US-Wirtschaft mit merklichen Bremsspuren

August 1, 2025

Die heutigen zahlreichen, wichtigen US-Konjunkturdaten waren insgesamt ein herber Dämpfer für alle Optimisten. So wurden zwar im Juli 73 Tsd. Stellen neu besetzt und damit fast so viele wie erwartet (e: 110 Tsd.). Die beiden Vormonate wurden aber spürbar um insgesamt 258 Tsd. Jobs nach unten revidiert. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 4,2%. Der insgesamt schwächere Eindruck des US-Arbeitsmarkts könnte die US-Notenbank dazu veranlassen, die Leitzinsen auf ihrer nächsten Sitzung am 16./17. September zu senken. Nach Veröffentlichung des Berichts erhöhten jedenfalls Futures-Händler die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung auf 75,5 Prozent, nach 40 Prozent am Donnerstag. Der US-Notenbankvorsitzende Jerome Powell hatte auf der Sitzung diese Woche betont, dass für ihn vor allem die nächsten Arbeitsmarktdaten entscheidend sein werden, ob es zu einer weiteren Lockerung kommt oder nicht. Der heutige Report war damit hierfür ein Anfang, zumal man davonausgehen darf, dass Powell die heutigen Daten bereits Mitte der Woche kannte.

Trotz der Senkungsphantasie haben die Finanzmärkte die Zahlen negativ aufgenommen. Der US-Dollar wertete ggü. dem Euro ab, die Staatsanleiherenditen fielen und die Aktienmärkte gingen auf Tauchstation. Die Stimmung war aber schon zuvor angeschlagen, hatte doch die Zollproblematik mit dem 1. August und weiteren krassen Erhöhungen zum Beispiel für die Schweiz auf 39% die Unsicherheit erneut befeuert. Was kommt als nächstes?  Und als wäre das noch nicht genug, trübte sich auch noch die Stimmung in der US-Industrie im Juli auf 48,0 Punkte ein, wohingegen der Konsens von einem Zuwachs um 0,5 auf 49,5 Punkten ausging. Darüber hinaus fielen die (nominellen) Bauausgaben im Juni um 0,4% ggü. Vormonat und damit zum zweiten Mal in Folge in dieser Größenordnung und das Verbrauchervertrauen gemessen von der Universität Michigan verharrte mit endgültig 61,7 Punkten auf historisch betrachtet sehr niedrigem Niveau. Es bedarf also noch einiger Überzeugungsarbeit von US-Präsident Donald Trump, seine eigenen Landsleute von der Richtigkeit seiner Zollpolitik zu überzeugen. Ob ihm das gelingt, ist allerdings mehr als fraglich, denn die US-Privatwirtschaft als Ganzes profitiert davon unter dem Strich nicht.

Sogar die sonst gegen Konjunkturdaten hin und wieder gerne auch mal immunen Rohstoffmärkte ließen sich von dem allgemeinen Trübsal an der Konjunktur- und Finanzmarktfront anstecken. Rohöl Brent bspw. sackte nach 15.00 Uhr zügig in Richtung 70 USD je Fass ab, während Erdgas TTF Frontmonat schon seit 12.00 Uhr die Waffen streckte und wieder unter 34 Euro/MWh fiel. Ohne geopolitische Unruhen sind die Perspektiven für die Rohstoffpreise weiterhin in Moll gestimmt.