026 nicht mehr abgeschlossen werden, auch weitere Maßnahmen gegen den Öl- und Finanzsektor dürften folgen. Dies war schon in den letzten Wochen unser Basisszenario. Dennoch sehen wir hier stützendes Potenzial für Gas und Strom. Auch die gestrige erfolgreiche Kapazitätsauktion für den Gasspeicher Rehden wirkt bullish auf das kurze Ende beim Gas. Die angepassten Einspeicherbedingungen könnten für zukünftige Auktionen ebenfalls zu einer höheren Nachfrage führen. Beruhigend wirkt die Meldung, dass die Gasanlagen Nyhamna und Kollsnes wieder am Netz sind.  Die EUAs haben den Support bestehend aus 70-Euro-Marke und 200-Tage-Linie wieder angelaufen. Von hier aus könnten erneut Käufer in den Markt kommen und den Preis stützen.

Hedging View

TTF Gas Cal 26 stabilisiert sich oberhalb der Marke von 33 Euro/MWh. Wie im vergangenen Jahr kommt es auf diesem Support auch diesmal zu Kaufinteresse. Doch kann festgestellt werden, dass das Handelsvolumen in den letzten Wochen schwach ausfällt. Die Kauflaune der Marktteilnehmer hält sich in Grenzen. Die Sommerrisken lassen nach, wir halten ein Preisniveau mit einer „33 vor dem Komma“ aber weiterhin für geeignet, das Exposure in Teilen im Gas-Portfolio zu reduzieren. Darunter warten weitere Supports bei 31,25 Euro/MWh und insbesondere 30 Euro/MWh.

Das Strom Cal 26 Base handelte in den letzten Handelstagen seitwärts um die 200-Tage-Linie herum (87,1 Euro/MWh). Nachhaltiger Kaufdruck kommt bislang nicht so wirklich auf. Auch hier ist das Handelsvolumen gering, was mangelndes Kaufinteresse signalisiert. Die Volatilität ist mit einer 14-Tage ATR (Average True Range) von 1 Euro äußerst gering und auf den niedrigsten Stand seit September 2023 gefallen. Die Stromhändler warten auf neue Impulse. Ein Phase geringer Volatilität ist ein Vorbote für Phasen mit wieder höherer Volatilität. Die 85-Euro-Marke bleibt ein starker Support. Unterhalb von 84,35 Euro/MWh (Tief vom 30.06.) wäre ein kurzfristiger Abwärtstrend bestätigt und die nächste Unterstützung befindet sich sodann in Form eines offenen Up-Gaps vom 02.05. im Bereich von 82 Euro/MWh. Die 80-Euro-Marke gilt als starke Auffangzone.

Der EUA-Dez-25-Future hat den kurzfristigen Abwärtstrend von Mitte Juni beendet. 200-Tage-Linie und 70-Euro-Marke werden erneut am Freitag getestet. Von hier aus besteht Rebound-Gefahr. Ggf. stützen bereits beginnende Compliance-Käufe den Markt, obwohl noch 2,5 Monate bis Ende September verbleiben. Ein stärkeres Kaufsignal wird oberhalb von 72,8 Euro/t CO2 generiert und das Chartbild hellt sich zugunsten der CO2-Bullen wieder auf. Die Trendanalyse stellt sich zwischen 70 Euro auf der Unter- und 72,8 Euro/t CO2 auf der Oberseite aktuell neutral dar. Ein Tagesschlusskurs unterhalb von 70 Euro/t CO2 wäre ein bearishes Signal an den Markt.

Abweichung jeweils gegenüber saisonaler Norm
Aktuelle Prognose: EC00
Vorherige Progrnose: EC06 (Vortag)
Quelle LSEG

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Stefan Küster
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Herausgeber: EnerChase GmbH & Co. KG, (im Folgenden "enerchase"), Sitz: Willich, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Krefeld unter HRA 7101, vertreten durch die persönlich haftende Gesellschafterin EnerChase Verwaltung GmbH, Sitz: Willich, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Krefeld unter HRB 13893 diese vertreten durch die Geschäftsführer Stefan Küster und Dennis Warschewitz.Autoren: Dennis Warschewitz, Stefan Küster, Tobias WaniekDatenquelle: LSEG EikonHinweis zur Methodik: Die durch Tachos angegebenen Tagesdaten basieren auf einem optimierten Indikatoren-Modell der Technischen Analyse, das auf historischen Wertentwicklungen beruht (u.a. Average Directional Index, MACD, RSI, Commodity Channel Index, Moving Averages). Der Zeitrahmen, auf die sich die Tendenzaussagen beziehen, ist jeweils ein Tag. Die Tendenzen werden im täglichen Rhythmus veröffentlicht.Mögliche Interessenkonflikte: Gesellschafter der EnerChase GmbH & Co. KG, können Unternehmen oder Beratungskunden der EnerChase GmbH & Co. KG könnten zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Analyse in den besprochenen Derivaten oder Basiswerten investiert sein.Disclaimer / HaftungsbeschränkungDer DailyReport inklusive der Wochentendenzen (im Folgenden „Analysen“) richtet sich an institutionelle Marktteilnehmer. Die Analysen sind für die allgemeine Verbreitung bestimmt und dienen ausschließlich zu Informationszwecken und stellen insbesondere keine Anlageberatung, Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Derivaten dar und beziehen sich nicht auf die spezifischen Anlageziele, die finanzielle Situation bzw. auf etwaige Anforderungen von Personen. Handlungen basierend auf den von EnergyCharts veröffentlichten Analysen geschehen auf eigene Verantwortung der Nutzer. Grundsätzlich gilt, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit keine Garantie für die Wertentwicklung in der Zukunft ist. Vergangenheitbezogene Daten bieten keinen Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.EnergyCharts übernimmt keine Haftung für direkte wie auch für indirekte Schäden oder Folgeschäden, welche im Zusammenhang mit der Verwendung der Informationen entstehen können mit Ausnahme für Schäden, die auf einer vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Pflichtverletzung unsererseits oder einer vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Pflichtverletzung einer unserer Erfüllungsgehilfen beruhen. Insbesondere besteht keine Haftung dafür, dass sich die in den Analysen enthaltenen Prognosen auch bewahrheiten. Die Informationen und Prognosen wurden mit großer Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit kann gleichwohl keine Gewähr übernommen werden, auch auf eine Verlässlichkeit der Daten hat der Nutzer keinen Anspruch. Des Weiteren wird die Haftung für Ausfälle der Dienste oder Schäden jeglicher Art bspw. aufgrund von DoS-Attacken, Computerviren oder sonstigen Attacken ausgeschlossen. Die Nutzung der Inhalte der Analysen erfolgt auf eigene Gefahr des Nutzers.Unsere Tätigkeit ist gemäß § 86 WpHG bei der BaFin angezeigt.Weitere Informationen zur Methodik und die historischen Tagestendenzen können unter research@energycharts.de jederzeit angefragt werden. Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Das Kopieren sowie die Verarbeitung, Veränderung und/oder Weitergabe dieser Informationen ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der EnerChase GmbH & Co. KG zulässig.
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