Preistreiber am Energiemarkt - Ausblick mit Hedging View

June 16, 2025

Die jüngsten Bewegungen am europäischen Energiemarkt werden vor allem durch geopolitische Spannungen und wetterbedingte Nachfrageimpulse bestimmt. Der zentrale Faktor ist die angespannte Lage zwischen Israel und Iran. Diese geopolitische Unsicherheit sorgt für einen spürbaren Risikoaufschlag auf die Energiepreise, da Marktteilnehmer eine weitere Eskalation befürchten. Ergänzend wirkt die Situation in Frankreich und die damit verbundene Sorge vor Ausfällen im französischen Kernkraftwerkspark preistreibend. In der Folge nimmt die Nachfrage nach Gas zur Stromproduktion wieder zu.

Einfluss von Wetter und Speicherständen

Extreme Wetterbedingungen tragen zusätzlich zur Marktvolatilität bei. Die anhaltenden Hitzewellen in Europa und Asien lassen die Nachfrage nach Kühlung deutlich ansteigen. Dies spiegelt sich in einem kräftigen Anstieg der Kühlgradtage (Cooling Degree Days, CDDs) wider. Die Gasspeicher in Europa liegen weiterhin unter dem saisonalen Durchschnitt, auch wenn sich der Füllstand langsam verbessert. Zurzeit stehen die Speicher nicht mehr im Zentrum der Marktbewegungen.

Preisausblick

Die Diplomatie zwischen den USA, China und Japan hat langfristig eine stützende Wirkung auf die Energiepreise, bleibt jedoch kurzfristig ohne Einfluss auf die Spotpreise für Gas und Strom.. Der aktuelle Preisanstieg ist sowohl charttechnisch begründet (Ausbruch aus der Trading Range der vergangenen Wochen) und emotional aus Angst getrieben. Sollte sich die Lage zwischen Israel und Iran weiter zuspitzen oder sollten sich die nuklearen Ausfälle ausweiten, könnte der TTF GasCal 26 wieder bis auf 40 Euro/MWh ansteigen. Beruhigt sich die Lage, ist auch eine Korrektur der Preise anzunehmen. Der Ölpreis Brent ist bspw. zuletzt nicht weiter gestiegen, was sich auch auf die Preise für Strom, Gas und die EUAs übertragen könnte. 

Hedging View

Die Preise für Strom, Gas und die EUAs sind nach einer 1,5-monatigen Seitwärtsphase mit rückläufiger Volatilität aus der Trading-Range nach oben ausgebrochen und haben damit aus charttechnischer Sicht Kaufsignale generiert. Auch aufgrund der fundamentalen Risiken und den neuen geopolitischen Spannungen könnten sich Hedging-Aktivitäten anbieten. Denn nach wie vor ist es sinnvoll, auch auf der preislichen Oberseite Absicherungen vorzunehmen. Im Falle von Entspannungssignalen und damit verbundenen Kursrücksetzern liegt beim Strom Cal 26 Base der erste Support bei 91,44 Euro/MWh, darunter befindet sich die psychologische 90-Euro-Marke, die für Kaufinteresse sorgen könnte. Weitere Unterstützungen befinden sich bei 87 und 85 Euro/MWh. TTF Gas Cal 26 springt in der Eröffnung am Montag über das Mai-Hoch bei 36,15 Euro/MWh, was bullish zu interpretieren ist. Supports befinden sich bei 34,2 Euro/MWh (bestätigter kurzfristiger Aufwärtstrend seit Ende April) und am unteren Bollinger Band bei rund 33,1 Euro/MWh. Dies stellt zusammen mit dem letzten Reaktionstief von Anfang Juni bei 33 Euro/MWh die nächste stabile Auffangzone dar. Beim EUA-Dez-25-Future könnte sich fortan bei 75 Euro/t CO2 eine Unterstützung in Form einer Polaritätswechselzone ergeben. Das mittlere Bollinger Band verläuft bei 73 Euro/t CO2 und darunter sind die Mai-Tiefs und die 200-Tage-Linie bei 70 Euro/t CO2 als stabile Haltezone zu nennen. Dort kam im Mai immer wieder stärkerer Kaufdruck auf.