Der russische LNG-Tanker Christophe de Margerie hat überraschend Kurs durch die Nordostpassage genommen, obwohl ursprünglich eine Route über das Kap der Guten Hoffnung erwartet worden war. Er verließ laut Kpler am 25. November das sanktionierte Projekt Arctic LNG 2 mit rund 167.000 Kubikmetern LNG an Bord und steuert nun die Region Kamtschatka an. Dies soll mit besser als erwarteten Eisbedingungen und ausreichender Lagerkapazität im Koryak-Floating Storage Unit (FSU) zusammenhängen. Koryak dient als zentrales Umschlagslager für LNG-Transporte Richtung China, insbesondere zum Terminal Beihai, das alle bisherigen Lieferungen von Arctic LNG 2 erhalten hat. Insgesamt hat Arctic LNG 2 seit August 2024 zwanzig Ladungen exportiert, wovon einige zunächst zwischengelagert werden mussten. Beihai erhielt bislang 17 Ladungen, teils direkt, teils über Umschlagsstationen.
Zudem berichtet Bloomberg, dass Chinas LNG-Importe 2025 um rund 15 Prozent auf 65 Mio. Tonnen sinken dürften, was das Land hinter Japan als weltweit größten LNG-Abnehmer zurückwerfen würde. Ursachen sind einerseits die schwache industrielle Nachfrage, andererseits verlieren Gaskraftwerke an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Kohle und Erneuerbaren Energien. Hinzu kommen steigende Lieferungen aus Russland. Gleichzeitig starten 2026 neue langfristige LNG-Verträge, sodass chinesische Abnehmer Überschüsse möglicherweise nach Europa umleiten könnten.
Unsere Einschätzung: Die aktuelle Energiepartnerschaft zwischen Russland und China wird enger, während westliche Sanktionen im LNG-Sektor bislang keine spürbare Wirkung entfalten. Sollten milde Eisbedingungen in der Arktis anhalten, könnten niedrigere Transportkosten weitere Vorteile für russische Exporte bringen. Gleichzeitig dämpft Chinas strukturell schwächere Nachfrage den globalen LNG-Wettbewerb.