Im jüngsten RTE Bericht „Bilan prévisionnel 2025 bis 2035 du système électrique français“ sieht Frankreich für die kommenden drei Winter nur ein sehr geringes Risiko von Stromversorgungsengpässen und bewegt sich eher in einer Phase vorübergehender Überkapazität. Wesentliche Treiber sind ein kräftiger Zubau von erneuerbaren Kapazitäten, bereitstehende Projekte von rund 10 GW Solar und 3 GW Onshore Wind für den Zeitraum 2026 bis 2030 sowie eine nach unten angepasste Stromnachfrageprognose um bis zu neun Prozent beziehungsweise etwa 60 TWh. Die Stresstests des Übertragungsnetzbetreibers zeigen, dass viele ungünstige Faktoren gleichzeitig zusammentreffen müssten, damit die Versorgungssicherheit nennenswert in Frage gestellt wird. Wahrscheinlicher sind Phasen sehr reichlichen Angebots mit niedrigen oder sogar negativen Großhandelspreisen und entsprechend häufigem Bedarf an Abregelung von Kernkraft und erneuerbaren Energien.

‍

‍

‍

‍

Entwicklung der französischen Stromexporte im europäischen Kontext‍

Die Projektionen für Großbritannien, Deutschland und Spanien bis 2035 zeigen in allen drei Ländern einen deutlich steigenden Stromverbrauch und substanzielle jährliche Zubauraten bei Solar, Onshore Wind und Offshore Wind, wobei Deutschland mit sehr hohen Ausbaupfaden und einem Verbrauchsanstieg von 510 auf 900 TWh besonders hervorsticht. Aus französischer Perspektive hängt der zukünftige Netto Exportüberschuss maßgeblich davon ab, wie konsequent diese Länder ihre Elektrifizierung vorantreiben und wie schnell sie ihre heimische Erzeugung ausbauen. Je stärker der Verbrauch bei begrenztem Zubau wächst, desto größer werden die Vermarktungschancen für französische Exporte und der Überschuss kann um etwa 50 TWh steigen, während aggressive Ausbaupfade der Nachbarn bei verhaltener Nachfrage das Potenzial um eine ähnliche Größenordnung verringern. In dieser Umgebung wird die Fähigkeit des französischen Kernkraftparks zur flexiblen Lastmodulation zu einem entscheidenden Faktor für die Sicherung von Markterlösen in einem zunehmend volatilen und von Überangebot geprägten europäischen Strommarkt.

‍