Neutrale Faktoren auf die Energiepreise
Bundeskanzler Friedrich Merz reist zu seinem Antrittsbesuch nach Washington und trifft US-Präsident Donald Trump. Was ergeben die Gespräche zwischen Merz und Trump? Ggf. im Hinblick auf Nord Stream 2? Äußerungen im Hinblick auf die Energiepolitik könnten den Energiemarkt bewegen und zu einer höheren Volatilität bei Gas und Strom führen.
Bearishe Faktoren auf die Energiepreise
Der Zollkonflikt überlagert aktuell das Geschehen. Handelsgericht hat Zölle aufgehoben, aber Berufungsgericht hat dies wieder außer Kraft gesetzt. Die nächsten Schritte im Verfahren sind bis zum 5. und 9. Juni angesetzt, in denen sich Kläger und Regierung schriftlich äußern. Eine endgültige Entscheidung dürfte noch Wochen auf sich warten lassen. Insgesamt belastet das Thema weiterhin die wirtschaftliche Aktivität und führt zur Investitionszurückhaltung. Der Zollkonflikt wirkt bearish auf die Energiepreise.
Die aktuellen Vorhersagen gehen von einem Rückgang der Temperaturen auf Normalniveau bis Ende der Woche aus. Mit Beginn der nächsten Woche kommt es dann zu überdurchschnittlichen Werten. Insbesondere für Nordwesteuropa werden bis Ende des Prognosezeitraums (19. Juli) Temperaturen oberhalb des langjährigen Durchschnitts erwartet. Allerdings gibt es zwischen den Vorhersagen von GFS und AIFS große Unterschiede hinsichtlich des Ausmaßes einer möglichen ersten Hitzewelle in diesem Sommer. Zuletzt konnte festgestellt werden, dass die Temperaturprognosen immer wieder nach unten korrigiert wurden. Vermutlich ein wesentlicher Grund, warum die Gaspreise in der letzten Woche nicht mehr weiter gestiegen sind.
Die Windprognose lässt überdurchschnittliche Werte bis Mitte der nächsten Woche erwarten, anschließend Rückgang auf Normalniveau. Die Solarenergie liegt aktuell leicht unter dem Normalwert, dürfte aber nächste Woche deutlich stärker ausfallen.
Die französische Kernenergie steigt weiter an, allerdings etwas langsamer als zuvor erwartet. Eine insgesamt steigende Kernenergieproduktion wirkt bearish auf den Strompreis auch in Deutschland. Der Effekt wird allerdings durch die Grenzkapazitäten beschränkt, was sich am steigenden Spread zwischen den Strompreisen zeigt. Beim Cal 26 Base ist der deutsche Kontrakt aktuell rund 26 Euro/MWh teurer als sein französisches Pendant.
Das US-Konjunkturbild hat sich laut der US-Notenbank zuletzt leicht eingetrübt: „Alles in allem bleibt der Ausblick leicht pessimistisch und unsicher, unverändert im Vergleich zum vorherigen Bericht“. Anzeichen für eine abkühlende US-Konjunktur zeigen sich auch durch den überraschenden Rückgang des ISM-Index der Dienstleistungen für Mai auf 49,9 Punkte von 51,6 Punkten. Zudem fiel der Unterindex für Neuaufträge deutlich von 52,3 auf 46,4 Punkte – der niedrigste Stand seit Dezember 2022. Der Rutsch der Daten unter die Marke von 50 Zählern deutet auf eine wirtschaftliche Kontraktion hin und wirkt bearish auf die Energiepreise.
Bullishe Faktoren auf die Energiepreise
Die gesamten norwegischen Exportnominierungen sinken um 35 Mio. Kubikmeter/Tag auf 262 Mio. Kubikmeter/Tag, da die Wartungsarbeiten in Kollsnes und Troll beginnen. Die Wartungsarbeiten in Kollsnes werden bis zum 17. Juni dauern, danach werden die Auswirkungen geringer sein. Begrenzt werden die Rückgänge durch das baldige Ende der Wartungsarbeiten in Dunkerque nach etwas mehr als der Hälfte des morgigen Gastages. Die sinkenden Gasimporte aus Norwegen wirken bullish über der Gasspotmarkt und stützen kurzfristig die Gasterminmarktkurve.
Bullish ist unseres Erachtens der CoT-Report für den TTF Gasmarkt einzuschätzen. Es ist erkennbar, dass die Netto-Long-Position kontinuierlich aufgebaut wird, auch wenn es letzte Woche zu Gewinnmitnahmen kam. Die Spekulanten sind ein starker Treiber für den Gaspreis und damit für den Strompreis.