Nach dem bullishen Vortag eröffnen die Energiemärkte am Donnerstag kaum verändert. Die fundamentalen Faktoren zeigen keine wesentlichen Veränderungen. Diese Woche endet außerdem die politische Sommerpause - das EU-Parlament wird am 25. August zurückkehren. Der Ukrainekrieg dürfte den politischen Diskus weiter bestimmen.
Bullishe Faktoren
Ukrainekrieg spitzt sich weiter zu
Laut Medienberichten kommt es derzeit zu den stärksten russischen Angriffen auf die Ukraine seit mehreren Wochen. Dabei werden auch westliche Gebiete der Ukraine angegriffen, eine Fabrik eines US-Elektronikherstellers wurde getroffen. Polen ließ daher zeitweise Flugzeuge zum Schutz des eigenen Luftraums aufsteigen. Der Einsatz der polnischen Luftwaffe und verbündeter Streitkräfte ist beendet, zeigt aber das derzeitige Eskalationspotential.
Frankreich: Ungeplanter Ausfall in Tricastin 4
Der französische Versorger EDF hat am Mittwoch den 915 MW-Reaktor Tricastin 4 nach einem automatischen Stopp vom Netz genommen. Der Ausfall dauert voraussichtlich bis Freitag, 00:00 CET. Laut EDF führen Mitarbeiter derzeit technische Analysen durch, um die Ursache zu klären.
Norwegische Wartungen beginnen
In Norwegen steht das nächste Wartungsfenster vor der Tür. Dabei kommt es zeitweise zu Einschränkungen von rund 125 Millionen Kubikmeter/Tag, allerdings nur für einzelne Tage. Die größeren Wartungen sind bis Mitte/Ende September beendet. Dies sorgt für ein verknapptes Gasangebot. Ohne ungeplante Einschränkungen sind die Auswirkungen allerdings begrenzt.
Bearishe Faktoren
Wettertrend: Kühler, kurze Windspitze, stabile PV-Einspeisung
Die Temperaturmodelle bestätigen weiterhin die Abkühlung bis zum Wochenende, zeigen aber nun ein etwas klareres Minimum um den 23.–24. August bei rund 14–15 Grad Celsius. Im Windbereich bleibt die Spitze am Freitag mit über 20 GW bestehen, danach fällt die Produktion deutlicher als zuvor prognostiziert ab, bevor ab dem 27. August wieder eine Erholung einsetzt. Bei der PV-Einspeisung zeigt sich kaum Veränderung: die Tagesauslastung bleibt stabil im Bereich 35–45 Prozent, mit Spitzen um 50 Prozent an klaren Tagen. Insgesamt hat sich der Trend zu kühleren Temperaturen, kurzer Windspitze und stabiler PV-Produktion bestätigt.Über das Wochenende sind wieder negative Preise möglich. Die Residuallast ist am Samstagmittag noch leicht positiv, während sie am Sonntag mittags klar in den negativen Bereich kippt (bis minus 6 GW).
Norwegische Öl- und Gasproduktion übertrifft Prognosen
Norwegische Öl- und Gasproduktion übertrifft Prognosen. Die norwegische Offshore-Behörde (Norwegian Offshore Directorate, NOD) hat für Juli Förderzahlen veröffentlicht, die auf eine insgesamt robuste Produktionslage hinweisen. Die kombinierte Öl- und Gasproduktion lag mit 0,672 Millionen Standardkubikmetern pro Tag um 3,9 Prozent über der offiziellen Prognose. Allerdings ging die Gesamtförderung im Jahresvergleich um 2,9 Prozent zurück.
CoT-Reports EUAs und TTF Gas zeigen Abbau von Longs
Erneuter Rückgang der Netto-Long-Positionen im TTF Gasmarkt. Der kräftige Long-Abbau bei gleichzeitigem leichten Short-Aufbau zeigt eine weitere Verschlechterung des Sentiments. Nach der bereits schwachen Vorwoche intensivieren die Spekulanten den Abbau der Long-Positionierung, wodurch die Marktstimmung zunehmend negativ geprägt ist.
Spekulanten bauen Long-Positionen bei EUAs ab. Der gleichzeitige Long-Abbau und Short-Aufbau signalisiert eine deutliche Abschwächung des zuvor bullischen Sentiments. Nach der starken Long-Positionierung in der Vorwoche zeigen die Investmentfonds eine Risikoanpassung, wodurch das bullishe Marktbild geschwächt wird.
Japanischer Industrie-PMI bleibt unter 50 – Produktion schrumpft weiter
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe in Japan stieg im August leicht auf 49,9 Punkte (Juli: 48,9), blieb jedoch den zweiten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50. Die Industrieproduktion schrumpfte erneut, belastet insbesondere durch die schwächere Nachfrage aus dem Ausland infolge von US-Zöllen. Damit signalisiert die Umfrage ein weiter fragiles Umfeld für Japans Industrie. Japan importiert einen erheblichen Anteil des weltweiten LNG. Eine schwächere Nachfrage aus Japan macht somit mehr Spot-LNG für Europa verfügbar.
Neutrale Faktoren
Indiens Nayara Energy nutzt „Dark Fleet“ für russisches Öl
Der unter EU-Sanktionen stehende indische Raffineriekonzern Nayara Energy greift zunehmend auf eine sogenannte „Dark Fleet“ zurück, um russisches Rohöl zu importieren und verarbeitete Produkte zu exportieren. Laut LSEG-Daten erhielt Nayara im August mindestens sieben Frachten Urals mit je rund 700.000 Barrel auf sanktionierten Tankern wie Centurion oder Mars 6. Auch für den Export von Benzin und Gasoil nutzt das Unternehmen Schiffe, die unter EU-Sanktionen stehen – teils unter neuen Namen.
Potenzielle Morning-Star-Formation beim TTF Gas Sept.-Future
Seit Anfang der Woche bildet sich beim TTF Gas Sept-Future eine Morning-Star-Formation aus. Die Morning-Star-Formation ist ein bullishes Umkehrsignal in der Candlestick-Analyse, das typischerweise nach einem Abwärtstrend auftritt. Diese kräftige Gegenbewegung nach oben wurde am Mittwoch der KW 34 vollzogen, muss auf Tagesbasis allerdings noch durch einen Anstieg über 32,38 Euro/MWh bestätigt werden (Hoch der “Mutterkerze” und gebrochener Abwärtstrend).
Fed-Protokolle: Mehrheit gegen Zinssenkung
Die Juli-Protokolle der US-Notenbank zeigen, dass eine deutliche Mehrheit der Fed-Mitglieder für die Beibehaltung des Leitzinses im Korridor von 4,25–4,50 Prozent gestimmt hat. Nur Fed-Vizechefin Michelle Bowman und Gouverneur Christopher Waller plädierten für eine Senkung um 25 Basispunkte, um einer drohenden Schwäche am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. Damit kam es erstmals seit 1993 vor, dass mehr als ein Fed-Gouverneur gegen die offizielle Zinsentscheidung votierte. Insgesamt bleibt die Fed-Mehrheit jedoch auf Kurs einer vorsichtigen Zinspolitik. Nun kommen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming von Donnerstag bis Samstag führende Notenbanker und Ökonomen zusammen.