70-Euro-Marke bei den EUAs erneut im Fokus - konjunktureller Rückenwind Fehlanzeige

July 21, 2025

Wenig konjunkturellen Rückenwind dürften weiterhin die EUAs erfahren. So hat letzte Woche im Handelsblatt der renommierte Ökonom Lars Feld die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft sehr skeptisch beurteilt, die deutsche Bundesbank beklagte die vor allem seit 2021 spürbar abnehmenden Exportweltmarktanteile und erwartet, dass das BIP in Q2 nur stagnierte und der Stahlverband sendete letzte Woche einen dramatischen Appell an die Regierung. Nach einem bereits schwachen Jahr 2024 sei die deutsche Rohstahlproduktion im ersten Halbjahr 2025 um fast zwölf Prozent auf 17,1 Mio. Tonnen gesunken. Insgesamt bewege sich das Produktionsvolumen damit auf dem Niveau der Finanzmarktkrise im Jahr 2009. Dies zeige, „wie dramatisch es um den Industriestandort Deutschland steht“, erklärte die Hauptgeschäftsführerin des Stahlverbands, Kerstin Rippel. Ganz besonders litten die Stahlunternehmen unter der schwachen Inlandsnachfrage aus zentralen Abnehmerbranchen wie Bau, Maschinenbau und Automobilindustrie. Diese liege hochgerechnet auf das Jahr mit rund 29 Mio. Tonnen aktuell historisch niedrig. Hinzu kämen die bekannten Standortnachteile und handelspolitischen Schwächen. Auch die europäische petrochemische Industrie wird von einer Welle von Werksschließungen heimgesucht, nachdem sie jahrelang Verluste erlitten hatte. Hohe Produktionskosten und alternde Anlagen haben die europäischen Chemiekonzerne in Bedrängnis gebracht. So gab Dow-Chemicals jüngst die Schließung seiner Standorte Böhlen und Schkopau bekannt, was für die Wertschöpfung in Mitteldeutschland und damit einhergehend für die EUA-Nachfrage negativ zu bewerten ist.

Blick auf die Charttechnik

Der EUA-Dez-25-Future hat den kurzfristigen Abwärtstrend von Mitte Juni beendet. 200-Tage-Linie und 70-Euro-Marke werden zu Beginn der KW 30 erneut getestet. Von hier aus besteht Rebound-Gefahr. Ggf. stützen bereits beginnende Compliance-Käufe den Markt, obwohl noch 2,5 Monate bis Ende September verbleiben. Ein stärkeres Kaufsignal wird oberhalb von 72,8 Euro/t CO2 generiert und das Chartbild hellt sich zugunsten der CO2-Bullen wieder auf. Die Trendanalyse stellt sich zwischen 70 Euro auf der Unter- und 72,8 Euro/t CO2 auf der Oberseite aktuell neutral dar. Ein Tagesschlusskurs unterhalb von 70 Euro/t CO2 wäre ein bearishes Signal an den Markt, denn dieses psychologische Level konnte bislang im Juli immer wieder verteidigt werden.