Am heutigen Donnerstag eröffnen die Energiemärkte mehrheitlich seitwärts, das kurze Ende im Gas kommt etwas zurück. Auch die EUAs geben gegen 9 Uhr 0,5 Prozent ab und setzen die ungebremste Rally zunächst nicht weiter fort. Die Energiemärkte stehen derzeit unter dem Einfluss geopolitischer Spannungen, geldpolitischer Weichenstellungen und struktureller Verschiebungen an den Märkten. Inflationsdaten aus den USA, die Eskalation im Ukrainekrieg und die russische Drohnen-Provokation in Polen prägen das Marktumfeld. Die Lage ist komplex, kurzfristig stützen Faktoren wie Wartungsarbeiten in Norwegen und die Diskussion über einen schnelleren Ausstieg aus russischen Gasimporten. Längerfristig steigt das LNG-Angebot weltweit deutlich und China scheint sich von US-Energieimporten ab- und Russland zuzuwenden.
Bullishe Faktoren
Drohnenvorfall in Polen: Schnellerer Ausstieg aus russischem Gas?
Nach dem Abschuss mehrerer russischer Drohnen über Polen mit NATO-Unterstützung mussten Flughäfen in Warschau, Modlin, Rzeszow und Lublin vorübergehend schließen. Fluggesellschaften prüfen nun ihre Sicherheitskonzepte, Versicherer beobachten die Lage aufmerksam und warnen, dass sich bei wiederholten Vorfällen höhere Prämien für Flüge über Osteuropa ergeben könnten. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie die NATO auf diese Provokationen reagiert. Auf politischer Ebene hat sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass neue Sanktionen gegen den russischen Energiesektor und möglicherweise auch ein schnellerer Ausstieg aus russischen Gasimporten beschlossen werden.
Global Gas Report: Nachfrage klettert 2025 auf neues Hoch
Der Global Gas Report 2025 der International Gas Union prognostiziert für 2025 einen weltweiten Nachfrageanstieg um 1,7 Prozent auf 4.193 bcm, nachdem 2024 mit 4.122 bcm ein Rekord erreicht wurde. Das Wachstum wird vor allem durch höheren Verbrauch in der Stromerzeugung, Industrie und Transport getrieben, während die Dynamik in Asien etwas nachlässt.
Bearishe Faktoren
Energie-Commodities stehen an relevanten charttechnischen Widerständen
Strom Cal 26 Base steht unterhalb seiner 200-Tage-Linie (87,46 Euro/MWh), der EUA-Dez-Future befindet sich am Juni-Hoch (76,75 Euro/t CO2) und TTF Gas Cal 26 knapp unterhalb der wichtigen Polaritätswechselzone bei 33 Euro/MWh. Der Kaufdruck könnte an diesen relevanten Widerständen zunächst nachlassen.
Neutrale Faktoren
Zölle, schwaches Wachstum und Frankreich-Krise prägen EZB-Sitzung
Die Europäische Zentralbank wird ihre Einlagenrate heute mit hoher Wahrscheinlichkeit bei 2 Prozent belassen, da die Inflation im Zielbereich liegt und die Eurozonen-Wirtschaft bislang widerstandsfähig wirkt.
Zölle und Energiekosten treiben US-Verbraucherpreise
Heute werden die neuen US-Inflationszahlen veröffentlicht, und die Erwartungen gehen von einem Anstieg des Verbraucherpreisindex um 0,3 Prozent im Monatsvergleich und 2,9 Prozent im Jahresvergleich aus. Besonders Energie- und Lebensmittelpreise sowie Zölle auf Importwaren treiben die Teuerung, während auch die Kerninflation mit 3,1 Prozent auf erhöhtem Niveau verharren dürfte. Trotz dieser Dynamik gilt eine Zinssenkung der Fed in der kommenden Woche als sicher, da die Inflation nicht hoch genug ist, um den Lockerungskurs zu stoppen.
Mexiko schließt sich US-Linie an und plant hohe Zölle auf China-Importe
Mexiko plant Importzölle von bis zu 50 Prozent auf über 1.400 Produkte aus China und weiteren asiatischen Ländern, darunter Autos, Stahl und Möbel, um die heimische Industrie zu schützen. Die Maßnahme soll Mexiko enger an die USA binden. Auch von Europa fordern die USA höhere Zölle auf Importe aus China und Indien, da diese weiterhin Energie aus Russland importieren.
Vorläufige Einschätzung
Seit Ende August befinden sich die Energie-Commodities Gas, EUAs und Strom im Aufwärtstrend und sind nahezu ungebremst angestiegen. Strom Cal 26 Base steht unterhalb seiner 200-Tage-Linie (87,46 Euro/MWh), der EUA-Dez-Future befindet sich am Juni-Hoch (76,75 Euro/t CO2) und TTF Gas Cal 26 knapp unterhalb der wichtigen Polaritätswechselzone bei 33 Euro/MWh. Der Kaufdruck könnte an diesen relevanten Widerständen zunächst nachlassen. In der heutigen vorläufigen Einschätzung zeigen wir uns von daher neutral gestimmt, mit dem Hinweis, dass es noch keine charttechnischen Umkehrsignale in den kurzfristigen Aufwärtstrends gibt. Deckelnd wirken lediglich die genannten Widerstände, an welchen jetzt Umkehrsignale entstehen könnten.