Die heute veröffentlichten Wirtschaftsdaten aus China für Juli haben allesamt die Konsenserwartungen unterboten. So expandierten die Einzelhandelsumsätze aufgrund eines deutlichen Rückgangs der Automobilverkäufe lediglich um 3,7% ggü. Vorjahr (erwartet: +4,6%), die Sachanlageinvestitionen um 1,6% ggü. Vorjahr (erwartet: +2,7%) und die Industrieproduktion um 5,7% ggü. Vorjahr (erwartet: +5,9%), was gleichzeitig die geringste Steigerung seit 8 Monaten darstellte. Wären die (noch einmal) robusten Exporte im Juli nicht gewesen, wäre dieses Ergebnis wohl noch schlechter ausgefallen. Ungewöhnlich große Hitze und heftige Regenfälle sowie die sogenannte „Anti-Involution-Politik zur Bekämpfung des Preiskampfes im Automobilsektor “ mögen zwar zum Teil für dieses unbefriedigende Ergebnis verantwortlich gewesen sein. Dies war sicherlich auch ein wesentlicher Grund dafür, dass die Kohleförderung im Juli auf 380,99 Mio. Tonnen zurückging, ein Minus in Höhe von 3,8% ggü. Vorjahr.
Übergeordnet kommt in den Zahlen aber zum Ausdruck, dass sich die Vorzieheffekte aufgrund der US-Zollpolitik nun umkehren. Somit ist mit Blick nach vorne keine Besserung der konjunkturellen Lage in China zu erwarten. Dies gilt umso mehr, als am Mittwoch verstörende Nachrichten vom Kreditmarkt kamen. So sank die Neukreditvergabe im Juli um 50 Mrd. Yuan und damit zum ersten Mal seit 2005. Weder private Haushalte noch Unternehmen fragten Neu-Kredite nach – das war schon sehr bemerkenswert. Der Immobiliensektor bestätigte, dass die Schwäche im Juli breit angelegt war. Die Investitionen gingen hierin im Vergleich zum Vorjahr um 17% zurück, der stärkste Rückgang seit November 2022. Gleichzeitig sanken die Verkäufe von Wohnimmobilien volumenmäßig um 7,1% ggü. Vorjahr.
Dennoch zeichnen wir nach den heutigen Zahlen das Bild für Chinas Wirtschaftsperspektiven nicht neu. So führte das chinesische Statistikamt die enttäuschende Wirtschaftsentwicklung zu Recht auf die „anhaltenden Herausforderungen durch das komplexe und unvorhersehbare externe Umfeld“ zurück. Dies kommt für die Märkte und Analysten und damit für uns aber zum einen nicht unerwartet. Zum anderen dürften anhaltend schwache Daten den üblichen Reflex in China auslösen und zwar, dass im Falle des Falles voraussichtlich noch mehr nachfragefördernde Maßnahmen ergriffen werden, um die Konjunktur zu stabilisieren. Die gilt sowohl für die Fiskal- als auch für die Geldpolitik, wo u. E. Spielraum für eine weitere Lockerung im zweiten Halbjahr um 20 Basispunkte besteht.
Für die ohnehin schon länger fragilen Rohstoffmärkte Erdöl, Erdgas und Kohle und damit Strom sind die heutigen Daten aus China dennoch keine positive Vorgabe.