Am Donnerstag eröffnen die Energiemärkte seitwärts. Die EUAs steigen jedoch wieder über die Marke von 70 Euro/t CO2 an, was kurzfristig bullish wirken könnte, insbesondere wenn daraus ein Candlestick-Umkehrsignal wird. Ein „Three Inside Up“ gilt als Kaufsignal in der Candlestick-Analyse. Das fundamentale Bild stellt sich derzeit überwiegend neutral dar. Dass der Sommer nun doch nicht so heiß wird, ist mittlerweile ausreichend bekannt und eingepreist. Neue starke fundamentale Impulse gibt es derzeit nicht. Die angelaufenen Support-Marken bei Strom, Gas und den EUAs könnten jedoch weiterhin zu technischen Käufen führen. Nachhaltig neue Tiefs wurden an den Märkten nicht ausgeprägt, neue Abwärtstrends bislang nicht etabliert.
Bullishe Faktoren
Milosz Motyka ist neuer Energieminister in Polen und ein klarer Befürworter einer energiepolitischen Wende, weg von Kohle hin zu Erneuerbaren Energien. Damit hat Polen einen neuen Energieminister, der höhere CO2-Preise befürworten dürfte.
Wind und Solar derzeit unterdurchschnittlich, Wind nimmt in Deutschland ab 28.07. deutlich zu und verbleibt dann laut Wettermodellen bis 31.07. über Normal. PV wird bis 06.08. unter Normal prognostiziert mit einem keinen Ausreißer in den Normalbereich zum Monatswechsel.
In Frankreich sind mit ca. 44 GW KKW-Kapazität derzeit deutlicher weniger Kernkraftwerke am Netz, als noch vor einer Woche prognostiziert (Prognose: 48 GW). In den nächsten Tagen soll die Verfügbarkeit jedoch stetig zunehmen und bis zum 28.07. knapp 50 GW erreichen.
Beim EUA-Dez-Future wurde gestern ein „Bullish Harami“ ausgeprägt. Dies stellt zunächst ein schwaches Umkehrmuster dar. Ein Tagesschlusskurs über 70 Euro/t CO2 würde aus daraus jedoch ein „Three Inside Up“ werden lassen (stärkeres Candlestick-Signal), was kurzfristig weiteren Kaufdruck am CO2-Markt auslösen könnte.
In einem Monat, Ende August, beginnt wieder ein größeres Wartungsfenster in Norwegen, mit einer zu erwartenden Einschränkung von 100 mcm/d, was relevante Mengen darstellt.
Bearishe Faktoren
Kühlere Temperaturprognosen für Deutschland bis 11. August im neusten EC46-Modelllauf. Dafür weiter hinten im Prognosezeitraum etwas milder. Allerdings ist hier noch eine hohe Unsicherheit in den Prognosen enthalten.
Gasangebot aus Norwegen weiter auf hohem Niveau (Nominierung für heute 320 mcm/d), keine ungeplanten Ausfälle an Förder- oder Verarbeitungsanlagen. Auch das globale LNG-Angebot ist weiterhin robust und auf Rekordniveau.
Regen hat den Wasserstand des Rheins erhöht, aber der größte Teil des Flusses ist immer noch zu flach für Frachtschiffe, um voll beladen zu fahren, sagten Rohstoffhändler am Mittwoch. Es wird erwartet, dass weitere Regenfälle in den kommenden Tagen den Pegel des Flusses im Laufe dieser Woche auf annähernd normale Werte ansteigen lassen, zeigen Prognosen mit Daten von LSEG. Eine Situation wie im Sommer 2022 dürfte sich damit nicht wiederholen.
Neutrale Faktoren
Keine überraschenden Veränderungen an den Temperaturprognosen für Nordwesteuropa über Nacht.
Weiterhin keine neuen Auktionstermine für Kapazitäten am Gasspeicher Rehden.
Das Weiße Haus teilte über Nacht mit, dass Trump am heutigen Donnerstag die US-Notenbank besuchen wird. Dieser Besuch folgt auf seine Drohungen, den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell zu entlassen, die die US-Anleihemärkte verunsichert haben.
Handelsgespräche zwischen EU und USA laufen weiter und biegen auf die Zielgerade ein. Eine weitere Verschiebung der Frist halten wir für unwahrscheinlich. Es deutet sich ein Deal mit deutlich höheren Zöllen als noch vor am 2. April (Liberation Day) an. Allerdings dürften die Aktienmärkte einen Deal dennoch positiv aufnehmen, so war es auch nach dem Deal zwischen USA und Japan. Dies hat sich jedoch nicht auf die Energiemärkte übertragen, da eine Korrelation zwischen den EUAs und dem Aktienmarkt derzeit nicht vorhanden ist.
Nach mehreren Zinssenkungen wird die Europäische Zentralbank heute voraussichtlich pausieren und den Einlagesatz bei 2,0 Prozent belassen. Anleger verfolgen die angekündigten Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde zum weiteren Zinsausblick aufmerksam. Laut Einschätzung mehrerer von Reuters befragter Ökonomen ist im Laufe des Jahres eine weitere Zinssenkung der EZB möglich, möglicherweise im September.