Trotz westlicher Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine setzt das LNG-Projekt Arctic LNG 2 seine Produktion fort. Ein weiteres Flüssigerdgas-Schiff wurde Mitte November beladen, womit sich die Gesamtzahl der in diesem Jahr verschickten Lieferungen auf 14 erhöht. Alle bisherigen Transporte gingen an das LNG-Terminal Beihai in Südchina. Das Projekt ist auf eine Jahreskapazität von knapp 20 Millionen Tonnen ausgelegt und wird weiterhin von Unternehmen mit Sitz in Moskau betrieben.
TotalEnergies-Chef Patrick Pouyanne warnt davor, dass Europa bei Flüssigerdgas nicht in eine neue Abhängigkeit von den USA geraten dürfe, nachdem es sich zunehmend von russischem Gas löst. Derzeit stammen rund 40 Prozent der europäischen LNG-Importe aus den USA, mit steigender Tendenz unter Druck der US-Regierung. Pouyanne betont die Notwendigkeit diversifizierter Lieferquellen, um Preisspitzen und geopolitische Risiken zu vermeiden.
ExxonMobil hat die Force-Majeure-Klausel für sein LNG-Projekt Rovuma in Mosambik aufgehoben, nachdem sich die Sicherheitslage in der Region verbessert hat. Damit kann das Unternehmen die Projektentwicklung wieder aufnehmen und 2026 eine finale Investitionsentscheidung treffen. Geplant ist eine Jahreskapazität von 18 Millionen Tonnen, mit Inbetriebnahme Anfang der 2030er-Jahre.
Unsere Einschätzung: Die aufgeführten Meldungen beschreiben die derzeitige Lage am Gasmarkt. Sollte China weiterhin stärker auf russische Gaslieferungen setzen, verschärft sich das mögliche Überangebot und entlastet den globalen LNG-Markt. Allerdings besteht mit dem steigenden US-Anteil der europäischen LNG-Importe auch eine hohe Abhängigkeit, worauf der TotalEnergies-CEO zurecht hinweist. Aktuell steigen die Henry Hub-Preise stark an. Sollte sich dies auf die LNG-Exporte auswirken, wäre Europa unmittelbar betroffen. Auch die langfristige Perspektive birgt Ungewissheiten. Die geplanten Projekte müssen erst einmal (pünktlich) umgesetzt werden.