Bullishe Faktoren
Die Verlängerung der 90-tägigen Zollpause zwischen den USA und China entschärft kurzfristig das Risiko einer Eskalation im Handelsstreit und verleiht den asiatischen Börsen sowie der weltweiten Konjunkturstimmung etwas Auftrieb. Die vorübergehende Stabilisierung der globalen Nachfrageaussichten wirkt stützend für die Energiemärkte. Allerdings bleibt die Entspannung zeitlich begrenzt, da eine endgültige Einigung noch aussteht – auch wenn Zölle von über 100 Prozent vorerst abgewendet wurden.
Das Wetter wirkt kurzfristig als stützender Faktor und die europäischen Spotpreise sind im Wochenvergleich deutlich gestiegen. Für Dienstag notierte der französische Baseload-Kontrakt bei 79 Euro/MWh und der deutsche bei 89,25 Euro/MWh, gegenüber 47 Euro/MWh bzw. 63,50 Euro/MWh in der Vorwoche. Haupttreiber sind höhere Temperaturen mit steigender Stromnachfrage sowie eine geringere französische Kernkraftverfügbarkeit, die um sechs Prozentpunkte auf 69 Prozent sank. Auch sind die Windeinspeisungen aktuell schwach.
Bearishe Faktoren
Der im Rahmen westlicher Sanktionen gelistete LNG-Tanker Christophe De Margerie hat am 9. August unbeladen das russische LNG-Projekt Arctic LNG 2 erreicht, das seit Oktober mit einem Produktionsstopp konfrontiert war. Der Anlauf folgt auf drei weitere sanktionierte Schiffe, die in diesem Jahr Ladungen aufgenommen haben, deren Verbleib jedoch weiterhin in russischen Gewässern liegt. Dies deutet auf eine vorsichtige Wiederaufnahme der Exportaktivitäten hin, auch wenn Absatzprobleme aufgrund der Sanktionen bestehen bleiben. Für die europäischen Gasmärkte signalisiert die Entwicklung ein potenzielles, jedoch begrenztes zusätzliches LNG-Angebot aus Russland.
Globales LNG-Angebot und norwegische Gasflüsse bleiben hoch. Aktuell gibt es zwei geplante Wartungen in Kårstø und Gullfaks sowie einen ungeplanten Ausfall in Ormen Lange eingeschränkt, in Summe bleibt das Angebot aber auskömmlich.
Neutrale Faktoren
Das für Freitag angesetzte Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin wird von beiden Seiten als vorsichtige Sondierung betrachtet. Während Trump das Gespräch in Alaska als „feel-out meeting“ bezeichnete, um die Bereitschaft Putins zu einem Abkommen auszuloten, verbindet Moskau die Hoffnung auf Impulse für eine Normalisierung der bilateralen Beziehungen. Für die Märkte könnte ein konstruktiver Gesprächsverlauf geopolitische Spannungen leicht dämpfen und damit das Risikoumfeld für europäische Energierohstoffe kurzfristig verbessern, auch wenn konkrete Ergebnisse vorerst ungewiss bleiben.
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