Die Frage, welche die Marktteilnehmer derzeit umtreibt und die Märkte zuletzt stark bewegt hat, ist die, ob bald wieder Gas aus Russland über Pipelines nach Europa fließen wird. Die Analysten von enerchase beurteilen die komplexe Gemengelage wie folgt: Die EU wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach keine zusätzlichen russischen Gaslieferungen über Pipelines erhalten. Spekulationen über eine Wiederaufnahme der Exporte bei einem Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine haben die Marktvolatilität erhöht. Ein endgültiges Friedensabkommen könnte Monate dauern. Daher wird russisches Pipeline-Gas voraussichtlich nicht vor 2025 in die EU fließen und somit nicht zur Wiederauffüllung der Speicher beitragen. Zusätzlich bestehen erhebliche politische, rechtliche und logistische Hürden für den Gastransit durch die Ukraine. Selbst nach Kriegsende müsste Kiew entscheiden, ob es russisches Gas durch sein Territorium transportieren lässt. Auch müsste die EU bereit sein, wieder russisches Gas zu kaufen. Dies erscheint uns angesichts der Ukraine-Unterstützung unwahrscheinlich. Zudem laufen gegen Gazprom zahlreiche Schiedsverfahren wegen Lieferkürzungen, was Vertragsabschlüsse erschwert. Auch eine Wiederinbetriebnahme von Nord Stream 2 erscheint unrealistisch. Neben US-Sanktionen müssten Russland und Deutschland zustimmen, was derzeit nicht absehbar ist. Wir halten es daher für höchst unwahrscheinlich, dass 2025 überhaupt wieder Gas durch diese Pipeline fließen wird. In dem Zusammenhang ist es geradezu absurd, dass der TTF Gas April-Future deswegen um 38 Prozent vom Februarhoch bei 59,17 Euro/MWh bis zum Märztief bei 36,40 Euro/MWh gefallen sein soll. Es wird im April sicherlich kein Gas von Russland über Pipelines nach Europa fließen. Es sind aber dennoch die Spekulanten, die ihre Long-Positionen abbauen und den Verkaufsdruck verursacht haben. Zwar genau aus diesem Grund, aber es zeigt, dass der Gasmarkt mittlerweile weit entfernt von einer fundamentalen Logik funktioniert. Die Volatilität dürfte also irrational spekulationsgetrieben weiter hoch bleiben. Wenn es schlichtweg unmöglich ist, dass russisches Gas im April über Pipelines wieder nach Europa strömt, dann müsste der Gaspreis wieder steigen. Die Investmentfonds werden allerdings die Richtung bestimmen!