Starker Verkaufsdruck am Freitag der abgelaufenen Kalenderwoche 20 reduzierte das Wochenplus des EUA-Dez-25-Futures auf lediglich 1,5 Prozent, nachdem der Dezember-Kontrakt zwischenzeitlich rund 6,6 Prozent im Plus notierte. Zu Beginn der laufenden KW 21 setzte sich die Korrektur zunächst fort, bevor am Dienstag eine deutliche Aufwärtsbewegung einsetzte. Den Kaufdruck können die CO2-Bullen im bisherigen Wochenverlauf jedoch nicht aufrechterhalten: Am frühen Donnerstagnachmittag gegen 13 Uhr notierten die Emissionsrechte im Wochenvergleich rund 0,8 Prozent höher bei 72 Euro/t CO2.
EU und Großbritannien planen CO2-Handelsverknüpfung
Die Europäische Kommission und die britische Regierung wollen ihre Emissionshandelssysteme enger verknüpfen, um die Dekarbonisierung voranzutreiben und gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. In einer gemeinsamen Erklärung betonten beide Seiten die Notwendigkeit klar definierter Sektoren, um Wettbewerbsverzerrungen und Industrieabwanderung zu vermeiden. Auch Ausnahmen vom CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) wurden diskutiert, die allerdings jeweils einer bilateralen Prüfung bedürfen. Während das europäische CBAM ab Januar 2026 greift, plant das Vereinigte Königreich die Einführung ein Jahr später. Eine Kopplung beider Systeme würde zu einer weitgehenden Preisangleichung führen. Konkrete Aussagen sind jedoch erst möglich, sobald Details vorliegen. Gleichwohl löste der Gipfel am 19. Mai bereits starkes Kaufinteresse aus, sodass der UKA-Preis ein neues Jahreshoch erreichte.
Spekulanten verlassen EUA-Markt
Seit April geht das Open Interest (OI) bei den EUAs deutlich zurück. Das OI misst die Zahl aller offenen Kontrakte, die noch nicht durch eine Gegenposition glattgestellt wurden; jeder Kontrakt wird dabei – ungeachtet seiner Long-/Short-Zuordnung – nur einmal gezählt. Ein Rückgang des OI signalisiert, dass Marktteilnehmer Positionen schließen, statt neue aufzubauen. Das ist ein deutliches Signal dafür, dass sich Akteure – insbesondere spekulative – aus dem Markt zurückziehen oder sich zunächst an der Seitenlinie positionieren. Die Investmentfonds sind derzeit nicht mehr klar positioniert, was auf eine hohe Unsicherheit über die zukünftige Preisentwicklung der EUAs schließen lässt (z. B. aufgrund von politischen Diskussionen, makroökonomischen Risiken oder regulatorischen Eingriffen). Der jüngste Preisanstieg ist überwiegend auf Short-Covering-Aktivitäten zurückzuführen: Fonds reduzierten Short-Positionen, ohne parallel neue Long-Positionen aufzubauen. Künftig könnte der EUA-Preis daher weniger von spekulativem Kapital, sondern stärker von fundamentalen Faktoren wie Angebot und Nachfrage am physischen Markt bestimmt werden.
Nur zwei Primärmarktauktionen in KW 22
In der kommenden Woche finden lediglich zwei EUA-Primärmarktauktionen statt. Das reduzierte Angebotsvolumen könnte zwar stützend wirken, ist jedoch seit Langem bekannt. Am 31. Mai veröffentlicht Deutschland zudem die endgültige Zahl der im Rahmen der Stilllegung zweier Kohlekraftwerke (2022) zu löschenden Zertifikate. Am 1. Juni folgt die Bekanntgabe der Gesamtzahl im Umlauf befindlicher EUA (TNAC), die als Referenz für die Marktstabilitätsreserve dient. Überraschend hohe (geringere Nachfrage) oder niedrige Werte (hohe Nachfrage) würden sich bearish oder bullish auswirken. Durch die bereits veröffentlichten „Verified Emissions“ ist das Überraschungspotenzial allerdings begrenzt.