Das Plus des Auftragseingangs in der deutschen Industrie für April in Höhe von 0,6% ggü. Vormonat (erwartet: -1,0%), nach +3,4% im März, hat den einen oder anderen Marktbeobachter schon in leichte Euphorie versetzt, dass nun die konjunkturelle Erholung eingesetzt hat. Es wurde teilweise sogar so weit gegangen, den Rekordstand des DAX am Donnerstag in Höhe von knapp 24.500 Indexpunkten unter anderem mit dieser Wirtschaftszahl zu begründen. Kein Wunder, die Argumente für die Hausse am Aktienmarkt seit Anfang April sind ja auch mehr als dünn gesät.
Die kalte Dusche folgte am heutigen Freitag. Weder die Warenausfuhr noch die Industrieproduktion konnten im April einen Rückgang vermeiden. Dieser fiel bei den Exporten mit -1,7% (erwartet: -0,5%) und der Produktion mit -1,4% (erwartet: -1,0%) zudem deutlicher aus als erwartet. Bemerkenswert war, dass einerseits die Warenausfuhr in die USA um 10,5% ggü. Vormonat einbrach und andererseits die Importe, die insgesamt um 3,9% ggü. Vormonat zulegten, von dort ebenfalls um 3,9% im Vergleich zum März anstiegen. Die Vorzieheffekte aus dem Zollkonflikt mit den USA haben damit ein Ende gefunden und belasteten den Außenhandel Deutschlands im April. Bei der Industrieproduktion wiederum fiel auf, dass einerseits die Vormonate nach unten revidiert wurden und sich anderseits der energieintensive Bereich, der von Anfang 2022 bis Anfang 2023 fast durchgehend gefallen war, danach lediglich seitwärts pendelte und sich damit deutlich schwächer entwickelte als die Gesamtindustrie, nicht aus seiner Malaise befreien konnte. Das galt für alle Untergruppen wie die Metallverarbeitung oder die Herstellung von chemischen Erzeugnissen.
Fazit: Um es positiv zu formulieren - die harten Wirtschaftsdaten müssen mehrheitlich erst noch in die Vorgaben der Stimmungsbarometer wie des ifo-Geschäftsklimas hineinwachsen und damit auch die eine oder andere positive Prognose erst noch bestätigen, die vor allem auf den „Sonderschulden“ basiert. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre mit all den vermeintlichen Aufschwüngen ist jedoch eine gehörige Portion Skepsis angebracht, ob der Aufschwung so schnell und so kräftig kommt wie das wünschenswert wäre. Der DAX mag weiterhin in seiner eigenen Welt leben und weiter feiern, für die Rohstoffmärkte ist die Realität ein ganz andere.