Energy Market Drivers am 31.07.2025: Die Ruhe vor dem Zollsturm

July 31, 2025

Bullishe Faktoren

Die Energiemärkte sind weiterhin in Sorge vor möglichen US-Sekundärzöllen gegen russische Energieexporte. US-Präsident Donald Trump hat ab dem 1. August Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Importe aus Indien angekündigt und droht mit weiteren Sanktionen, falls Indien weiterhin Energie aus Russland bezieht.

Laut CoT Report mit Stand 25.07.2025 haben die Investmentfonds im EU-ETS ihr Long-Exposure ausgeweitet. Gegenüber der Vorwoche, die bereits eine vorsichtige Ausweitung beider Seiten bei leicht sinkender Netto-Long-Position erkennen ließ, zeigt sich nun eine klarere Tendenz: Zwar nimmt die Risikoabsicherung über Shorts weiter zu, doch das Tempo der Long-Aufstockung übertrifft den Short-Anstieg. Diese Dynamik spricht für einen moderat bullischen Schwenk.

Bearishe Faktoren

Zollfrist rückt näher. US-Präsident Trump hat Zölle in Höhe von 50 Prozent auf Waren aus Brasilien verhängt. Trump fordert von Brasilien, die angeblich „politisch motivierte“ Strafverfolgung gegen Ex-Präsident Jair Bolsonaro zu beenden. In Verhandlungen mit Südkorea gab es nun eine Einigung auf Zölle in Höhe von 15 Prozent. Die Aufschläge sollen am 1. August in Kraft treten. Wie bereits gestern beschrieben, belasten die Zölle unsere Wirtschaft stark. Es gibt Vorhersagen, dass die EU-Exporte in die USA um bis zu ein Viertel sinken könnten (Commerzbank).

Uniper schließt Liefervertrag über kanadisches LNG ab 2028. Der Vorgang zeigt, dass das Abkommen zwischen der EU und den USA, pro Jahr 250 Mrd. US-Dollar für amerikanische Energie auszugeben, von der Wirtschaft nicht automatisch beherzigt wird.

Im aktuellen CoT Report für den TTF-Gasmarkt mit Stand 25.07.2025 bestätigt sich die Auflösung des bullischen Sentiments der letzten Wochen, diesmal jedoch wieder mit deutlich größerem Ausmaß. Die Dynamik spricht weniger für eine aktive Trendwende Richtung Short, sondern vielmehr für weitere Gewinnmitnahmen und Vorsichtsmaßnahmen. Der Netto-Long-Überhang bleibt bestehen, doch die Verringerung um ein Fünftel verdeutlicht eine Abkehr Ende des vorangegangenen starken Aufwärtsnarrativs.

Chinas Stimmung in der Industrie weiterhin verhalten. Das heute früh veröffentlichte Stimmungsbarometer des Verarbeitenden Gewerbes Chinas für Juli fiel enttäuschend aus. Dies gilt auch, obwohl der Juli-Wert in China in der Vergangenheit saisonal bedingt in der Regel kein besonders „guter“ Monat war. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex (PMI) blieb mit 49,3 Punkten zudem deutlich hinter den Erwartungen von 49,7 Punkten zurück. „Deutlich“ deswegen, weil der PMI außer in Phasen extremer exogener Schocks grundsätzlich relativ schwankungsarm verläuft. Die Rohstoffmärkte, allen voran Erdöl, Kohle und Erdgas (LNG), bekommen von der industriellen Nachfrageseite Chinas nach wie vor keinen Druck.

Neutrale Faktoren

Keine wesentlichen Veränderungen bei den Temperaturprognosen über Nacht, nächste Woche steigen die Temperaturen in Deutschland und in Nordwesteuropa voraussichtlich in den überdurchschnittlichen Bereich. Auch Wind- und PV-Prognosen nicht verändert: Nächste Woche überdurchschnittlich windig bei leicht unterdurchschnittlicher PV-Erzeugung.

Keine deutlichen Einschränkungen auf der Angebotsseite: Die norwegischen Gaslieferungen verlaufen weitgehend stabil, lediglich die Verarbeitungsanlage Karsto meldet heute einen moderaten Rückgang um 16 Mio. Kubikmeter/Tag. Am Gate-LNG-Terminal wurden die Liefernominierungen gegenüber gestern zwar um 130 GWh/Tag reduziert, angesichts der geplanten Anlandungen für die nächsten Tage dürfte es sich dabei jedoch um eine kurzfristige Schwankung handeln. EDF verschiebt Wiederinbetriebnahme von St Laurent 1 (915 MW) um drei Tage.

Die US-Notenbank zeigt sich unbeeindruckt von den anhaltenden Forderungen nach Zinssenkungen aus dem Weißen Haus und lässt die Leitzinsen unverändert. Der Zins bleibt weiterhin in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent, wie das Gremium unter Fed-Chef Jerome Powell bekanntgab. Spekulationen über eine baldige geldpolitische Lockerung trat Powell entgegen: „Wir haben noch keine Entscheidungen für September getroffen, das tun wir nicht im Voraus.“