IEA erwartet strukturellen Wandel am LNG-Markt

October 27, 2025

Der Gasmarkt bleibt weiterhin in einer komfortablen Versorgungslage. Zum einen hat China trotz der von den USA und der EU verhängten Sanktionen gegen Russlands Arctic-LNG-2-Projekt eine zehnte Lieferung von Flüssigerdgas aus der Anlage erhalten. Laut Daten von Kpler entlud der unter Sanktionen stehende Tanker Arctic Mulan am 17. Oktober eine Ladung am Beihai-LNG-Terminal in der südwestchinesischen Region Guangxi. Darüber hinaus wurde bekannt, dass Chinas Nachfrage nach LNG im Winter voraussichtlich schwach bleiben dürfte. Reichlich Pipelinegas, eine robuste heimische Förderung und alternative Energiequellen wie Kohle und Solar dämpfen den Importbedarf. Die Einfuhren sanken bereits im September um 15 Prozent und seit Jahresbeginn um 17 Prozent. Für 2025 wird nur noch ein Nachfragewachstum von zwei bis drei Prozent erwartet, das vollständig durch inländische und russisch-zentralasiatische Lieferungen gedeckt werden soll.

Diese Einschätzung wird durch jüngste Äußerungen des Exekutivdirektors der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, untermauert. Birol erklärte, der weltweite LNG-Markt trete derzeit in eine neue Phase ein. Aus dem bisherigen Verkäufermarkt entwickle sich zunehmend ein Käufermarkt, was zusätzlichen Druck auf die Preise ausübe. Zugleich steige der globale Strombedarf infolge des Wachstums von Rechenzentren und der zunehmenden Nutzung von Klimaanlagen so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Parallel dazu erlebt die Kernenergie eine Renaissance. Laufzeitverlängerungen bestehender Anlagen, neue Großprojekte und die Entwicklung kleiner modularer Reaktoren (SMRs) könnten künftig einen größeren Anteil an der weltweiten Stromerzeugung übernehmen.

In der Gesamtschau sprechen die derzeitigen Faktoren gegen eine nachhaltige Aufwärtsbewegung am Gasmarkt. Das Überangebot an LNG, die schwache asiatische Nachfrage und die milden Witterungsaussichten bilden zusammen ein Umfeld, das tendenziell preisdämpfend wirkt, auch wenn geopolitische Risiken jederzeit neue Impulse setzen können.