Spot und Intraday zeigen strukturelle Knappheit

September 9, 2025

Die vergangenen Handelstage haben eindrücklich gezeigt, wie stark der Strommarkt unter der anhaltenden Flaute bei den Erneuerbaren leidet. Am gestrigen 8. September kletterten der Intraday-ID1-Benchmark in der deutschen Stromzone über mehrere Stunden auf außergewöhnlich hohe Niveaus. Zwischen 18:00 und 21:00 Uhr lagen die Werte teils deutlich über 800 Euro/MWh, in der Spitze wurde um 21:00 Uhr ein Preis von 1.212,70 Euro/MWh festgestellt. Solche Werte sind nicht unüblich für kurze Viertelstunden in Ausnahmesituationen, doch dass ein solches Preisniveau für fast drei Stunden anhält, stellt eine deutliche Zuspitzung dar. Marktteilnehmer mussten auf eine außergewöhnlich enge Versorgungslage reagieren, ausgelöst durch die Kombination aus hoher Last, schwacher Windproduktion und der am Abend wegbrechenden Solarleistung.

Flexibilität wichtiger denn je

Die Folge war nicht nur ein sehr angespannter Intraday-Handel, sondern auch deutliche Ausschläge im Balancing-Markt. Dort wurden in mehreren Viertelstunden vierstellige Imbalance-Preise gemeldet, die die Knappheit im System noch deutlicher widerspiegeln. Für Trader und Portfoliomanager bedeutete dies, dass Absicherung und Flexibilität wichtiger waren als je zuvor. Während Day-Ahead-Preise zwar ein gewisses Risikoniveau abbildeten, zeigte sich im Intraday-Markt, dass die tatsächliche Knappheit weitaus höher lag und Kontrakte teils erheblich über Spot gehandelt wurden.

Schwache Erneuerbare

Für den 10. September deuten die Day-Ahead-Ergebnisse erneut auf eine volatile Preisstruktur hin. Besonders die Morgenstunde 07:00 - 08:00 Uhr zeigt ein Niveau von rund 220 Euro/MWh, während die Abendspitze 19:00 Uhr auf etwa 275 Euro/MWh ansteigt. Damit liegen die Werte zwar unter den Extremen des gestrigen Tages, aber weiterhin klar über dem jahreszeitlich üblichen Durchschnitt. Die Ursache bleibt dieselbe: schwache Windleistung über den gesamten Tag hinweg, in Kombination mit einem steilen Lastanstieg in den Morgenstunden und dem typischen Solarramp-down am Abend. Batteriespeicher können diese Preisdifferenzen erneut nutzen und attraktive Arbitragespreads erzielen, wenngleich die strukturelle Knappheit im System langfristig eine deutlich größere Herausforderung darstellt.

Ausblick

Eine gewisse Entspannung ist ab Donnerstag, den 11. September, zu erwarten, wenn sich die Windeinspeisung stabilisiert und das erneuerbare Angebot ansteigt. Kurzfristig bleibt die Risikoprämie in den Spot- und Intraday-Märkten jedoch hoch, und Preisspitzen über 200 Euro/MWh dürften weiterhin zum Alltag gehören. Trader sollten sich auf anhaltend enge Situationen in den Morgen- und Abendstunden einstellen und kurzfristige Flexibilitäten gezielt einsetzen.