Bullishe Faktoren
Frankreichs KKW-Probleme bleiben bestehen. Die Hitzewelle soll laut Prognosen bis mindestens 20. August anhalten, ein Temperaturabfall ist unsicher. Hinzu kommt das Quallenproblem. Der Baseload-Preis für den französischen Spotkontrakt zur Lieferung am heutigen Mittwoch kletterte entsprechend an der EPEX Spot um 21 Prozent auf 96,56 Euro/MWh.
Die jüngsten Inflationsdaten aus den USA lagen im Juli leicht unter den Erwartungen (2,7 Prozent statt 2,8 Prozent). Die Teuerung verharrte auf dem Niveau des Vormonats, und die protektionistische US-Handelspolitik hat sich nur geringfügig in den Preisen niedergeschlagen. Dies wurde von den Märkten positiv aufgenommen und stärkt die Erwartungen, dass die US-Notenbank bereits im September die Zinsen senken könnte. Für den europäischen Energiemarkt ist dies tendenziell bullish, da dies die US-Konjunktur ankurbeln würde.
Der CoT-Report der ICE Endex für den EUA-Markt zeigte zuletzt einen Aufbau der Netto-Long-Position der Investmentfonds, was auf eine zunehmende Überzeugung der Spekulanten hindeutet, dass das aktuelle Preisniveau oder dessen Fundamentaldaten weiteres Aufwärtspotenzial bergen. In der vergangenen Handelswoche stieg der EUA-Dez-25-Future rund 2,6 Prozent an, so dass eine Fortsetzung der Tendenz zu erwarten ist. In der aktuellen Handelswoche kommt es allerdings zu Gewinnmitnahmen nach dem exakten Test der Widerstandsmarke bei 73,35 Euro/t CO2. Diese dürfte bei einer anhaltenden Zuversicht der „starken Hände“ erneut angelaufen werden.
Bearishe Faktoren
Im Gegensatz zum CO2-Markt zeigten sich die Investmentfonds laut CoT-Reports bei TTF Gas zuletzt bearish und die Netto-Long-Position wurde reduziert. Nun steht beim TTF Gas Cal 26 die 33-Euro-Marke zur Disposition. Fällt diese, dürften die Spekulanten ihr Long-Engagement zeitnah reduzieren.
Die norwegischen Gasflüsse bleiben robust und steigen laut LSEG-Daten um 19 Mio. Kubikmeter pro Tag an, da die Aasta Hansteen wieder in Betrieb genommen wird. Die geplante Wartung in Gullfaks soll am Donnerstag beendet werden, die ungeplante Störung bei Ormen Lange soll ab der kommenden Woche behoben sein. Größere Wartungen beginnen erst Ende August/Anfang September, dann könnten die Temperaturen aber wieder niedriger sein und die Gesamtlage entspannter.
Die USA machen eine mögliche Reduzierung der Strafzölle gegenüber China von messbaren Fortschritten im Kampf gegen die Fentanyl-Produktion abhängig. Laut Finanzminister Scott Bessent müssten solche Fortschritte über einen längeren Zeitraum – von Monaten bis hin zu einem Jahr – erkennbar sein, bevor eine Zollsenkung in Betracht käme. Hintergrund sind Vorwürfe Washingtons, Peking unternehme nicht genug, um den Zufluss von Grundstoffen für Fentanyl einzudämmen. Eine anhaltend angespannte US-China-Handelsbeziehung kann das globale Wirtschaftswachstum dämpfen und damit mittelbar die Energienachfrage schwächen.
Neutrale Faktoren
Vor dem geplanten Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin beraten am Mittwoch führende europäische Staats- und Regierungschefs in einer von Deutschland organisierten Videokonferenz. Teilnehmen werden unter anderem Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premier Keir Starmer, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Im Anschluss ist ein weiteres Treffen mit Trump und US-Vizepräsident JD Vance vorgesehen. Weder klare Fortschritte noch konkrete Entscheidungen sind zu erwarten. Der Markt wartet auf das Gipfeltreffen.
Der jüngste Wettermodelllauf vom 13. August 07:50 Uhr zeigt im Vergleich zu gestern nur moderate Änderungen. Die erwartete Abkühlung ab dem 15. August bleibt bestehen, fällt jedoch zwischen dem 17. und 20. August leicht milder aus. Die Solarauslastung bleibt stabil mit Spitzen um 50 Prozent. Deutlicher angepasst wurde die Windprognose: Der Peak am 15. und 16. August wird nun mit bis zu 17 bis 18 GW gesehen (zuvor 15 bis 16 GW), während das schwache Windfenster vom 17. bis 20. August unverändert bleibt.