Der Frontmonat des Erdgaspreises NL TTF (rote Linie im Diagramm unten) neigt seit Wochen im Trend zur Schwäche. Zuletzt bildete dieser ein Verlaufstief aus, welches weitere Kursrückgänge schon allein aus charttechnischer Sicht impliziert. Doch ist es so wie es scheint? Betrachtet man sich nämlich das UK NBP Pendant (Balkenchart im Diagramm unten) kann festgestellt werden, dass hier von einem Verlaufstief keine Rede sein kann. Vielmehr schwankt dieses nach wie vor komfortabel zwischen rund 76 und 86 GBp/therm seitwärts. Gerade am Reihenende, also in den letzten Tagen, hat sich somit die Lücke zwischen UK NBP und NL TTF spürbar vergrößert, so dass NL TTF - isoliert betrachtet - einen negativen Eindruck vermittelt.
Warum aber ist die Schere überhaupt aufgegangen? Hier kommt das britische Pfund ins Spiel. Dieses neigt seit dem 22. Oktober gegenüber dem Euro spürbar zur Schwäche (dünne blaue Linie im Diagramm unten). Mit anderen Worten: Ohne die Abwertung des britischen Pfundes hätte es den Fall von NL TTF unter die Marke von 31 Euro/MWh nicht gegeben. Bei NL TTF Cal 26 ist der Durchbruch noch deutlicher sichtbar. So gesehen kam c. p. der Festlanderdgaspreis zuletzt nicht mehr „fundamental“ unter Druck (Witterung, Angebot usw.) , sondern über die Währungsschiene. Ein Erdgasanalyst sollte/müsste daher auch Experte für das Währungspaar EUR/GBP sein oder zumindest dessen Entwicklung stets im Auge behalten.
Das britische Pfund ist aufgrund der Wachstumsschwäche auf der Insel sowie der damit verbundenen anhaltenden Zinssenkungsphantasie der Bank of England wohl auch künftig unter Druck, zumal die EZB ihre Leitzinssenkungen bis auf Weiteres beendet hat. So gesehen könnte einerseits argumentiert werden, dass die Belastungen für Erdgas NL TTF wegen der GBP-Schwäche erhalten bleiben bzw. verstärkt werden. Andererseits könnte aber auch gesagt werden, dass es sich seit einigen Tagen nicht mehr um eine „reine“ Erdgasschwäche handelt, sondern vor allem um eine Schwäche des britischen Pfundes. Das ändert zwar am Ergebnis nichts, qualitativ ist es aber eine ganz andere Aussage.