Nach den doch etwas überraschend robusten Prognosen des IWF vor einer Woche (WEO-Update vom Juli 2025), anhand derer die BIP-Vorhersagen für 2025 und 2026 auf +3,0% bzw. +3,1% angehoben wurden, sind die Hoffnungen auf eine weiterhin stabile Entwicklung im zweiten Halbjahr bereits Ende letzter Woche wieder verflogen und damit die Sorgen um die Weltwirtschaft deutlich größer geworden (siehe Kommentar vom Freitag zu den zahlreichen US-Konjunkturdaten).
Nach den zahleichen Veröffentlichungen von letzter Woche kann zwar festgehalten werden, dass das weltweite BIP im zweiten Quartal 2025 einen über Potenzial liegenden Anstieg von 2,5 % verzeichnete. Trotz dieser Widerstandsfähigkeit ist aber weiterhin davon auszugehen, dass es in den kommenden Monaten zu einer breit angelegten und spürbaren Abschwächung kommen wird. Der Gegenwind aufgrund des Handelskriegs nimmt zu und die Nachfrage des privaten Sektors schwächt sich sowohl in den USA als auch in China merklich ab. Besorgniserregend ist vor allem die massive Verlangsamung der US-Arbeitskräftenachfrage in den letzten drei Monaten, die das Risiko eines Abrutschens in eine Rezession im zweiten Halbjahr spürbar erhöht (Graphik der St. Louis Fed). Im „Weekly Call“ vom Donnerstag hatten wir diese verstörenden Signale vom US-Arbeitsmarkt noch nicht vorliegen und auch nicht die deutlichen Abwärtsrevision der Vormonatswerte, die für allgemeines Erstaunen sorgten und US-Präsident Trump u.a. dazu veranlassten, die Chefin des BLS zu entlassen.
So ist die Beschäftigung im US-Privatsektor in den letzten drei Monaten um magere 52.000 pro Monat gestiegen, wobei die Zuwächse außerhalb des Gesundheits- und Bildungssektors sogar stagnierten. Dies ist ein starker Hinweis darauf, dass sich die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften abgekühlt. Eine Abschwächung der Arbeitskräftenachfrage dieser Größenordnung ist ein Warnsignal für eine mögliche Rezession. Die Unternehmen halten ihre Einstellungszuwächse normalerweise bei zeitlich begrenzten Wachstumsrückgängen aufrecht. Wenn die Arbeitsnachfrage allerdings mit einem Wachstumsrückgang einhergeht, ist dies oft ein Vorbote von Einsparungen. Dies wiederum hat negative Rückwirkungen auf das Verbrauchervertrauen und damit die privaten Konsumausgaben – ein Teufelskreis. Auf seiner Pressekonferenz letzte Woche hat der Vorsitzende der US-Notenbank Powell den Arbeitsmarkt noch als „solide“ und ausgeglichen bezeichnet. Dies dürfte nach den Zahlen vom Freitag nicht mehr angemessen sein und erhöht zusammen mit den zunehmenden Belastungen durch die Handelskonflikte aus heutiger Sicht die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinssenkung am 17. September trotz zu hoher Teuerung merklich.
Die weltweiten Umfragen stehen dem nicht entgegen. Vor allem die Eintrübung in Asien und den USA trug erheblich zum Rückgang des globalen Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Juli bei. Die Ankündigungen der effektiven US-Zölle auf fast 20 % und damit nahe dem Niveau des „Liberation Day“ dürften ihre Spuren hinterlassen. Auch die USA werden den Schock deutlich spüren, da diese „Steuererhöhung“ auf ausländische Käufe die Unternehmensgewinne drückt und die Verbraucherpreise erhöht. Die günstigeren finanziellen Bedingungen dürften den negativen Zolleffekt zwar abfedern, aber nicht vollständig kompensieren. Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung, dass aufgrund der wahrscheinlichen weltweiten Abschwächung kein Rückenwind auf die Rohstoffpreise und die EUAs ausgeht. Im Gegenteil, mit den Zahlen vom Freitag haben die Risiken sogar erheblich zugenommen und die hoffnungsvollen BIP-Prognosen des IWF sind u. E. leider schon wieder obsolet.