McKinsey-Studie: Deutschlands Erdgasbedarf bleibt langfristig hoch

March 4, 2025

Laut einer Analyse der Unternehmensberatung McKinsey, über die WELT berichtet, basieren die Planungen der Bundesregierung zur Energiewende auf unrealistischen Annahmen. Während das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) von einem starken Rückgang des Gasverbrauchs bis 2030 ausging, zeigt die Studie, dass Erdgas in Deutschland weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird. Statt der prognostizierten Reduktion auf 550 bis 650 Terawattstunden erwarten die Analysten für 2030 einen Verbrauch von 690 bis 720 Terawattstunden. Diese Fehleinschätzung könnte direkte Auswirkungen auf Gaspreise und Netzentgelte haben.

Gasverbrauch in den einzelnen Sektoren

Auswirkungen auf Gaspreise und Infrastruktur

Die Fehleinschätzung des Gasbedarfs hat bereits wirtschaftliche Folgen. Die Bundesregierung hatte Netzbetreibern erlaubt, ihre Investitionskosten durch die KANU2.0-Verordnung kurzfristig abzuschreiben, da man von einem schnellen Rückgang des Gasverbrauchs ausging. Dies führte zu einer drastischen Erhöhung der Netzentgelte um 20 Prozent. Eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlte 2024 rund 460 Euro für die Netzentgelte, 2025 sind es 553 Euro – ein Anstieg von fast 100 Euro. Sollte sich der hohe Gasverbrauch weiter bestätigen, könnte die Bundesnetzagentur gezwungen sein, die Regelungen zur Netzentgeltberechnung anzupassen.

McKinsey rät der Regierung, ihre Strategie anzupassen und einen realistischeren Ansatz für die Energiewende zu wählen. Statt den Rückbau des 600.000 Kilometer langen Gasnetzes zu forcieren, könnte eine Umwidmung für Wasserstoff oder CO₂-Transport wirtschaftlich sinnvoller sein. Ein überstürzter Verzicht auf Erdgas könnte nicht nur Versorgungssicherheit und Wirtschaft belasten, sondern auch zu weiteren Kostensteigerungen für Verbraucher führen.

enerchase-Einschätzung: Auch wenn die kolportieren 50 Gaskraftwerke noch in weiter Ferne sind, ist klar, dass der Gasbedarf weiterhin hoch bleibt. Die Annahmen der Noch-Bundesregierung waren offenbar geschönt oder zumindest von optimistischem Wunschdenken geprägt, um die Ziele vom Kohle- und Kernkraftausstieg politisch umzusetzen. Die Realität sieht anders aus. Es wird daher die Aufgabe der neuen Regierung sein, pragmatisch die Laufzeit der Kohlekraftwerke so lange zu verlängern, bis eine realistische Versorgungssituation gewährleistet ist. Das LNG-Angebot wächst in den nächsten Jahren deutlich, allerdings geht die Internationale Energieagentur auch von einer steigenden Nachfrage, insbesondere aus Asien, aus. Der Wettbewerb um das Gas bleibt also hoch, was die Preise stützen wird. Am hinteren Ende der TTF-Terminkurve sieht man den Effekt möglicherweise bereits. In den letzten 20 sowie 100 Handelstagen ging es merklich mit den Preisen ab dem Jahr 2029 nach oben.