TradingUpdate

Die Energy Market Drivers (EMD) und der Recap sind Bestandteile des DailyReports. Wie angekündigt, erscheinen die EMDs und der Recap ab sofort in der Rubrik Fundamentale Analyse unter DailyReport. Falls Sie noch kein DailyReport Kunde sind, melden Sie sich bei Carsten Theede (theede@enerchase.de) für einen kostenlosen Testzeitraum.
Dieser Inhalt ist in Ihrem Abo nicht enthalten.
Bei Fragen zu unserem Angebot, einem unverbindlichem Testzeitraum oder sonstigen Anliegen kontaktieren Sie einfach Carsten Theede.

API#2 Kohle Cal 26 komplettiert SKS-Formation
Der API#2 Cal 26 Kohle-Future hat jüngst eine obere Umkehr in Form einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation durchlaufen. Eine SKS-Formation ist ein charttechnisches Umkehrmuster, das am Ende einer Aufwärtsbewegung entsteht. Sie besteht aus drei Hochpunkten, einer linken Schulter, einem höheren Kopf und einer rechten Schulter, die wieder niedriger ausfällt (siehe Halbbögen). Entscheidend bei der Finalisierung der SKS ist die Nackenlinie bei 100,9 USD/t, deren Durchbruch das Signal für einen Trendwechsel nach unten darstellt. Das SKS-Muster im abgebildeten Kohlechart verdeutlicht, dass die Kohle-Käufer an Kraft verlieren und die Verkäufer zunehmend dominieren. Das Kursziel, abgeleitet aus der Höhe der Formation, liegt bei 97,8 USD/t. Auch ein Test des Tiefs von Oktober bei 96 USD/t darf erwartet werden. Ein Preisanstieg über 103 USD/t würde die SKS-Formation indes negieren und das Chartbild von bearish auf neutral drehen.
TTF Gas Cal 26 erreicht Kurziel
Das unterseitig aufgelöste rechtwinklige Dreieck beim TTF Gas Cal 26 lieferte ein Abschlagspotenzial bis auf rund 28,4 Euro/MWh (siehe Chart). Das Kursziel wurde am Montag mit einem Tagestief bei 28,39 Euro/MWh erreicht.
Wetterausblick: Entlastung erst ab KW 49?
Die aktuelle Kältephase hält noch bis zum Ende dieser Woche an, erst zum Start der Kalenderwoche 49 zeichnet sich eine Wetterentspannung ab. Bis Donnerstag, 27. November, fallen die Temperaturen noch einmal auf etwa ein Grad Celsius, anschließend steigen sie von Tag zu Tag leicht an. Das bedeutet für diese Woche aufgrund der höheren Heizlast nochmals eine angespanntere Lage für die europäischen Gasspeicher. Ab Montag oder Dienstag der Kalenderwoche 49 liegt der Wochenschnitt bei rund sechs Grad Celsius und damit ungefähr ein Grad über dem Klimamittel.
Langfristig deuten die jüngsten EC Prognosen auf einen etwas wärmeren Dezember hin, insgesamt leicht über dem langjährigen Mittel, was den Frontmonat Gas in den vergangenen Tagen entsprechend gedrückt hat. Noch in der Vorwoche waren die Langfristprognosen für den Dezember deutlich kühler und teils unter dem langjährigen Mittel, daher ist die jüngste Aufwärtsrevision bemerkenswert. Solche volatilen Prognoseergebnisse werden uns voraussichtlich den gesamten Winter begleiten und erschweren das Einpreisen.
Beim Wind erwarten wir am Dienstag und Mittwoch nur rund fünf Gigawatt und damit eine spürbar geringere Einspeisung. Danach steigen die Werte in Richtung des langjährigen Mittels von etwa achtzehn Gigawatt, zum Wochenende folgt voraussichtlich ein kurzer Rückgang auf etwa zwölf Gigawatt. In Kalenderwoche 49 rechnen wir mit anhaltend zwanzig bis fünfundzwanzig Gigawatt, was die deutschen Stromspotpreise spürbar entlasten und die Gasbilanz über eine sinkende Residuallast unterstützen dürfte.
Nächste LNG-Lieferung aus Arctic LNG 2 - TotalEnergies CEO warnt vor US-Abhängigkeit
Trotz westlicher Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine setzt das LNG-Projekt Arctic LNG 2 seine Produktion fort. Ein weiteres Flüssigerdgas-Schiff wurde Mitte November beladen, womit sich die Gesamtzahl der in diesem Jahr verschickten Lieferungen auf 14 erhöht. Alle bisherigen Transporte gingen an das LNG-Terminal Beihai in Südchina. Das Projekt ist auf eine Jahreskapazität von knapp 20 Millionen Tonnen ausgelegt und wird weiterhin von Unternehmen mit Sitz in Moskau betrieben.
TotalEnergies-Chef Patrick Pouyanne warnt davor, dass Europa bei Flüssigerdgas nicht in eine neue Abhängigkeit von den USA geraten dürfe, nachdem es sich zunehmend von russischem Gas löst. Derzeit stammen rund 40 Prozent der europäischen LNG-Importe aus den USA, mit steigender Tendenz unter Druck der US-Regierung. Pouyanne betont die Notwendigkeit diversifizierter Lieferquellen, um Preisspitzen und geopolitische Risiken zu vermeiden.
ExxonMobil hat die Force-Majeure-Klausel für sein LNG-Projekt Rovuma in Mosambik aufgehoben, nachdem sich die Sicherheitslage in der Region verbessert hat. Damit kann das Unternehmen die Projektentwicklung wieder aufnehmen und 2026 eine finale Investitionsentscheidung treffen. Geplant ist eine Jahreskapazität von 18 Millionen Tonnen, mit Inbetriebnahme Anfang der 2030er-Jahre.
Unsere Einschätzung: Die aufgeführten Meldungen beschreiben die derzeitige Lage am Gasmarkt. Sollte China weiterhin stärker auf russische Gaslieferungen setzen, verschärft sich das mögliche Überangebot und entlastet den globalen LNG-Markt. Allerdings besteht mit dem steigenden US-Anteil der europäischen LNG-Importe auch eine hohe Abhängigkeit, worauf der TotalEnergies-CEO zurecht hinweist. Aktuell steigen die Henry Hub-Preise stark an. Sollte sich dies auf die LNG-Exporte auswirken, wäre Europa unmittelbar betroffen. Auch die langfristige Perspektive birgt Ungewissheiten. Die geplanten Projekte müssen erst einmal (pünktlich) umgesetzt werden.
Preisspitze über 300 Euro/MWh am Freitag am Strom-Spotmarkt
Angesichts von unterdurchschnittlichen Temperatur- und Windprognosen für den morgigen Freitag ziehen auch die Strom-Spotpreise teils kräftig an. Nach einem Durchschnittspreis von 125,99 Euro/MWh und einer Preisspitze bei 198,3 Euro/MWh am Donnerstag steigen die Preise für Freitag auf 146,48 Euro/MWh im Baseload und einer Preisspitze bei 313,3 Euro/MWh an.
Europas Gasmarkt: Zwischen strukturellem Wandel und LNG-Überangebot
In den kommenden Jahren ist weiterhin eine Angebotsflut auf dem globalen Gasmarkt zu erwarten, getrieben durch den massiven Ausbau der LNG-Kapazitäten weltweit. Diese Expansion ist eine direkte Nachwirkung der jüngsten Gaskrise: Als Europa 2022 schockartig russisches Pipelinegas ersetzen musste und die Preise auf Rekordniveaus stiegen, löste dies einen Investitionsboom in Verflüssigungsprojekten aus. Regierungen und Firmen rund um den Globus, voran die USA, aber beispielsweise auch Katar und Kanada, gaben zahlreiche neuer LNG-Exportterminals in Auftrag, gestützt durch Europas abrupte Nachfrage und politische Unterstützung.
Ab 2026 dürfte das LNG-Angebot steil ansteigen. Aktuell befinden sich weltweit über 170 Millionen Tonnen (Mt) Jahreskapazität im Bau, was die globale Produktion bis 2030 um rund 42 Prozent gegenüber 2022 erhöhen könnte. Bereits 2026 sollen etwa 44 Mt neues LNG auf den Markt kommen, ein Zuwachs von über 10 Prozent binnen eines Jahres, der dem gesamten Jahresverbrauch Südkoreas entspricht. Mit weiteren Projekten ab 2027, darunter Katars North Field Expansion, die die nationale Kapazität von 77 auf 126 Mt erhöht, entsteht ein Szenario deutlicher globaler Überversorgung. Laut BloombergNEF dürfte das LNG-Angebot von 2027 bis 2030 jährlich über der Nachfrage liegen. Das Weltwirtschaftsforum erwartet bis 2030 einen Überschuss von etwa 63 Mt.
Für Produzenten ist ein solches Überangebot problematisch. Ohne ein kartellähnliches Instrument wie die OPEC im Ölmarkt fehlt im LNG-Sektor die Möglichkeit koordinierter Angebotssteuerung. Die Produzentenlandschaft ist fragmentiert, ein Mix aus staatlichen Unternehmen und privaten, häufig börsennotierten Akteuren, was gemeinsame Produktionskürzungen praktisch ausschließt. Aufgrund der hohen Kapitalintensität von LNG-Projekten werden viele Anbieter selbst in einem überversorgten Markt weiter produzieren, um Fixkosten zu decken. In der Folge werden bereits Projektverzögerungen über 2030 hinaus diskutiert, um den Markt nicht vollständig zu überfluten.
Auswirkungen auf den europäischen Gaspreis
Für Europa als Endabnehmer deutet sich auf Basis dieser Entwicklungen ein struktureller Wandel an. Die Großhandelspreise waren in den vergangenen Jahren extrem volatil und erreichten im August 2022 zeitweise über 300 Euro/MWh, nach Niveaus unter 20 Euro/MWh vor 2021. Mit dem erwarteten LNG-Überangebot ab 2026 sollte sich diese Ausnahmesituation weiter entspannen. Ein Preisniveau von etwa 30 Euro/MWh wäre eine deutliche Entlastung gegenüber der Krise, markiert jedoch kein vollständiges Zurück zu den sehr niedrigen Preisen der 2010er-Jahre. LNG bleibt teurer als Pipelinegas aus unmittelbarer Nachbarschaft, was einen strukturellen Preisboden setzt.
Europa steht damit vor einem „neuen Normal“: Gaspreise, die deutlich niedriger und stabiler sind als während der Krise, aber höher als im Jahrzehnt davor. Ein Käufermarkt bedeutet allerdings nicht, dass Risiken verschwinden. Kurzfristig können Faktoren wie eine extreme Kälteperiode in Europa, den USA oder Asien trotz globalem Überangebot zu temporären Preissprüngen führen, wenn viele Akteure gleichzeitig auf Spot-LNG zugreifen. Auch geopolitische Ereignisse oder Produktionsstörungen können die Preise zeitweise anheben.
Gaspreis unter Verkaufsdruck trotz Kälte und Windarmut
Die europäische Gasmarktlage zeigt sich zum Winterauftakt bemerkenswert entspannt. Obwohl die europäischen Gasspeicher in diesem Jahr relativ früh in die Ausspeicherphase übergegangen sind, blieb das Tempo der Entnahmen im Vorjahresvergleich zuletzt deutlich moderater. Selbst schwächere Windeinspeisungen und kühlere Temperaturen hatten keine nennenswerte Beschleunigung ausgelöst. Hintergrund bleibt das robuste Angebot: Europa profitiert aktuell von stabilen Pipelineflüssen aus Norwegen sowie hohen LNG-Importen, die den unmittelbaren Bedarf an Speichergas deutlich reduzieren. Die aktuelle und kommende Woche soll deutlich kühler und windärmer ausfallen. Dies wirkt sich auf Basis der Daten bis Montag, den 17. November, deutlich auf die Ausspeicherung aus. Bemerkenswert ist dabei aber, dass insbesondere der TTF Gas Frontmonat heute trotz der Wetterprognosen deutlich im Minus geschlossen hat (minus 1,8 Prozent).
Unsere Einschätzung: Die Aufwärtsrisiken für den europäischen Gasmarkt haben eigentlich zugenommen. Die aktuelle Kaltwetterphase bei schwächeren Windeinspeisungen wirkt sich preisstützend auf die Energiemärkte aus, das „Sudden Stratospheric Warming“-Event (SSW) scheint bereits begonnen zu haben. Dass die Notierungen dennoch fallen, ist ein bearishes Signal, da die Versorgungslage offensichtlich so komfortabel ist. Sollte sich dies trotz der nun höheren Ausspeicherungen der nächsten Tage weiter bestätigen, könnte dies weiteren Verkaufsdruck auslösen.
CoT TTF Gas: Spekulative Positionierungen nehmen weiter zu
Die CoT-Daten der ICE Endex per 14.11.2025 zeichnen weiterhin ein bearish gefärbtes Bild für den TTF-Gasmarkt. Die Investmentfonds bewegen sich weiter in Richtung einer nahezu ausgeglichenen bzw. leicht negativen Netto-Position. Zwar haben die Fonds ihre Long-Bestände nochmals auf 449,9 TWh ausgeweitet (plus 10,4 TWh), doch die Short-Seite wurde mit einem Zuwachs von 19,0 TWh auf 434,3 TWh deutlich stärker erhöht. Dadurch fällt die Netto-Position spürbar zurück und liegt nur noch bei rund 15,6 TWh (Minus 8,7 TWh). Der Long-Aufbau wirkt damit eher taktischer Natur, getragen von potenziellen Winterrisiken.
Dieses Bild fügt sich nahtlos in die fundamentale Lage ein. Die Versorgungssituation bleibt komfortabel, und obwohl die jüngsten Wetterprognosen etwas kühlere Temperaturen andeuten, reicht diese Revision bislang nicht aus, um die strukturelle Schwäche des Marktes grundsätzlich infrage zu stellen. Vor diesem Hintergrund erscheint es plausibel, dass die Investmentfonds die Short-Seite weiter bevorzugen und sich damit der Flat- bzw. Netto-Short-Position annähern. Zugleich signalisiert die fortgesetzte Erhöhung der Long-Seite, dass die Fonds trotz bearishen Grundtons die Möglichkeit kurzfristiger winterbedingter Preisspitzen nicht ignorieren.
Dass der Markt trotz des insgesamt bearishen CoT-Bildes weiterhin oberhalb der Zone um 30 Euro/MWh (TTF Gas Cal 26) notiert, bestätigt dieses ausgewogene Positionierungsbild. Die Marke bleibt eine starke Unterstützung, getragen von Absicherungsinteressen und fortbestehenden Unsicherheiten im Hinblick auf den Winterverlauf. Der jüngste Short-Aufbau zeigt zwar, dass Spekulanten eher auf die Unterseite blicken, doch der parallele Long-Aufbau verdeutlicht ebenso, dass sie sich nicht in Richtung eines beschleunigten oder trendartigen Abwärtsszenarios positionieren.
In der Gesamtschau bleibt der TTF-Markt aus Sicht der Investmentfonds bearish bis neutral ausgerichtet. Die Short-Seite dominiert, doch die anhaltenden Long-Zuflüsse sprechen gegen die Erwartung stark fallender Preise. Der Markt bleibt damit in einem engen, von Fundamentaldaten geprägten Umfeld, in dem wesentliche Impulse vor allem von Wetter- und Angebotsentwicklungen ausgehen dürften.
Hinweis: Dies stellt eine einseitige Interpretation dar und berücksichtigt keine weiteren marktbeeinflussenden Faktoren im TTF-Gasmarkt.
CoT EUA: Netto-Long Aufbau setzt sich fort
Die CoT-Daten der ICE-Endex per 14.11.2025 bestätigen eine spürbare Wiederaufnahme der Aktivität auf der Investmentfondsseite, nachdem in der Vorwoche sowohl Long- als auch Short-Positionen leicht rückläufig waren. Die Fonds erhöhten ihre Long-Bestände nun wieder deutlich und weiteten sie auf 131,6 Mio. EUA aus (plus 7,2 Mio. EUA). Parallel dazu wurde auch die Short-Seite moderat auf 30,0 Mio. EUA ausgebaut (plus 2,8 Mio. EUA). Trotz dieser gegenläufigen Bewegung dominiert weiterhin klar der Long-Impuls, sodass die Netto-Position auf rund 102 Mio. EUA steigt und damit den seit Wochen bestehenden bullishen Grundton erneut bestätigt.
Die CoT-Daten stützen damit das aktuelle konsolidierende Marktbild. Der Ausbau der Long-Positionen zeigt, dass die Investmentfonds am übergeordneten Aufwärtstrend festhalten. Gleichzeitig signalisiert die Zunahme der Short-Positionen, dass einige Marktteilnehmer taktisch agieren, sei es zur Absicherung der jüngsten Kursgewinne oder zur Positionierung für kurzfristige Gegenbewegungen. Entscheidend bleibt jedoch die Zunahme der Netto-Long-Position, die das strukturelle Long-Bias der Fonds nochmals stärkt.
Auch die jüngsten politischen Äußerungen, die tendenziell eher als milder Gegenwind für den CO2-Markt zu interpretieren sind, etwa im Zusammenhang mit möglichen Anpassungen in der industriepolitischen Förderung, haben an der Haltung der Fonds nichts geändert. Dass sie trotz dieser Signale an ihrer dominanten Long-Ausrichtung festhalten, unterstreicht die robuste bullishe Grundhaltung. Der parallele Short-Aufbau zeigt jedoch, dass die Fonds das Risiko der aktuellen Konsolidierungsphase nicht ignorieren.
Insgesamt bleibt der EUA-Markt aus Sicht der Investmentfonds klar nach oben ausgerichtet. Die hohe Netto-Long-Position bietet weiterhin eine solide Unterstützung für das bestehende Preisniveau. Zwar bleibt die Fortsetzung der zuvor dynamischen Rally vorerst aus, doch der bullishe Grundton der Fonds ist unverändert intakt.
Hinweis: Dies stellt eine einseitige Interpretation dar und berücksichtigt keine weiteren marktbeeinflussenden Faktoren im EUA-Markt.
CBAM-Benchmarks vor Revision: Industrieentlastung, Marktreaktionen und internationale Kritik
Management Summary
• Geplante CBAM-Benchmark-Senkungen: Die EU-Kommission will die Emissionsbenchmarks für den CO2-Grenzausgleich (CBAM) ab 2026 reduzieren. In Sektoren wie Zement, Stahl, Aluminium, Düngemittel und Wasserstoff sollen die Grenzwerte teils über 30 Prozent unter bisherigen Prognosen liegen, um die Industrie zu entlasten und Carbon Leakage zu vermeiden.
• Marktreaktion (EUA-Preis): Der EUA-Markt reagierte nervös auf die Aussicht höherer kostenloser Zuteilungen. Der EUA-Preis rutschte zeitweise unter 80 Euro/t CO2, stabilisiert sich am Dienstagvormittag aber wieder oberhalb der psychologischen 80-Euro-Marke und der intakten Aufwärtstrendgerade seit Mitte August bei aktuell 79 Euro/t CO2.
• Internationale Perspektive: Bei der COP30 betont die EU, CBAM sei kein einseitiges Instrument. Dennoch kritisieren China, Indien und andere Schwellenländer den Mechanismus als Verstoß gegen das „gemeinsame, aber differenzierte“ Klimaprinzip. Entwicklungsstaaten fordern im UN-Rahmen eine Bewertung solcher Maßnahmen. Gleichzeitig planen Länder wie Großbritannien und Norwegen eigene CO2-Grenzausgleiche. Die Debatte verdeutlicht den schmalen Grat zwischen Klimaschutzambition und handelspolitischen Spannungen.
EU senkt CBAM-Benchmarks zum Schutz der Industrie
Ein geleakter Entwurf sieht teilweise deutlich niedrigere CBAM‑Benchmarks vor im Vergleich zu den Übergangswerten der ersten CBAM-Phase, die sektor- und produktbezogen differenzieren (Quelle: Carbon Pulse). Die neuen ETS-Benchmark-Entwürfe für 2026–2030 zeigen einen geringeren Rückgang der Emissionsintensität als erwartet, was zu einer höheren kostenlosen Zuteilung von Zertifikaten für die Industrie führen könnte. Analysten von BloombergNEF senkten daraufhin ihre EUA-Preisprognosen, da bis zu 481 Millionen Tonnen CO2 kostenlos zugeteilt werden könnten, deutlich mehr als in früheren Szenarien. Andere Analysten wie Energy Aspects sehen jedoch keine wesentliche Veränderung ihrer Prognosen und erwarten weiterhin einen durchschnittlichen Preis von 103 Euro/t CO2 im Zeitraum 2026-30. Die EU-Kommission bestätigt mit dem Entwurf einen ETS-konformen Ansatz ohne zusätzliche CBAM-Verschärfungen, was die Befürchtungen einer zu strengen Auslegung zerstreut. Für Importeure steigt der Druck dennoch, Emissionsdaten offen zu legen, da ansonsten hohe CBAM-Kosten drohen, besonders in emissionsintensiven Branchen und Ländern mit kohlenstoffreicher Stromerzeugung. Die finale Entscheidung 2026 ist vorgesehen, mit rückwirkender Anwendung ab 2026.
Die sektoralen Auswirkungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
• Im Zementsektor liegen die Emissionsintensitäten für grauen Klinker bei rund 0,693 tCO2e/t und damit etwas unter den bisherigen Übergangswerten, während Weißklinker mit etwa 0,957 tCO2e/t deutlich höhere Werte aufweist, was vor allem auf höhere Prozessemissionen und eine zuvor fehlende Differenzierung zurückzuführen ist.
• Im Wasserstoffsektor fallen die Benchmarks auf etwa 6,84 tCO2e/t und damit deutlich unter die bisherigen Werte von 10 bis 11 tCO2e/t
• Der Düngemittelsektor zeigt die stärksten Rückgänge bei Ammoniak, Salpetersäure, Harnstoff, Ammoniumnitrat und Verbunddüngern: Die Übergangswerte von 1,0 bis 1,7 tCO2e/t werden durch die neuen Benchmarks klar unterschritten
• Im Eisen- und Stahlsektor sinken die Emissionsintensitäten über alle Herstellungsverfahren deutlich.
- Für das Hochofen-BOF-Verfahren liegen die ETS-Benchmarks für CBAM nun bei 1,4 bis 1,7 tCO2e/t gegenüber früheren Übergangswerten von 2,2 bis 2,8 tCO2e/t
- DRI/EAF-Verfahren erreichen Werte von 0,9 bis 1,2 tCO2e/t statt der bisherigen 1,3 bis 1,6 tCO2e/t
- Schrott-basierte EAF-Verfahren bleiben mit 0,21 bis 0,40 tCO2e/t im Rahmen der bisherigen Annahmen bleiben.
- Im Aluminiumsektor liegen die Übergangswerte für primäres Aluminium weiterhin bei über 16 tCO2e/t, bedingt durch die Berücksichtigung indirekter Stromemissionen.
EUA-Markt unter Druck durch erwartete Gratiszertifikate
Die Diskussion um deutlich niedrigere Benchmarks könnte zu einer höheren kostenlosen Zuteilung im EU-ETS 1 ab 2026 führen, was die Nettokaufnachfrage nach EUAs dämpfen würde. Der EUA-Preis rutschte daraufhin zeitweise unter die Marke von 80 Euro/t CO2. Charttechnisch bleibt die 80-Euro-Marke eine wichtige psychologische Unterstützungsmarke, die am Dienstagvormittag wieder überschritten wird. Aufgrund des intakten Aufwärtstrends werden Kursrücksetzer von den Marktteilnehmern weiterhin als Kaufgelegenheit wahrgenommen werden („Buy the Dip“). Bei 79 Euro/t CO2 verläuft zudem der intakte Aufwärtstrend seit Mitte August. Hier befindet sich auch die Nackenlinie einer potenziellen Doppeltop-Formation (78,91 Euro/t CO2).
Globale Reaktionen: Zwischen Akzeptanz und Widerstand
Auf internationaler Bühne verteidigt die EU den CBAM als notwendigen Schritt und betont auf der COP30, das Instrument solle Teil einer multilateralen Lösung werden. Doch große Schwellenländer wie China und Indien kritisieren diesen Alleingang scharf: Er beschneide ihre politische Autonomie und verletze das Pariser Prinzip der „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten“. Indien fordert etwa eine Ausnahme für seine Exporte. Dieses Ansinnen wird Brüssel aber voraussichtlich ablehnen, was neues Konfliktpotenzial birgt.
Zugleich formiert sich eine breitere Front von Entwicklungs- und Schwellenländern, die im UNFCCC ein Forum zur Bewertung unilateraler CO2-Maßnahmen verlangen. Afrikanische Vertreter sprechen von einem Paradoxon: CBAM fördere zwar globale Dekarbonisierung, belaste aber rohstoffbasierte Volkswirtschaften. Sie drängen daher auf Flexibilität und Unterstützung.
Währenddessen folgen andere Industrienationen dem EU-Beispiel: Großbritannien und Norwegen planen eigene CO2-Grenzausgleichssysteme, weitere Länder ziehen ähnliche Schritte in Betracht. Viele Beobachter sehen darin einen Trend: Die CO2-Intensität von Produkten könnte bald ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein. Selbst Kritiker im globalen Süden räumen ein, dass CO2-Grenzabgaben langfristig kommen dürften, pochen jedoch auf eine faire Umsetzung.
Schwacher Wind treibt Strom-Spotpreise nach oben
Die Day-Ahead-Auktion für Dienstag, den 18. November, schloss mit einem Baseload von 101,97 Euro/MWh und einem Peakload von 114,48 Euro/MWh. Die teuerste Viertelstunde lag in der ausgeprägten Abendspitze kurz nach 17 Uhr bei rund 164,6 Euro/MWh. Die Preisspanne reicht insgesamt von gut 77 Euro/MWh in den schwachen Nachtstunden bis zur genannten Spitze am frühen Abend. Erzeugungsseitig steht ein solides EE-Niveau mit im Mittel rund 21,5 GW Wind und 3 GW PV mit Spitzenwerten von etwa 23 GW Wind und 14 GW PV gegenüber, sodass die Residuallast zwischen etwa 24 und 48 GW schwankt und insbesondere am Morgen und Abend deutlich anzieht. Das gehandelte Volumen liegt mit rund 835 GWh auf einem typischen Werktagsniveau mit weniger Erneuerbaren, strukturell prägen ein leichtes Mittagstief und eine markante Abendspitze den Verlauf.
Für Mittwoch, D+2, zeigen die Forecasts etwas weniger Wind bei mittelmäßiger PV-Produktion. Last und Residuallast bleiben in etwa auf dem Niveau von Dienstag, sodass sich ein leicht höherer Baseload von rund 110 Euro/MWh ableiten lässt. Am Donnerstag, D+3, ist mit etwas mehr Wind, aber tendenziell geringerer PV-Einspeisung zu rechnen. Die Residuallast bewegt sich erneut in einer ähnlichen Spanne, was ebenfalls auf einen Baseload von etwa 110 Euro/MWh hindeutet. Insgesamt rechnen wir an beiden Tagen mit einer Fortsetzung des aktuellen Preisniveaus mit typischen Morgen- und Abendspitzen, jedoch ohne offensichtliche strukturelle Ausreißer.
KW 47 nochmals deutlich kühler prognostiziert
Dies gilt ebenso für das europäische Wetter. Die neue Temperaturprognose zeigt für diese Woche deutlich kühlere Bedingungen mit einem Tiefpunkt um den 22. November bei etwa 0 Grad, was kurzfristig mehr Heizbedarf und zusätzliche Ausspeicherung aus den europäischen Gasspeichern signalisiert. Im Verlauf der Kalenderwoche 48 steigen die Temperaturen dann deutlich auf ein Niveau von etwa 5 bis 6 Grad, insgesamt wurde diese Woche gegenüber der Vortagsrechnung leicht nach oben korrigiert. Energy Weather sieht für die Kalenderwochen 47 und 48 einen deutlichen Rückgang der stratosphärischen Winde und damit eine gestörte Zirkulation. Dadurch resultiert ein Blocking auf dem Atlantik, das Europa einen kurzfristigen Kaltlufteinbruch bringen kann. Für die Kalenderwoche 48 deuten die Modelle auf eine zunehmende Tiefdruckaktivität hin. Auch in Kalenderwoche 49 könnte sich erneut ein Blocking aufbauen, diesmal weiter östlich bei UK oder über Zentraleuropa, wodurch das Risiko für eine Dunkelflaute in diesem Zeitraum steigen würde. Auch die Windprognose bleibt für KW 47 unter dem langjährigen Mittel, signalisiert jedoch keine kritischen Einspeisewerte. Die Solarprognose liegt im Grundniveau weitgehend in der Nähe des Klimamittels, allerdings wurden die Leistungsspitzen für diese Woche nach unten angepasst. Dadurch fällt die Entlastung in den Mittagsstunden schwächer aus als bislang erwartet.
EUA-Dez-25-Future testet 80-Euro-Marke
Erdgas TTF vs. UK NBP: Schwaches Pfund als „Elefant im Raum“?
Der Frontmonat des Erdgaspreises NL TTF (rote Linie im Diagramm unten) neigt seit Wochen im Trend zur Schwäche. Zuletzt bildete dieser ein Verlaufstief aus, welches weitere Kursrückgänge schon allein aus charttechnischer Sicht impliziert. Doch ist es so wie es scheint? Betrachtet man sich nämlich das UK NBP Pendant (Balkenchart im Diagramm unten) kann festgestellt werden, dass hier von einem Verlaufstief keine Rede sein kann. Vielmehr schwankt dieses nach wie vor komfortabel zwischen rund 76 und 86 GBp/therm seitwärts. Gerade am Reihenende, also in den letzten Tagen, hat sich somit die Lücke zwischen UK NBP und NL TTF spürbar vergrößert, so dass NL TTF - isoliert betrachtet - einen negativen Eindruck vermittelt.
Warum aber ist die Schere überhaupt aufgegangen? Hier kommt das britische Pfund ins Spiel. Dieses neigt seit dem 22. Oktober gegenüber dem Euro spürbar zur Schwäche (dünne blaue Linie im Diagramm unten). Mit anderen Worten: Ohne die Abwertung des britischen Pfundes hätte es den Fall von NL TTF unter die Marke von 31 Euro/MWh nicht gegeben. Bei NL TTF Cal 26 ist der Durchbruch noch deutlicher sichtbar. So gesehen kam c. p. der Festlanderdgaspreis zuletzt nicht mehr „fundamental“ unter Druck (Witterung, Angebot usw.) , sondern über die Währungsschiene. Ein Erdgasanalyst sollte/müsste daher auch Experte für das Währungspaar EUR/GBP sein oder zumindest dessen Entwicklung stets im Auge behalten.
Das britische Pfund ist aufgrund der Wachstumsschwäche auf der Insel sowie der damit verbundenen anhaltenden Zinssenkungsphantasie der Bank of England wohl auch künftig unter Druck, zumal die EZB ihre Leitzinssenkungen bis auf Weiteres beendet hat. So gesehen könnte einerseits argumentiert werden, dass die Belastungen für Erdgas NL TTF wegen der GBP-Schwäche erhalten bleiben bzw. verstärkt werden. Andererseits könnte aber auch gesagt werden, dass es sich seit einigen Tagen nicht mehr um eine „reine“ Erdgasschwäche handelt, sondern vor allem um eine Schwäche des britischen Pfundes. Das ändert zwar am Ergebnis nichts, qualitativ ist es aber eine ganz andere Aussage.
Aktuelles zum CO2-Markt
In der aktuellen Handelswoche ging es bis Donnerstagvormittag wieder dynamisch aufwärts, sodass das Vorwochenhoch (82,41 Euro/t CO2) temporär überwunden wurde (82,79 Euro/t CO2). Anschließend setzten jedoch wieder Kursrücksetzer ein, gegen 14 Uhr notiert der Dezember-Future bei rund 81,50 Euro/t CO2.
nEHS: Preisband soll auch 2027 gelten
Die Bundesregierung plant, den Preisrahmen von 55 bis 65 Euro/t CO2 im nationalen Emissionshandel (nEHS) um ein Jahr bis 2027 zu verlängern, um starke Preisschwankungen beim Heizen und Tanken zu vermeiden. Grund ist die Verschiebung des europäischen Emissionshandelssystems für Verkehr und Gebäude (ETS2) auf 2028.
EU–UK: Mandat für ETS-Verknüpfung
Die EU-Mitgliedstaaten haben einem Mandat zugestimmt, um mit dem Vereinigten Königreich über eine Verknüpfung ihrer Emissionshandelssysteme (ETS) zu verhandeln. Ziel ist es, die jeweiligen CO2-Märkte zu verbinden und so gegenseitige CO2-Grenzausgleichsabgaben zu vermeiden.
(Mehr Details unter Energy-News -> CO2-Marktbericht)
Risiken, die es im Gasmarkt in diesem Winter zu monitoren gilt
Der Gasmarkt zeigt sich im Chartbild weiter bearish und Risiken werden aufgrund der milden Temperaturen weiter ausgepreist. Doch dies könnte verfrüht sein, wenn einige der folgenden Faktoren auf den Gasmarkt treffen:
•Wetterrisiko: Anhaltende Kälteperiode bei gleichzeitig schwacher Windstromproduktion erhöht kurzfristig die Nachfrage nach Gas, Strom, EUAs.
•Erzeugungsrisiko: Verzögerungen oder ungeplante Ausfälle französischer Kernkraftwerke (EDF) verschärfen Versorgungslage.
•LNG-Markt: Zusätzliche Nachfrage aus Asien reduziert die Verfügbarkeit für Europa --> Frachtraten steigen, Spotmengen werden teurer.
•Speicherrisiko: Rasche Entnahmen in Deutschland und den Niederlanden führen zu schnell sinkenden Füllständen an wichtigen Marktplätzen (TTF und THE).
•Preisrisiko: Schnelle Aufwärtsbewegungen bei Gas- und Strompreisen; erhöhte Volatilität an den Terminmärkten. EUAs führen Strom an!
Fazit
In einer solchen Marktphase besteht ein erhöhtes Timing-Risiko für Gas-Portfoliomanager. Denn wer zu lange mit Hedges wartet, muss ggf. zu ungünstigeren Preisen eindecken. Hinzu kommt die Marktpsychologie. Gleichzeitige Kaufaktivität vieler Akteure kann Preisübertreibungen verstärken nach dem Motto „Alle wollen durch die gleiche Tür!“
Für den Strompreis ist der Gasmarkt derzeit irrelevant - was zählt sind die EUAs
Ein Korrelationskoeffizient beschreibt die Stärke und Richtung des statistischen Zusammenhangs zweier Zeitreihen. Er liegt zwischen –1 (perfekte Gegenläufigkeit) und +1 (perfekte Gleichläufigkeit). Je näher der Wert an ±1 liegt, desto stärker bewegen sich die beiden Größen gemeinsam oder gegensätzlich.
Der Korrelationschart unten zeigt deutlich, dass der Strom Cal 26 Base Future eine hohe und stabile positive Korrelation zu den EUAs aufweist. Der Markt „schaut“ also preisbildend sehr stark auf CO2. Gas hingegen verliert zunehmend seinen Einfluss. Die Korrelation ist niedrig und zuletzt sogar leicht negativ, was darauf hindeutet, dass Gaspreisbewegungen für den Strompreis derzeit eine untergeordnete Rolle spielen.
Knapp 30 GW Wind drücken Strom-Spot auf 69 Euro/MWh
Die jüngste Aufwärtsrevision der Windprognosen hat die Day-Ahead-Preise spürbar gedrückt und das zeigt sich in der Spotauktion für Donnerstag mit einer Baseload von 69,84 Euro/MWh. Am 13.11. sorgt reichlich Wind mit rund 28 Gigawatt im Tagesmittel und solide PV zur Mittagszeit für eine deutlich niedrigere Residuallast. Der Viertelstundenverlauf beginnt mit einem sehr günstigen Nacht- und Frühmorgental mit Tiefstwerten knapp über Null, es folgt ein kurzer Morgenspike um etwa 08:30 bis rund 85 Euro/MWh und danach eine erneute Entspannung bis in den frühen Nachmittag. Ab etwa 15:30 setzt eine steile Abendrampe ein, der Tagespeak erreicht 142,6 Euro/MWh und die Preise bleiben anschließend bis spät abends meist über 100 Euro/MWh. Die höchsten Volumina fallen in die Mittagsstunden, getrieben durch die Erneuerbaren, was den Peak-Preisfloor in diesem Fenster merklich drückt.
Am Freitag lässt der Wind spürbar nach und liegt im Mittel nur bei etwa 10 Gigawatt, die PV-Stütze ist saisonal kleiner und die Residuallast steigt, das Tagesmittel erhöht sich auf rund 105 Euro/MWh mit einem strafferen Abendprofil und einer flacheren Mittagssenke als am Donnerstag. Bei weiterer Wind-Underperformance nimmt das Risiko für stärkere Ausschläge am frühen Abend zu.
CoT-Report TTF Gas: Zwischen guter Versorgungslage und Absicherungen von Winterrisiken
Die aktuellen CoT-Daten der ICE Endex per 07.11.2025 zeigen eine leichte Wiederbelebung der spekulativen Aktivität im TTF-Gasmarkt. Die Investmentfonds haben sowohl ihre Long- als auch ihre Short-Positionen spürbar ausgeweitet, wobei der Long-Aufbau mit einem Plus von 24,8 TWh auf 439,7 TWh (plus 6,0 Prozent) etwas stärker ausfiel als der Anstieg der Short-Seite um 21,9 TWh auf 415,4 TWh (plus 5,6 Prozent). In der Summe erhöhte sich die Netto-Long-Position der Fonds damit moderat um 2,9 TWh auf 24,3 TWh (plus 13,7 Prozent).
Der gleichzeitige Aufbau beider Seiten spiegelt die derzeitige Unsicherheit im Gasmarkt wider. Fundamentale Faktoren bleiben schwach: die Versorgungslage ist komfortabel und das milde Herbstwetter hat die kurzfristige Nachfrage gedämpft. Dennoch zeigt sich die 30-Euro-Marke beim TTF Gas Cal 26 weiterhin als solide Unterstützung. Trotz der vorherrschenden „Fundamentals“ wird dieses Preisniveau von vielen Marktteilnehmern als attraktiv eingeschätzt, um potenzielle Winterrisiken abzusichern, insbesondere nach der hochpreisigen Phase der letzten Jahre.
Die Daten deuten darauf hin, dass die Investmentfonds derzeit keine klare Marktrichtung verfolgen, sondern sich taktisch positionieren. Das parallele Wachstum der Long- und Short-Seite ist Ausdruck einer Patt-Situation, in der neue Impulse, etwa durch Wetterumschwünge oder Angebotsveränderungen, abgewartet werden. Ohne frische fundamentale Nachrichten bleibt der Markt in seiner engen Handelsspanne oberhalb von rund 30 Euro/MWh gefangen, denn gleichzeitig fehlt die Dynamik für einen nachhaltigen Rebound nach oben.
Insgesamt bleibt der TTF-Markt stabil, aber richtungslos: Die gute Versorgungslage limitiert das Aufwärtspotenzial, während die Absicherungsinteressen am unteren Rand die Chance nach unten begrenzen. Erst klare Entspannungssignale, etwa an der Wetterfront, könnten die Marktstimmung wieder stärker in Bewegung bringen.
Hinweis: Dies stellt eine einseitige Interpretation dar und berücksichtigt keine weiteren marktbeeinflussenden Faktoren im TTF-Gasmarkt.
CoT-Report EUA: Konsolidierung in KW 45
Die aktuellen CoT-Daten der ICE-Endex per 07.11.2025 zeigen einen leichten Positionsrückgang bei den Investmentfonds. Die Long-Position verringerte sich gegenüber der Vorwoche um 0,7 Mio. EUA auf 124,4 Mio. EUA (minus 0,5 Prozent). Gleichzeitig reduzierten die Fonds auch ihre Short-Positionen um 1,7 Mio. EUA auf 26,9 Mio. EUA (minus 5,9 Prozent). In der Summe ergab sich dadurch eine geringfügige Ausweitung der Netto-Long-Position auf 97,5 Mio. EUA, was einem Anstieg um 1,0 Prozent entspricht.
Zu Beginn der vergangenen Handelswoche setzte nach der Ankündigung eines möglichen Industriestrompreises und kühleren Temperaturprognosen zunächst kräftiger Kaufdruck ein, wodurch der EUA-Dez-25-Future über die Marke von 80 Euro/t CO2 steigen konnte. Mit der nach oben korrigierten Wetterprognose und nachlassendem fundamentalen Rückenwind flaute die Dynamik jedoch spürbar ab, und der CO2-Preis rutschte zum Wochenschluss wieder unter 80 Euro/t CO2. Die CoT-Daten bestätigen dieses Bild: Sowohl Long- als auch Short-Positionen wurden moderat abgebaut, was darauf hindeutet, dass kurzfristige spekulative Positionen, eingegangen im Zuge der Nachrichtenlage, wieder geschlossen wurden.
Ein Trendwechsel lässt sich daraus nicht ableiten. Die Investmentfonds bleiben insgesamt klar Netto-Long positioniert, wodurch der EUA-Markt weiterhin eine starke Unterstützung erfährt. Der jüngste Rückgang spricht dafür, dass den Spekulanten zuletzt das „Selbstbewusstsein“ für einen erneuten aggressiven Long-Aufbau fehlte. In der aktuellen Handelswoche geht es bislang wieder dynamisch aufwärts, so dass von weiter steigenden CO2-Preises auszugehen ist.
Hinweis: Dies stellt eine einseitige Interpretation dar und berücksichtigt keine weiteren marktbeeinflussenden Faktoren im EUA-Markt.
6-Dollar-Welt am Gasmarkt: Neue OIES-Studie und die Konsequenzen für den europäischen Gasmarkt
In einer aktuellen Studie des Oxford Institute for Energy Studies („The Global Outlook for Gas Demand in a $6 World“) entwerfen die Autoren ein Szenario einer „6-Dollar-Welt“, also eines dauerhaften Rückgangs des Gaspreises von 8 auf 6 US-Dollar/MMBtu (rund 20 €/MWh), und untersuchen, wie stark die Gas- bzw. LNG-Nachfrage bei einem solchen Preisniveau ansteigen würde. Analysiert werden die großen Importregionen: Europa, China, Indien, Japan/Korea/Taiwan (JKT), Emerging Asia, Afrika und Lateinamerika. Nordamerika, Russland und der Nahe Osten sind aufgrund ihrer bereits sehr niedrigen Inlandspreise nicht Teil der Betrachtung.
Global zeigen die Ergebnisse eine zusätzliche LNG-Importnachfrage von 26,5–94 Milliarden Kubikmetern (bcm) bis 2030 bzw. 62,5–177,5 bcm bis 2035. Etwa die Hälfte dieses Zuwachses entfällt auf den Stromsektor (insbesondere in JKT und Emerging Asia), der Rest auf Gebäude- und Transportsektor (vor allem in China und Indien) sowie auf die Industrie in China, Indien und Lateinamerika. In Europa verschiebt sich Gas dagegen zunehmend in die Rolle eines Backups für fluktuierende Erneuerbare. Selbst bei 6 US-Dollar/MMBtu ist Europa daher kein zentraler zusätzlicher LNG-Nachfragetreiber: Gas bleibt wichtig, aber primär als Flexibilitätsoption; Klimaziele, Kohleausstieg und EE-Ausbau begrenzen den Preishebel.
Ein zentraler Punkt der Studie ist die Auslastung der weltweiten LNG-Exportkapazitäten (Anteil der tatsächlich genutzten gegenüber der maximal möglichen Kapazität), weil sie entscheidend beeinflusst, welches Preisniveau dauerhaft realistisch ist. Im OIES-Base-Case (ohne zusätzlichen Preiseffekt) werden die globalen LNG-Anlagen bis 2030 auf etwa 85,5 Prozent und bis 2035 auf 86,5 Prozent ausgelastet, ein komfortabler Angebotsüberhang. Sobald man jedoch die zusätzliche Nachfrage berücksichtigt, die durch ein Preisniveau von 6 US-Dollar/MMBtu ausgelöst würde (rund plus 60 bcm bis 2030 und plus 120 bcm bis 2035), steigt die angenommene Auslastung auf etwa 92 Prozent im Jahr 2030 und auf 99 Prozent im Jahr 2035. Eine nahezu vollständige Auslastung (rund 99 Prozent) passt historisch eher zu Phasen knapper Versorgung und höherer Preise als zu einem dauerhaft entspannten 6-Dollar-Umfeld.
Für den europäischen Markt heißt das: Ein 6-Dollar-Szenario ist zwar denkbar, aber keineswegs garantiert. Es hängt maßgeblich davon ab, wie viel der neuen Kapazitäten tatsächlich als Reserve statt in Vollauslastung gefahren wird und wie stark Europa letztlich vom zusätzlichen LNG-Zufluss profitiert.
US-Gas auf Viermonatshoch: Kälte und LNG-Flüsse treiben
US-Erdgasfutures haben ein Achtmonatshoch erreicht, getragen von einem frühen Kälteeinbruch und kräftigen LNG-Exportflüssen. Kurzfristig deutet die Wetterlage auf erhöhte Heiznachfrage hin, bevor eine erwartete Milderung die Dynamik wieder abschwächen könnte. Die Auslastung der US-LNG-Terminals bleibt hoch und dürfte weiter zulegen, was die Exportseite stützt.
Unsere Einschätzung: Kurzfristig neutral bis leicht bullish bei Kühlerer Witterung in Nordwesteuropa (KW47) und weniger US-LNG können dies die Preise stützen. Lässt der Wetterimpuls rasch nach, eher neutral.
Indonesien kürzt LNG-Ausfuhren
Indonesien fehlen in diesem Jahr rund zwanzig LNG-Cargoes, weshalb die Regierung Exportverpflichtungen in das Jahr 2026 verschieben will. Treiber sind eine höher als erwartete Inlandsnachfrage und eine Fehleinschätzung der Bedarfslage. Bereits zuvor hatte der Regulator Exporte nur bei etwa 150 Cargoes veranschlagt und einzelne Ladungen in den Inlandsmarkt umgeleitet, was die flexible Exportverfügbarkeit weiter einschränkt. Für Abnehmer in Asien und Europa bedeutet das weniger indonesisches Angebot am Spotmarkt und potenziell engere Balancen.
Unsere Einschätzung: Für LNG und Gaspreise wirkt die Nachricht kurzfristig eher bullish, da zusätzliche Ausfälle und Aufschübe das freie Angebot verringern. Die Wirkung bleibt aber gedämpft, solange andere Lieferströme stabil sind und die saisonal milden Wetterprognosen Nachfrage dämpfen.
Strom-Spot Auktionsergebnisse für den 12.11.2025
Potenzielle inverse SKS-Formation bei den EUAs (hourly)
Eine inverse SKS-Formation (Schulter-Kopf-Schulter-Formation) ist ein charttechnisches Umkehrmuster am Ende eines Abwärtstrends. Sie besteht aus drei Tiefpunkten, einem tiefer gelegenen „Kopf“ zwischen zwei höheren rechten und linken „Schultern“ (siehe Chart). Wird die Nackenlinie überzeugend nach oben durchbrochen, signalisiert das häufig den Beginn eines neuen Aufwärtstrends. Die horizontale Nackenlinie befindet sich bei 80,35 Euro/t CO2. Ein Preisanstieg darüber würde die inverse SKS-Formation bestätigen, woraufhin die Kurse bis auf 81,77 Euro/t CO2 ansteigen könnten (Anschlusspotenzial aufgrund der Formationshöhe). Die Fibonacci-Retracements dürften relevante Zwischenetappen auf dem Weg zum Ausschöpfen des Kursziels darstellen.

.png)


.png)
.png)





.png)
.png)
.png)
.png)

.png)
.png)
.png)
.png)


.png)


.png)
.png)
.png)
.png)
.png)
.png)
.png)



.png)
