Die heutigen Zahlen zum preis-, saison- und kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukt des Euroraums für das dritte Quartal 2025 hielten ein paar positive Überraschungen bereit. So übertraf der Zuwachs mit einem Plus von 0,2% ggü. Q2 die Erwartungen der Analysten (e: +0,1%). Dabei tat sich neben Spanien (+0,6% qoq) vor allem Frankreich, das in den letzten Wochen sehr viel Kritik sowie Herabstufungen der Rating-Agenturen erdulden musste, mit einem Anstieg um 0,5% unter den ökonomischen Schwergewichten besonders positiv hervor. Einerseits war das spürbare Plus breit angelegt – vor allem der Außenbeitrag steuerte mit 0,9 PP einen merklichen Wachstumsbeitrag bei – und war nicht etwa einem ausufernden Staatskonsum geschuldet, andererseits hat sich die konjunkturelle Taktzahl seit dem vierten Quartal 2024 kontinuierlich erhöht, und zwar von 0,0% auf +0,1%, auf +0,3% und jetzt auf +0,5%. Obwohl Frankreich innenpolitisch große Probleme hat, gelingt es der „Grande Nation“ - ähnlich wie den USA - immer wieder, ökonomisch positiv zu überraschen.
Das Gegenteil ist nach wie vor in Deutschland der Fall. Hier gibt es zwar auch große innenpolitische Probleme, die Wachstumsraten sind aber seit Jahren eine einzige Enttäuschung. Von Juli bis September war das nicht anders. Wie in Italien stagnierte hierzulande das BIP lediglich ggü. dem zweiten Vierteljahr, das bereits mit einem Minus von 0,2% sehr schwach war. Von den berühmten positiven Vorzieheffekten aufgrund der US-Zollpolitik, von denen andere Volkswirtschaften - zum Teil spürbar - profitierten, war hierzulande weder in Q2 noch in Q3 etwas zu sehen. Anhand der Zahlen zum Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe und der Industrieproduktion, die auf Basis der Monate Juli und August einen merklichen Rückgang ggü. Q2 aufwiesen, war das ernüchternde BIP-Ergebnis allerdings auch keine große Überraschung (Graphik 2). Mit Blick nach vorne könnte dennoch ein wenig Hoffnung aufkommen, hat sich doch das ifo-Geschäftsklima im Oktober überraschend aufgehellt, was auf das Konto der „Geschäftserwartungen in 6 Monaten„ ging. Früher wäre dies vom Gros der Deutschland-Analysten und vom ifo-Institut selbst als fast sicheres Signal für einen bevorstehenden Aufschwung gewertet worden. Mit den vielen Jahren der Enttäuschungen und den schlechten Rahmenbedingungen ist dahinter aber in der heutigen Zeit ein dickes Fragezeichen zu setzen. Die Uneinigkeit in der Regierung, die fehlende Abwertung des Euros, die trotz EZB-Leitzinssenkungen stabilen Zinsen am langen Ende sowie der teure Standort Deutschland gepaart mit der Demographie sprechen eine klare Sprache. Somit muss schon eine Rekordverschuldung herhalten, um mit Mühe und Not im nächsten Jahr wenigstens ein BIP-Plus von prognostiziert gut 1% hinzubekommen, ein Ergebnis, wofür Schweden gerade einmal ein Quartal benötigte (Graphik 1).
Fazit: Für die Finanz- und Rohstoffmärkte spielen ökonomische Entwicklungen in Europa, insbesondere in Deutschland, weiterhin eine untergeordnete Rolle.