In der vergangenen KW 26 kam es an den Energiemärkten teilweise zu einem regelrechten Ausverkauf. So brachen beispielsweise das Strom Cal 26 Base um 6,6 Prozent und TTF Gas Cal 26 um 12,0 Prozent ein. Vor diesem Hintergrund fällt das Wochenminus von 2,8 Prozent des EUA-Dez-25-Kontrakts vergleichsweise moderat aus. Das Gros der Verluste wurde jedoch bereits zu Beginn der Woche verbucht, nachdem am Dienstag der KW 26 eine Waffenruhe im Krieg zwischen dem Iran und Israel verkündet wurde. In der aktuellen Handelswoche setzte sich die Baisse zum Wochenstart noch fort, die Hitzewelle in Nordwesteuropa sorgte dann aber für Kaufdruck. Insbesondere am Dienstag sorgte die Hitzewelle für kräftige Anstiege am Spotmarkt. In der Stunde 21 (20 bis 21 Uhr) kam es zu Preisen von über 500 Euro/MWh in Belgien und den Niederlanden. In Deutschland lag der Preis in der erwähnten Abendstunde mit 476,19 Euro/MWh nur knapp unter der 500-Euro-Marke.
Mit Blick auf den abgelaufenen Handelsmonat Juni zeigte sich am Strom-Spotmarkt ein durchschnittlicher Preis von 63,99 Euro/MWh, nach 68,08 Euro/MWh im Mai. Im Juni 2024 lag der Durchschnittspreis bei 85,86 Euro/MWh. Im gesamten ersten Halbjahr mittelte der deutsche Strom Day-Ahead bei 90,71 Euro/MWh. Im ersten Halbjahr 2024 lag der Spotpreis dagegen durchschnittlich bei 69,72 Euro/MWh. Hintergrund ist insbesondere eine schwache Einspeisung der Windkraftanlagen. So lag die Nettostromerzeugung von Onshore und Offshore kombiniert in H1 2024 bei 73.421 GWh. Im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres wurden dagegen nur 60.293 GWh durch die Windkraftanlagen ins Netz gespeist. Dafür zeigt die PV-Einspeisung einen Anstieg auf 40.015 GWh, nach 30.739 GWh im Vorjahreszeitraum.
Hitze zwingt EDF zur Drosselung von Kernkraftwerken
Angesichts von Temperaturen von bis zu 41 Grad Celsius in Teilen Frankreichs kommt es zu einigen Einschränkungen der französischen KKW. Gemäß gesetzlichen Vorgaben muss der französische Energiekonzern EDF die Stromproduktion drosseln, wenn Flusstemperaturen zu hoch oder Wasserstände zu niedrig sind. Daher wurde die Abschaltung des Kernkraftwerks Golfech 1 (1,3 GW) bis zum 7. Juli verlängert. Auch die Reaktoren Blayais 1 (910 MW) und Bugey 3 (915 MW) mussten zeitweise ihre Leistung reduzieren. Zusätzlich wurde die geplante Wiederinbetriebnahme des französischen KKW Flamanville 3 (1,6 GW) nun durch EDF erneut verschoben auf den 13. August. Grund ist ein defektes Ventil im Primärkreislauf, das vergangene Woche entdeckt wurde. Der EPR-Reaktor war ursprünglich am 19. Juni für Tests abgeschaltet worden und hätte am 2. Juli wieder ans Netz gehen sollen.
Spanien erwägt erneute Verzögerung beim 15-Minuten-Stromhandel
Nach dem großflächigen Stromausfall Ende April in Spanien und Portugal zieht die spanische Regierung laut Analysten eine weitere Verschiebung der Einführung des 15-Minuten-Handels im Day-Ahead-Markt über den 1. Oktober hinaus in Betracht. Experten warnen vor systemischen Risiken, da die Umstellung hohe Anforderungen an Netzschutz- und Regelungssysteme stellt und eine Wiederholung von Ausfällen nicht ausgeschlossen sei. Die Maßnahme zur Integration erneuerbarer Energien wurde bereits zuvor von Juni auf Oktober verschoben, stößt aber weiterhin auf Kritik und Uneinigkeit unter europäischen Strombörsen.
Keine Einigung bei Stromsteuersenkung
Die Spitzen von Union und SPD haben sich nach fünfstündigen Gesprächen nicht auf eine zusätzliche Senkung der Stromsteuer für alle Verbraucher einigen können. Damit wird die Bundesregierung die im Koalitionsvertrag vereinbarte Senkung der Stromsteuer für private Haushalte und kleine Betriebe vorerst nicht umzusetzen. Stattdessen sollen lediglich Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe sowie der Land- und Forstwirtschaft entlastet werden. Als Begründung nennt die SPD den angespannten Haushalt und verweist auf fehlende Mittel in Höhe von rund 5,4 Milliarden Euro jährlich. Diese Entscheidung stößt auf breite Kritik aus Wirtschaft und Sozialverbänden. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) bezeichnete das Vorgehen als "fatales Signal". Innerhalb der CDU wächst der Unmut über Kanzler Friedrich Merz, der ein zentrales Wahlversprechen nicht einlösen konnte.
Als alternative Entlastungsmaßnahmen plant die Koalition die Abschaffung der Gasspeicherumlage und eine teilweise Übernahme der Übertragungsnetzentgelte, was jährlich rund zehn Milliarden Euro Einsparungen für Verbraucher und Wirtschaft bringen soll. Dennoch bleibt die versprochene Reduzierung der Stromsteuer um fünf Cent pro Kilowattstunde für alle Verbraucher aus.