Am 9. Juli dieses Jahres veröffentlichte der renommierte Interessenverband Initiative Energien Speichern (INES), ein Zusammenschluss von Betreibern deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher, Szenarien für Deutschlands Erdgasspeicher, wonach „Eine vollständige Befüllung der Gasspeicher bis zum 1. November 2025 bereits heute technisch nicht mehr möglich ist. Auf Basis der derzeit vermarkteten Kapazitäten können die Gasspeicher noch zu 70 % befüllt werden. Über das Gasspeichergesetz stehen der Bundesregierung jedoch Instrumente zur Verfügung, um den Füllstand darüber hinaus zu steigern.“ https://energien-speichern.de/ines-gas-szenarien-juli-update-zeigt-schleppende-befuellung-der-gasspeicher-in-deutschland/
Für die EU als Ganzes können wir dieses Skepsis - Stand heute - nicht teilen. Auch die EU startete ihre Speichersaison von einem relativ geringen Niveau aus und zwar bei 33,8% per 31. März 2025. Per 10. Juli lag der Wert bei 61,9%. Wir hatten vor zwei Wochen in unserem regelmäßigen „Weekly Call“ eine Graphik gezeigt, in der die vorherigen drei Speicherzyklen, also diejenigen ab 2022, sowie die aktuelle Befüllung bis zum 25. Juni gezeigt wurde (siehe Graphik unten). Die jeweiligen Startpunkte 31. März eines jeden Jahres wurden auf 100 normiert und anschließend die Entwicklung der Änderung der Befüllung in Prozent abgetragen. Da das Ziel per 1. November bislang 90% betrug, ist klar, dass die Anstrengungen zur Einspeicherung nach dem „harten“ Winter 21/22, als Russland die Ukraine im Februar überfiel und die Speicher deutlich unter 30% ins Frühjahr starteten, besonders hoch waren und deshalb die graue Linie in unserer Graphik spürbar stärker ansteigt als üblich. Dennoch wurde der Füllstand von 90% erst am 5. Oktober 2022 erreicht. Umgekehrt verhielt es sich 2023 und 2024. Die damals hohen Ausgangsniveaus Ende März von weit über 50% erlaubten eine vergleichsweise gemächliche Befüllung der EU-Speicher und dennoch wurde die 90%-Marke in beiden Fällen bereits im August erreicht.
Wir haben nun die einfache Annahme getroffen, dass die Befüllung der EU-Speicher ab dem 25. Juni wie im Durchschnitt ab Anfang Mai verläuft („fiktiver Verlauf ab 26.6.2025“: gestrichelte orange Linie). Demnach würde der Wert von 90% am 8. Oktober erreicht werden (senkrechte orange Linie). Der tatsächliche Verlauf nach dem 25. Juni (etwas dickere Linie in orange) zeigt am aktuellen Rand, dass unsere damalige Annahme derzeit sogar übertroffen wird. So gesehen scheinen die Bedenken, ob das Speicherziel erreicht werden kann, aus heutiger Sicht etwas überzogen. Dies gilt umso mehr, als sich die vorherigen „Prognosen von Hitzewellen“ in der Form nicht (mehr) bewahrheiten dürften und die LNG-Nachfrage Chinas nach wie vor verhalten ist, was die vergleichsweise niedrigen TTF-Notierungen zum jetzigen Zeitpunkt mit erklären könnte. Ein Grund für Entspannung ist gleichwohl (noch) nicht angezeigt.