Energy Market Drivers vom 17.07.2025: Neben Nyhamna kommt ein weiterer Ausfall bei Kollsnes am Gasmarkt hinzu

July 17, 2025

Am Donnerstag eröffnen die Energiemärkte bei Strom und den EUAs seitwärts. Der Gasmarkt zeigt sich am kurzen Ende fester. Neben Nyhamna kommt nun ein Ausfall der Gasanlage Kollsnes hinzu. Beide berichten über Stromausfälle, die bis morgen behoben sein sollten. Die Nominierung ist mit 272 mcm/d dennoch überraschend hoch, könnte aber im Laufe des Tages noch nach unten korrigiert werden.

Bullishe Faktoren

US-Präsident Trump hält ein Handelsabkommen mit der EU nun für möglich. Laut ihm ist die EU verhandlungsbereit. Gleichzeitig reiste EU-Handelskommissar Sefcovic zu Gesprächen nach Washington. Das G20 Finanzministertreffen wird indes überschattet von zahlreichen Absagen.

Die Investment Funds am TTF-Gasmarkt haben ihre Netto-Long-Position mit Stand 11.07. deutlich ausgebaut – um über 17 TWh (+11,6 Prozent) innerhalb einer Woche. Auffällig ist, dass sowohl die Long-Positionen um 8,59 TWh erhöht wurden als auch gleichzeitig die Short-Positionen um 8,52 TWh reduziert wurden. Dies zeigt eine klar bullishe Positionierung der Spekulanten. 

Der Ausfall der Gasanlage Nyhamna wurde (wie erwartet), um einen Tag verlängert. Das Ende des „Event Stop“ wird nun auf den 18.07. 6 Uhr terminiert. Weitere Verlängerungen des Ausfalls sind nicht ausgeschlossen. Die ausfallende Menge wurde auf 49,8 mcm/d reduziert.

Hinzu kommt ein ungeplanter Ausfall bei Kollsnes, der bereits gestern im Laufe des Tages kommuniziert wurde und ebenfalls nur bis morgen früh andauern soll. Mit Nyhamna und Kollsnes werden dem Markt in Summe 101 mcm/d, was am Spotmarkt durchaus relevante Mengen sind. Die Gassco Nominierung liegt bei 272 mcm/d und könnte sich im Laufe des Tages reduzieren. Beide Anlagen melden als Grund Stromausfälle, womit der Ausfall „eigentlich“ keine Wochen andauern sollte.

Unabhängig von der Blockade der Slowakei gegen neue Russland-Sanktionen will die EU-Kommission den Gasimportstopp für russisches Gas vorantreiben. Da dies über Handelsrecht abgebildet werden soll, können die Mitgliedsländer nicht blockieren. Aber die Slowakei versucht dies, indem sie neue Sanktionen an die Gasfrage koppelt (siehe bearishe Faktoren).

Bei den EUAs wurde der kurzfristige Abwärtstrend seit Mitte Juni oberseitig gebrochen, was einen bullishen Impuls setzt. Die 70-Euro-Marke und die 200-Tage-Linie haben erneut gehalten. Ein weiteres Kaufsignal wird oberhalb von 72,80 Euro/t CO2 generiert.

Bearishe Faktoren

Die Investment Funds haben ihre Netto-Long-Position mit Stand 11.07.2025 um rund 3,9 Mio. t deutlich reduziert, insbesondere indem sie Short-Positionen um 2,23 Mio. t aufgebaut und Long-Positionen um 1,67 Mio. t abgebaut haben. Das deutet darauf hin, dass diese Marktteilnehmer zuletzt eher mit fallenden EUA-Preisen rechnen oder zumindest ihre bisherige bullishe Haltung angepasst haben. 

Erneut ist gestern Abend ein Vermittlungsversuch gescheitert, die Slowakei blockiert weiter neue EU-Sanktionen gegen Russland.

Der Ölmarkt mit Brent Crude liefert eher bearishe Vorgaben und fällt unter den kurzfristigen Aufwärtstrendkanal zurück, was eine „bearishe Flagge“ impliziert und somit weiteres Downside-Potential offenlegt. Die gestrigen Tagestiefs wurden allerdings zurückgekauft. Weiter fallende Ölpreise dürften auch auf Gas und damit auf Strom ausstrahlen, denn die Korrelation war mit 0,9 zuletzt wieder ausgesprochen hoch.

Die Windprognosen haben sich für Ende Juli etwas verbessert, gleiches gilt auch für die Temperaturprognosen, die nach unten korrigiert wurden. Damit bestätigt sich unser schon seit einiger Zeit kommunizierte Sichtweise, dass die nächste Hitzewelle wenig dramatisch ausfallen müsste. Eine länger andauernde Hitzeflaute schein nicht anzustehen. Dramatische Kühlwasserprobleme in Frankreich sind ebenfalls nicht erkennbar. 

Neue Bewegung hinsichtlich einer möglichen Kopplung von EU-ETS und UK-ETS. Die EU-Kommission hat hierzu gestern einen Entwurf veröffentlicht („Empfehlung der Kommission für einen Ratsbeschluss“), was ein wichtiger Schritt für die Aufnahme von Verhandlungen ist. Da die Ausgestaltung der Kopplung unklar ist (sie wird zwischen EU und UK ausgehandelt), ist noch nicht endgültig klar, wie sie sich preislich auswirken wird. Seit Anfang des Jahres ist der Spread zwischen beiden Emissionshandelssystemen zusammengelaufen, die UKAs sind dabei deutlich teurer geworden im Vergleich zu den EUAs. Im Entwurf ist vorgesehen, dass die Preisdifferenzen, die seit dem Brexit entstanden sind, ausgeglichen werden sollen. Zertifikate sollen gegenseitig anerkannt werden. UK soll dazu eine mindestens so ambitionierte Klimapolitik betreiben wie die EU, es soll eine Regelharmonisierung inkl. des Reduktionspfades erfolgen. Beide Wirtschaftsräume werden aus dem jeweiligen Grenzausgleichsmechanismus ausgeklammert, was deutliche Vorteile für den Handel hätte.

Neutral Faktoren

Heute zwischen 14 und 14:30 Uhr erfolgt erneut eine Kapazitätsauktion für den Gasspeicher Reden, die letzte am 15.7. verlief erfolglos.

Die Empfehlung der Kommission für einen Ratsbeschluss, die eine Verbindung zwischen dem britischen und dem EU-Emissionshandelssystem empfiehlt, ließ die britischen CO2-Preise am Mittwoch ansteigen.

Die Inflation im Euroraum erreichte im Juni mit 2,0 Prozent genau das Ziel der EZB. Nach vorläufigen Zahlen ist das ein Anstieg von 1,9 Prozent im Mai. Die EZB hat den Leitzins seit Juni 2024 auf 2,0 Prozent gesenkt, eine weitere Zinssenkung wird nächste Woche nicht erwartet.