Bullishe Faktoren
Die EU plant ein 19. Sanktionspaket, das eine beschleunigte Abkehr von russischen Energieimporten vorsieht und zusätzlich Banken sowie Krypto ins Visier nimmt.
Experten sehen nach den jüngsten ukrainischen Angriffen auf Ölraffinerien und Häfen als Nächstes eine steigende Gefahr für Russlands Gas- und LNG-Infrastruktur.
EDF-Mitarbeiter treten ab dem heutigen Mittwoch, 21:00 Uhr, in einen 24-stündigen Streik ein, der die französische Kernkraftkapazität zeitweise um bis zu 2,7 GW reduzieren könnte.
US-Klimaforscher erwarten mit 74 Prozent Wahrscheinlichkeit das Auftreten von La-Niña-Bedingungen bis zum Jahresende, wobei die Wahrscheinlichkeit für die Heizsaison von Dezember bis Februar bei 54 Prozent liegt. Sollte sich ein starkes La Niña-Ereignis durchsetzen, könnten die Heizgradtage in den USA um 5 bis 10 Prozent.
Bearishe Faktoren
Ab Ende der Woche (19.9.) steigen die Liefermengen aus Norwegen nach den dortigen Wartungen wieder deutlich an. Bislang keine größeren Verzögerungen bei den Wartungsarbeiten.
Das arbeitgebernahe IW-Institut rechnet 2025 für Deutschland nur mit einer wirtschaftlichen Stagnation und hat seine BIP-Prognose um 0,2 Prozentpunkte gesenkt. „Nach zwei Jahren Rezession tritt die deutsche Wirtschaft im Jahr 2025 nur auf der Stelle“, zitierte die Rheinische Post die Kölner Forschenden.
Neutrale Faktoren
Die Spotpreisprognose für Donnerstag weist eine markante Duck Curve auf mit negativen Preisen zwischen 11 und 17 Uhr, einem ausgeprägten Abendpeak um 180 Euro/MWh und einem durchschnittlichen Tagespreis von etwa 70 Euro/MWh.
CoT-Reports TTF Gas/EUAs: Der Abbau der Netto-Long-Position bei TTF Gas hatte zuletzt gestoppt. Im EUA-Markt setzten die Spekulanten mit einem deutlichen Netto-Long Ausbau ein bullishes Ausrufezeichen. Allerdings wurde damit ein Niveau erreicht, welches zuletzt Anfang dieses Jahres vorlag. Danach sind die CO2-Preise stärker unter Druck geraten.
Die Gasspeicherstände liegen derzeit zwar innerhalb der üblichen Bandbreite, liegen jedoch am unteren Rand. Daraus resultiert ein gewisses Restrisiko. Während bei normalen oder milden Temperaturen die Versorgung als gesichert gelten kann, würde ein kalter Winter die Speicherreserven möglicherweise schon bis Ende Januar erheblich strapazieren.
Mit einer Inflationsrate von 3,8 Prozent bleibt Großbritannien Spitzenreiter unter den Industriestaaten, was die Bank of England vorerst von weiteren Zinssenkungen abhält.
Vorläufige Einschätzung
Mit dem Ausblick auf die Beendigung der norwegischen Wartungen wird sich der Gasmarkt insbesondere am kurzen Ende entspannen. Allerdings eskaliert der Ukrainekrieg weiter und sorgt für eine steigende Risikoprämie. Sollte die EU das Gasembargo vorziehen, wäre dies bullish. Bei den EUAs bleibt der Zeitpunkt von Gewinnmitnahmen der Spekulanten entscheidend. Vor der Compliance-Deadline und dem Optionsverfall scheinen die Investmentfonds noch auf steigende Notierungen zu setzen. Wir bleiben für Strom und EUAs neutral gestimmt, Gas sehen wir vorläufig ebenfalls neutral.