enerchase CO2-Marktbericht KW 20 / 2025
Euphorie zum Wochenstart verfliegt – CO2-Markt verliertSchwung
Am vergangenen Wochenende haben die USA und China beiGesprächen in Genf bedeutende Fortschritte im Handelskonflikt erzielt und ein vorläufigesHandelsabkommen angekündigt. Beide Seiten einigten sich auf einenKonsultationsmechanismus für künftige Handelsfragen. Im Rahmen einer 90-tägigenZollpause senken die USA ihre Importzölle auf chinesische Waren von 145 Prozentauf 30 Prozent, während China die Zölle auf US-Produkte von 125 Prozent aufzehn Prozent reduziert. US-Finanzminister Scott Bessent und HandelsbeauftragterJamieson Greer sprachen von einem „Deal“, auch Ex-Präsident Trump sprach voneinem „Neustart“ der Beziehungen und stellte weitergehende Öffnungen Chinas inAussicht. Die Aussicht auf Deeskalation ließ die Aktienmärkte weltweit deutlichsteigen und stützte damit auch den CO2-Preis zum Wochenstart. DerEUA-Dez-25-Future stieg am Montag an der ICE Endex um rund 4 Prozent an. Imweiteren Wochenverlauf hielt das Kaufinteresse nicht an und die EUAs zeigtenseither eine volatile Seitwärtsbewegung. Am frühen Donnerstagnachmittag notiertdas Emissionsrecht bei rund 72 Euro/t CO2, nach einem bisherigen Wochenhoch bei73,82 Euro/t CO2.
Rückzug spekulativer Marktteilnehmer
Erwähnenswerte Einblicke lieferten einmal mehr auch diejüngsten CoT-Daten der ICE Endex. Im EU-ETS haben die Investmentfonds mit Stand9. Mai das spekulative Kapital reduziert und sowohl die Long-Positionen (minus2,1 Mio. EUA) als auch die Short-Positionen (minus 3,6 Mio. EUA) abgebaut. DieNetto-Long-Position hat sich entsprechend um 1,5 Mio. EUA erhöht. Dergleichzeitige Rückgang sowohl der Long- als auch der Short-Positionen imEUA-Markt bedeutet, dass die Spekulanten ihre Engagements insgesamt reduzierenund damit den Markt weniger beeinflussen können (De-Risking). Ohne spekulativesKapital könnte es künftig weniger extreme Ausschläge geben und die Volatilitätsinken.
Schwache Erneuerbaren-Einspeisung stützt EUA-Nachfrage
Von Januar bis April ließ die schwacheErneuerbaren-Einspeisung die Emissionen im EU-ETS-Stromsektor gegenüber demVorjahr um 10 Prozent steigen. Laut einer Auswertung von Prognos lag dieSolarstromerzeugung in den ersten vier Monaten zwar 30 Prozent höher als imVorjahreszeitraum. Die Winderzeugung fiel aber um 33 Prozent (Onshore) bzw. 28Prozent (Offshore) geringer aus, womit die Erneuerbaren in Summe 18 Prozentweniger Strom als im Vorjahreszeitraum lieferten. Und dies trotz des fortschreitendenAusbaus. Auch in den kommenden Tagen dürfte sich dies fortsetzen. Nach einemkurzfristigen Anstieg sinkt die Windeinspeisung wieder auf eindurchschnittliches bis unterdurchschnittliches Niveau. Die PV-Erzeugungnormalisiert sich nach starken Einspeisewerten und wird sich wieder auf saisonaleMittelwerte reduzieren. Dies führt zu einer steigenden Residuallast.
CBAM-Einführung sorgt für Verunsicherung
Die südosteuropäischen Nicht-EU-Staaten fordern mehrTransparenz zur Einführung des CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM), der abJanuar 2026 auf CO2-intensive Importe – einschließlich Strom – aus Drittstaatenerhoben werden soll. Dies berichtet Montel vom Belgrader Energieforum. Demnach hobenVertreter aus Politik und Wirtschaft die Notwendigkeit sofortiger Klarheithervor, da aktuelle Investitionsentscheidungen bereits die künftige Regulierungberücksichtigen müssten. Besonders mangelt es an Informationen zu möglichenAusnahmen und zur regulatorischen Einstufung von grünem Strom, was dieUnsicherheit für Händler und Energieunternehmen erhöht.
Autor: Tobias Waniek von enerchase - www.enerchase.de