Energy Market Drivers am: 10.09.2025: Russische Provokationen in Polen - Rücken Gassanktionen näher?

September 10, 2025

Bullishe Faktoren

US-Präsident Trump hat die EU aufgefordert, China und Indien mit Zöllen von bis zu 100 Prozent zu belegen, um deren Käufe von russischem Öl und damit Moskaus Einnahmen einzuschränken. 

Polens Militär schoss mehrere russische Drohnen über eigenem Territorium ab und setzte Luftabwehr sowie alliierte Flugzeuge in Alarmbereitschaft, während wichtige Flughäfen einschließlich Warschau vorübergehend geschlossen wurden. Der Vorfall verschärft die Spannungen an der NATO-Ostflanke, da er mit großangelegten Militärübungen Polens und den anstehenden russischen „Zapad 2025“-Manövern zusammenfällt.

Vermarktung von Kapazitäten des Gasspeichers Rehden gestern abermals nicht erfolgreich, Auktion ohne Ergebnis. Damit bleibt die größte Porenspeicheranlage Deutschlands weiterhin deutlich hinter dem gesetzlichen Zielpfad zurück. Rehden ist aktuell nur zu 26,9 Prozent befüllt (13,96 TWh). Gefordert sind 45 Prozent bis zum 1. November. Das bedeutet, dass in nur sieben Wochen ein Zuwachs von gut 6,1 TWh notwendig wäre. Während die landesweiten Speicherstände bei rund 74 Prozent liegen, hinkt Rehden klar hinterher.

Bearishe Faktoren

Der sanktionierte LNG-Tanker Zarya ist am chinesischen LNG-Terminal Tieshan angekommen. Beladen wurde der Tanker am russischen Terminal Arctic LNG 2, welches ebenfalls unter Sanktionen steht. China scheint sich weiterhin nicht von diesen Sanktionen und Zolldrohungen einschüchtern zu lassen.

US-Präsident Trump kritisierte den israelischen Luftangriff in Katar deutlich und bezeichnete ihn als einseitig sowie nicht im Interesse der USA oder Israels. Zwar bezeichnete er das Ziel, Hamas zu schwächen, als legitim, betonte jedoch, dass er die Durchführung in einem engen US-Verbündeten wie Katar für problematisch halte und kündigte an, dies werde sich nicht wiederholen. 

Bei den Temperaturen gibt es gegenüber gestern kaum Änderungen. Nach einem windarmen Jahresauftakt liegt die saubere Stromerzeugung bisher unter dem Vorjahr. Hauptgrund sind über längere Zeit unterdurchschnittliche Windgeschwindigkeiten, die die Auslastung der Windparks gedrückt haben. Die starke Solarleistung im Frühjahr hat das nur teilweise ausgeglichen und nimmt mit kürzeren Tagen bereits wieder ab. Für die zweite Septemberhälfte zeigen die Prognosen eine Rückkehr kräftigerer Winde, die den Rückstand zunehmend schließen dürften und die schwächere Solarleistung im Herbst auffangen.

Im Day-Ahead fällt mit der Rückkehr des Winds und stabiler PV die Residuallast zur Mittagszeit sehr tief. Null bis leicht negative Preise sind möglich. Zum Abend steigt die Residuallast mit dem PV-Abfall wieder an. Ein Peak um 18 bis 20 Uhr bleibt wahrscheinlich und fällt durch den Wind tendenziell etwas moderater aus. Für den 11.09.2025 sollte sich ein durchschnittlicher Day-Ahead-Preis von rund 80 Euro/MWh ergeben, deutlich unter den Vortagen.

Neutrale Faktoren

Heute werden CoT-Daten der ICE Endex zu den EUAs und dem TTF-Gasmarkt veröffentlicht. Zuletzt zeigte sich eine Divergenz zwischen diesen beiden Märkten. Während die Spekulanten sich für die EUAs bullisher positionierten, rückten sie bei TTF in die bearishe Ecke. Angesichts der Preisentwicklungen der vergangenen Woche ist ein weiterer Aufbau von Long-Positionen bei den EUAs zu vermuten, Datenstand der heutigen Veröffentlichung ist der 5. September. Durch diesen Zeitversatz wird die gestrige schwächere Kursbewegung, die auf das Schließen von Long-Positionen hindeuten könnte, in den CoT-Daten nicht sichtbar sein.

TTF Gas Day-Ahead arbeitet an inverser SKS-Formation: Unsere bisherige charttechnische Prognose, einer Stabilisierung der TTF Gas Spotpreise über der 30-Euro-Marke, nimmt immer mehr Gestalt an und scheint sich zu bewahrheiten. Der TTF Gas DA arbeitet derzeit an einer unteren Umkehr in Form einer inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS). Ein Preisanstieg über die Nackenlinie bei 33,9 Euro/MWh, welche aktuell noch für Widerstand sorgt, komplettiert die untere Umkehr und sollte aus Sicht der Formationsanalyse weitere Preissteigerungen zur Folge haben können.

Vorläufige Einschätzung

Die Situation im Nahen Osten scheint nicht weiter zu eskalieren. Dafür wird die Lage in der Ukraine bedrohlicher. Polen berichtete von zahlreichen russischen Drohnen, die in den polnischen Luftraum eingedrungen seien, Flughäfen wurden geschlossen. Eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland könnte damit realistischer werden. Wir sehen hier bullishes Potenzial für den Gasmarkt. Bei den EUAs könnte allmählich die spekulative Luft entweichen, hier sind wir heute neutral. Damit schätzen auch Strom heute seitwärts ein. Um 10 Uhr werden wir in unserem DailyReport Outlook das finale Fazit ziehen.