Energy Market Drivers am 01.10.2025: Gasmarkt liefert charttechnische Verkaufssignale

October 1, 2025

Nach dem starken Preisrutsch am Dienstag handeln die Energiemärkte am Mittwoch zur Eröffnung unverändert bis leicht schwächer. Nach der langen Seitwärtsphase am Gasmarkt ist Bewegung in die Märkte gekommen und die Händler sind gespannt, wie es nun weiter geht.

Bullishe Faktoren

Schwacher Wind stützt am kurzen Ende
Die Strom-Spotprognose für den 2. Oktober weist einen Durchschnittspreis von rund 115 Euro/MWh auf, mit einem erneut extremen Abendpeak von knapp 400 Euro/MWh, getrieben durch schwachen Wind, der jedoch ab übermorgen wieder zunimmt und die Preise entlasten dürfte. Die kühleren Temperaturprognosen für die nächsten Tage könnten sich stützend auf die EUA-Nachfrage und damit die Preise auswirken.

Ungeplante Ausfälle in Norwegen
Der gestern gemeldete Kompressorausfall an der norwegischen Verarbeitungsanlage Nyhamna sorgt weiter für eine Reduzierung der Gasförderung um 19,8 mcm/d. Fernleitungsbetreiber Gassco gibt weiter eine unsichere Ausfalldauer an und nennt den 4. Oktober als möglichen Termin für die Behebung der Probleme. Auch am Gasfeld Troll sind ungeplante Fehlerbehebungen im Gange, die damit einhergehende Reduzierung wurde von 29,4 mcm/d gestern auf 47,4 mcm/d für heute angehoben. Dies sind zwei durchaus relevante Ausfälle, deren Umfang nun sogar zugenommen hat. Sie stützen kurzfristig den Gasspotmarkt. Die Nominierungen für den norwegischen Export liegen bei 309,2 mcm/d.

EU arbeitet weiter an Gasembargo gegen Russland
Die EU arbeitet weiter daran, das Gasembargo gegen Russland bis Ende des Jahres zu beschließen. Bis Ende 2027 sollen die EU-Staaten dann aus russischen Gasimporten komplett ausgestiegen sein. LNG-Importe sollen schon ab Anfang 2027 nicht mehr zulässig sein. Pipeline-Importe betreffen aktuell vor allem noch die Slowakei und Ungarn. Beim LNG sind es vor allem Frankreich, Spanien und die Belgien, die russisches Gas importieren. Diskutiert werden derzeit noch technische Fragen und mögliche Schlupflöcher.

Bearishe Faktoren

EUA Compliance-Deadline abgelaufen
Wesentliche Belastungsfaktoren für die EUAs waren am Dienstag rückläufige Gaspreise. Darüber hinaus ist das Zeitfenster für den Erwerb von CO2-Zertifikaten zur Erfüllung der Compliance-Verpflichtungen für das Jahr 2024 inzwischen abgelaufen. Dieser preisstützende Faktor entfällt fortan, so dass es spannend zu beobachten bleibt, ob nun der wichtige Support bei 75 Euro/t CO2 unterschritten wird. Dies würde ein charttechnisches Verkaufssignal triggern.

EUA CoT-Report im Fokus
Im Fokus der CO2-Händler steht heute erneut der EUA-CoT-Report, wo es zuletzt zu einem starken Aufbau von spekulativen Netto-Long-Positionen kam. Vor diesem Hintergrund richtet sich die Aufmerksamkeit auf die heutige Veröffentlichung der Positionsdaten, die weiteren Aufschluss über das Sentiment der Hedgefonds liefern dürfte. Angesichts des hohen spekulativen Engagements bleibt das Risiko einer Preiskorrektur erheblich, da Gewinnmitnahmen aus bestehenden Long-Positionen kurzfristig zusätzlichen Verkaufsdruck auslösen könnten. Unterhalb von 75 Euro/t CO2 könnten einige Stops platziert sein.

Es bleibt vorerst kühl
Die Temperaturen bleiben zunächst kühl und liegen ab nächster Woche etwas über dem üblichen Niveau, der Wind legt ab übermorgen deutlich zu mit Höhepunkt zum Wochenende und schwächt sich in der neuen Woche wieder ab. Die Solarleistung hat um den 3.–4. Oktober einen kurzen Dip und läuft danach stabil seitwärts leicht über dem Klimamittel.

Charttechnisches Verkaufssignal beim TTF Frontmonat
Aus charttechnischer Sicht wurde gestern beim TTF Gas November-Future als neuer Gas-Leitkontrakt ein Verkaufssignal generiert. Die längere wenig volatile Seitwärtsphase wurde damit bearish aufgelöst, was weitere Verkaufsaktivitäten nach sich ziehen könnte. Das bisherige Jahrestief wurde unterschritten. Ein Test der 30-Euro-Marke scheint damit wahrscheinlich. Steigt der TTF Gas November-Future allerdings wieder über 33 Euro/MWh an, könnte dies eine stärkere Gegenbewegung nach oben einleiten.

Neutrale Faktoren

TTF CoT-Report erwartet
Auch am Gasmarkt wird heute auf die Veröffentlichung des CoT-Reports gewartet (Berichtsstichtag 26.9.). In der Vorwoche waren die Spekulanten geteilter Meinung zum Gasmarkt und eröffneten sowohl Long- wie auch Short-Positionen.

Government Shutdown in den USA
Politisch sorgt die Stilllegung der Bundesverwaltung in den USA derzeit für Wirbel. Der sogenannte Government Shutdown könnte auch dazu führen, dass die mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktdaten nicht wie geplant am kommenden Freitag veröffentlicht werden können. Für den Energiemarkt sehen wir kurzfristig keine Auswirkungen. Je länger der Ausfall andauert, desto chaotischer dürften die Auswirkungen ausfallen und die Konjunktur in den USA belasten. Dann wäre der Shutdown eher bearish einzustufen.

Blick auf die Viertelstundenauktionen im Strom
Die Umstellung auf 15-Minuten-Produkte (15MTU) hat die Preisdynamik zwischen der Day-Ahead und Intraday-Auktion verändert. Während das typische „Zickzack-Muster“ nun im DA auftrat, glättete sich die Preisstruktur in der Intraday Auction 1 (15:00 Uhr Auktion), begleitet von einem Rückgang des Handelsvolumens um 39 Prozent. Insgesamt wurden in der ersten 15MTU Auktion 801 GWh gehandelt, rund 5 Prozent mehr als zuvor. Die Preisunterschiede zwischen den Viertelstundenintervallen erreichten dabei Spitzen von bis zu 96 Euro/MWh.

Vorläufige Einschätzung

Nach der langen Seitwärtsphase wurden gestern am Gasmarkt aus charttechnischer Sicht Verkaufssignale generiert, die sich in den nächsten Tagen fortsetzen könnten. Beim TTF Gas Frontmonat November ist die 30-Euro-Marke in den Fokus der Gashändler geraten. Am EUA-Markt bleibt die 75-Euro-Marke ein wichtiger Support. Wird diese unterschritten, könnten Abverkäufe am CO2-Markt einsetzen und damit auch den Strompreis unter Druck setzen. Der EUA-CoT-Report wird mit Spannung erwartet. Aufgrund der Charttechnik, die derzeit dominieren könnte, zeigen wir uns bei Gas und Strom bearish gestimmt, bei den EUAs zunächst neutral, solange die 75-Euro-Marke hält.