Die Energiemärkte handeln am Dienstag bislang schwächer. Besondere Aufmerksamkeit erhält heute neben dem Gaza-Friedensplan auch die Umstellung der 12:00 Uhr Day Ahead-Auktion der EPEX-Spot auf Viertelstundenprodukte.
Bullishe Faktoren
EDF verschiebt Neustarts und Revisionen
EDF hat den Neustart des 1,6-GW-EPR-Reaktors in Flamanville um zwei Wochen verschoben. Zudem verzögert sich eine geplante Revision am 910-MW-Montezic-Wasserkraftwerk.
Ungeplante Ausfälle in Norwegen
Ein Kompressorausfall an der Verarbeitungsanlage Nyhamna sorgt derzeit für eine Reduzierung der norwegischen Gasförderung um 19,8 mcm/d. Fernleitungsbetreiber Gassco gibt eine unsichere Ausfalldauer an und nennt den 4. Oktober als möglichen Termin für die Behebung der Probleme. Auch am Gasfeld Troll sind ungeplante Fehlerbehebungen im Gange, die zu einer Reduzierung um 29,4 mcm/d führen. Dies sind zwei durchaus relevante Ausfälle, die zumindest kurzfristig den Gasspotmarkt stützen. Sie fallen zusammen mit unterdurchschnittlichen Temperaturen in Deutschland. Angesichts der zunehmenden Drohnenaktivitäten in Skandinavien ist die Sorge vor sabotagebedingten Förderausfällen in diesem Winter besonders groß.
Bearishe Faktoren
Wetterausblick: Kurzfristige Entlastung, mittelfristig bullisch
Zu Wochenbeginn ist es unterdurchschnittlich kühl und windarm, die PV-Erträge bleiben moderat, was die Preise kurzfristig stützt. Gegen Ende der Woche sorgt ein windigeres und nasseres Wetter in Deutschland und Nordeuropa voraussichtlich für temporäre Entlastung. Ab Ende der nächsten Woche deutet sich jedoch ein Hochdruckmuster an, das trockenere und ruhigere Bedingungen bringt und die Preissignale wieder nach oben treiben könnte.
Friedensplan für Gaza
Der gestern vorgestellte Friedensplan von US-Präsident Donald Trump zur Beendigung des Gaza-Kriegs wird international überwiegend positiv aufgenommen. Bundesaußenminister Wadephul bezeichnete ihn als „einmalige Chance“ und forderte die Hamas zur Zustimmung auf. Auch Frankreich, Großbritannien und mehrere arabische Länder äußerten Unterstützung und riefen zur Umsetzung auf. Die Hamas prüft den Plan noch, während Israel und die palästinensische Autonomiebehörde bereits Zustimmung bzw. Reformbereitschaft signalisiert haben. Natürlich gab es im Nahen Osten schon viele Friedensinitiativen, daher sind wir zurückhaltend bei der Bewertung der Chancen. Allerdings sorgt die breite Zustimmung aus Region für geopolitische Entspannung, was sich gestern offenbar auch durch sinkende Ölpreise bemerkbar machte.
Neutrale Faktoren
Datenfehler bei Gasspeicherständen behoben
Daten zu Gasspeicherentwicklung in Rumänien korrigiert, Sprung von letzter Woche war tatsächlich Datenfehler. Kurzzeitig war am letzten Freitag Aufregung entstanden, weil nach den unterdurchschnittlich kühlen Vortagen plötzlich ein deutlicher Rückgang der europäischen Gasspeicherstände ausgewiesen wurde.
Umstellung auf 15-MTU Day-Ahead-Auktion
Heute findet die erste 15-MTU Day-Ahead-Auktion mit 15-Minuten-Produkten für den Liefertermin 1. Oktober statt und ersetzt damit die bisherige Stundenstruktur. Die Preisbildung wird präziser, da kurzfristige Schwankungen bei Wind- und Solarstrom nun direkt im Day-Ahead sichtbar werden. Im Intraday-Handel dürfte sich das Volumen spürbar von Stunden- auf Viertelstundenkontrakte verlagern, wodurch klassische Stundenprodukte an Relevanz verlieren. Flexible Assets wie Batterien profitieren besonders von den entstehenden Preisspreads innerhalb der Stunde, die sich in einem typischen „Zickzack“-Muster abzeichnen können. Für Versorger und konventionelle Grundlastkraftwerke steigt hingegen die Herausforderung im Portfolio- und Risikomanagement, da die erhöhte Granularität die Absicherung über standardisierte Futures erschwert.
Vorläufige Einschätzung
Die breite Zustimmung zu Trumps Gaza-Plänen lässt die geopolitischen Sorgen um den Nahen Osten zurückgehen. Auch wenn der Konflikt zwischen der Hamas und Israel in der Vergangenheit nicht den Anschein hatte, den Energiemarkt maßgeblich zu bewegen, könnte die Lösung des Konflikts ein Impuls sein, der den Ölmarkt fallen lässt. Dies hätte sicherlich auch Auswirkungen auf den Gasmarkt. Die kurzfristigen Ausfälle in Norwegen scheinen den Markt heute nicht sonderlich aus dem Konzept zu bringen. Die Ausfallzeiten sind überschaubar. Wegen der Umstellung auf Viertelstundenprodukte wird mit Spannung wird auf die Strom Spotmarktauktionen geblickt. Wir bleiben vorerst weiter neutral für Gas und Strom. Die EUAs sehen wir weiter bearish. Mehr dazu in unserem Fazit um 10 Uhr.