Wie so häufig eröffnen die Energiemärkte den Handelstag zunächst seitwärts und es gibt über Nacht keine außergewöhnlichen Impulse. Das war nicht immer so in der Vergangenheit. Zurzeit erscheint der Markt ruhiger und es kommt nicht zu größeren Eröffnungskurslücken (Gaps). Der Markt befindet sich in einer trendlosen Phase. Neue Abwärtstrends wurden bei Strom, Gas und den EUAs noch nicht etabliert. Wichtige Unterstützungen scheinen zunächst kurzfristig zu halten.
Bullishe Faktoren
Ausfall an norwegischer Gasanlage Nyhamna, 28,8 mcm/d fallen aus, laut Betreiberangaben zunächst bis morgen. Die Mengenangabe ist mit Vorsicht zu betrachten, da der Betreiber selbst von einer unklaren Kapazitätsauswirkung spricht. Gleichzeitig verzögern sich geplante Wartungen am Troll-Gasfeldes, so dass aktuell 3,2 mcm/d Kapazität ungeplant fehlen. Die Nominierungen sind mit 324 mcm/d aber heute auskömmlich, könnten aber im Laufe des Tages noch nach unten korrigiert werden.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex dürfte im Juli zum siebten Mal in Folge steigen – laut Prognosen auf 89,0 nach zuvor 88,4 Punkten. Das zeigt eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter etwa 9000 Führungskräften deutscher Unternehmen.
Größte Hitzewelle seit drei Jahren in den USA erwartet. Der US-Gaspreis war zuletzt trotzdem stark rückläufig.
Beim CO2-Dez-Future kam es gestern Nachmittag zu starken Preisanstiegen und einer Rückeroberung der Marke von 70 Euro/t CO2. Damit schwenkt die Charttechnik bullish ein. Es kommt zu einem Candlestick-Umkehrsignal in Form eines „Three Inside Up“. Spannend zu beobachten wird sein, ob der Future nun auch den Abwärtstrend seit Mitte Juni bei 71,11 Euro/t CO2 überwinden kann. Bei 70,86 Euro/t CO2 befindet sich die horizontal verlaufende 200-Tage-Linie. Aktuell notiert das Verschmutzungsrecht bei 71 Euro/t CO2.
Energiepreise vor möglicher Aufwärtsphase im Spätsommer: Zum Ende des Augusts deutet sich eine bullishe Marktphase an. Die Nachfrage könnte wieder anziehen und die preisdämpfende Wirkung der Solarenergie nimmt ab. Hinzu kommt ein größeres Wartungsfenster in Norwegen.
Bearishe Faktoren
USA lockern Ölsanktionen gegen Venezuela.
Nach starken Regenfällen haben sich die Wasserstände des Rheins in Deutschland deutlich erholt, sodass Schiffe nun wieder größere Ladungen transportieren können. Im südlichen Rheinverlauf, inklusive des Engpasses bei Kaub, sind normale Wasserstände zurückgekehrt, was dort Vollbeladungen ermöglicht. Weitere Regenfälle in den Einzugsgebieten sollen die Pegel in den kommenden Tagen weiter normalisieren, was für den Transport von Kohle und damit die Stromproduktion wichtig ist.
Gestrige Einkaufsmanagerindizes leicht verbessert, möglicher „Zoll-Deal“ könnte Stimmung weiter verbessern. Die Rahmenbedingungen würden zwar schlechter, aber die Unsicherheit wäre vorerst beseitigt.
Neutrale Faktoren
Temperaturprognosen für Deutschland in den kommenden Tagen nochmals kühler, dafür zum Monatswechsel leicht wärmer als zuletzt prognostiziert. Für Nordwesteuropa gibt es ebenfalls leichte Adjustierungen in beide Richtungen, insgesamt aber weiterhin keine Risiken durch große Hitzewellen erkennbar. In Südeuropa herrscht dagegen weiter große Hitze.
Weiter keine Auktionstermine für Kapazität im Gasspeicher Rehden bekannt. Muss bald der THE tätig werden? Das wäre bullish für den Gasspotmarkt.
Mehrere große Investitionsvorhaben im US-Solar- und Windsektor stehen nach dem Rückzug von Subventionen durch die neue republikanische Gesetzgebung in den USA auf der Kippe. Auch in der Europäischen Union kommt es im Jahr 2025 erstmals seit über einem Jahrzehnt zu einem Rückgang beim Ausbau der Solarenergie, da einige Regierungen die Subventionen für Solaranlagen auf Dächern kürzen. Die Unsicherheit über Gesetzesänderungen und regulatorische Eingriffe erschweren in beiden Kontinenten massiv die Finanzierung und Planung neuer Erneuerbaren-Projekte. Vor dem Hintergrund fällt es schwer, an steigende EUA-Preise zu glauben.
Kommt es heute oder am Wochenende zu einer Einigung in den Handelsgesprächen zwischen der EU und den USA? Aus unserer Sicht wäre eine Einigung kurzfristig neutral für die Energiemärkte, während die Aktienmärkte sehr wahrscheinlich auf jede Art von Einigung zunächst bullish reagieren würden. Je höher die Zölle auf EU-Produkte aber ausfallen, desto schlechter wäre es für die Konjunktur und damit auch mittelfristig bearish für die Energiemärkte.