An gleicher Stelle vor einer Woche wurde darauf hingewiesen, dass die Short-Positionen der Investoren („Managed Money“), unser favorisiertes Maß zur Bestimmung von möglichen Wendepunkten, an der ICE auf Rohöl Brent per 14. Oktober mit 157.635 Kontrakten ein so hohes Niveau erreicht hat, dass eine Gegenbewegung im übergeordneten Abwärtstrend wahrscheinlich sei. Diese ist in der KW43 eingetreten. Auf Wochensicht legte das schwarze Gold um 4,35 USD bzw. 7,1 Prozent auf 65,69 USD je Fass zu. Gut, nun dürfte der eine oder der andere Leser den berechtigten Einwand anführen, dass es mit den Sanktionen der USA gegen zwei Ölfirmen aus Russland (Lukoil und Rosneft), die für eine tägliche Förderung von gut 5 Mio. Fass pro Tag stehen, einen entsprechenden Auslöser hierfür gab, der letzte Woche noch nicht absehbar war. Das ist zweifellos richtig. Eines Auslösers für eine spürbare Reaktion an den Finanzmärkten bedarf es zwar immer. Ähnliche Auslöser lösen aber nicht immer ähnliche Preisreaktionen hervor. Nicht selten ist nach einer Meldung in den Wirtschafsnachrichten die Überraschung groß, dass bspw. die entsprechende Aktie genau das Gegenteil von dem vollzieht, was zu erwarten gewesen wäre. Marktkommentatoren sprechen dann häufig von „Sell on good news“ oder ähnliches „talking the market“. So hätte es auch dieses Mal sein können, ist doch der weltweite Erdölmarkt allen namhaften Analysen zu Folge mit dem laufenden Quartal bis weit in 2026 hinein mehr als ausreichend versorgt. Die Sanktionen der USA von letzter Woche hätten also auch verpuffen können.
In diesem Fall war jedoch das Feld für einen spürbaren Anstieg der Rohölpreise bestellt. So haben die Spekulanten laut der Daten der ICE vom Freitag ihre Short-Positionen auf sage und schreibe 197.868 Kontrakte ausgebaut. Das ist der höchste Wert seit es die Datenreihe gibt (2011). Die Daten umfassen den Zeitraum bis zum 21. Oktober, was auch für die unten gezeigte Graphik gilt. Bis dahin notierte Rohöl Brent lediglich bei reichlich 61,0 USD je Fass. Erst am Mittwoch schoss mit der Meldung aus den USA das schwarze Gold merklich nach oben, wobei sich die dynamische Bewegung am Donnerstag fortsetzte. Erst die Kombination aus extremer Positionierung und für die Investoren „ungünstiger“ Nachrichten machte dies möglich. Ein Faktor alleine wäre dazu nicht imstande gewesen. So gesehen muss die seit letzter Woche zu beobachtende Aufwärtsbewegung von Brent noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein, denn es dürfte noch einige Zeit dauern, bis die Positionierung, die übrigens auch in der Netto-Betrachtung erheblich ist, wieder einigermaßen als neutral einzustufen ist.