Bullishe Faktoren
Angriffe auf die Energieinfrastruktur im Ukrainekrieg nehmen zu. Besonders kritisch sind die Ausfälle am Ust-Luga-Terminal, das ein zentraler Exporthub für Naphtha, Kerosin und Gasoil ist. Die Angriffe erhöhen die geopolitische Unsicherheit und könnten zu Angebotseinschränkungen führen.
Die LNG-Importe nach Europa, inklusive Türkei, sind vergangene Woche erneut gesunken, da Asien (insbesondere Japan und Südkorea) deutlich mehr LNG nachfragt und Importe dort ein 18-Monatshoch erreicht haben. Obwohl die europäische Versorgungslage aktuell stabil bleibt, könnten verstärkte LNG-Ströme und ein stärkerer LNG-Preiswettbewerb mit Asien kurzfristig die europäischen Gaspreise stützen.
Mehrere Wartungen an norwegischen Gasfeldern und Verarbeitungsanlagen stehen an, darunter Nyhamna, Kollsnes, Troll, Ormen Lange und Aasta Hansteen. Insgesamt könnten dadurch bis Mitte September signifikante Kapazitäten vom Markt genommen werden, was die Versorgungslage in Europa temporär anspannen dürfte. Ohne ungeplante Ausfälle und Ausweitungen der Wartungen sollte der Effekt aber begrenzt sein, da die Wartungen jährlich stattfinden und bereits lange bekannt sind.
Bearishe Faktoren
Trump droht europäischen Ländern mit neuen Zöllen, falls diese ihre Digitalsteuern nicht zurücknehmen. Zusätzlich erwägt die US-Regierung Sanktionen gegen EU-Vertreter im Zusammenhang mit dem Digital Services Act, was die transatlantischen Handelsbeziehungen belasten könnte. Neue Handelskonflikte zwischen den USA und der EU würden die wirtschaftlichen Aussichten für Europa verschlechtern.
Die nukleare Verfügbarkeit in Frankreich stieg zuletzt auf rund 75 Prozent, da mehrere Reaktoren aus der Wartung zurückkehrten. Nach Angaben von EDF wurden Belleville 1 (1.310 MW) und Tricastin 2 (915 MW) von der Liste potenziell längerfristig betroffener Anlagen gestrichen. Damit gelten sie nicht mehr als Risiko für Ausfälle durch Spannungsrisskorrosion. Zusätzlich verlängerte EDF die Abschaltung von Cattenom 3 (1,3 GW) um zwei Tage bis Samstag, 23:00 CET.
Die Wettermodelle zeigen einen moderaten Temperaturverlauf, während die Windkraft nach einer kurzen Schwächephase deutlich zunimmt und die PV-Einspeisung leicht zurückgeht. Insgesamt deutet der Trend auf eine höhere Verfügbarkeit erneuerbarer Erzeugung gegen Monatsende hin. Das Risiko von weiteren Hitzewellen nimmt ab.
Die französische Minderheitsregierung von Premierminister Bayrou steht vor dem Aus, da mehrere Oppositionsparteien angekündigt haben, die Vertrauensfrage im September abzulehnen. Ein Regierungssturz könnte Reformprojekte verzögern und die wirtschaftliche Unsicherheit in Frankreich erhöhen.
Neutrale Faktoren
Trump hat die Fed-Gouverneurin Lisa Cook wegen angeblich falscher Angaben bei Hypothekenanträgen entlassen. Die Entlassung könnte Unsicherheit über die zukünftige Geldpolitik verstärken, da Spannungen zwischen Regierung und Notenbank wachsen.