Bullishe Faktoren
Es wird mit einer Zunahme der LNG-Importe in Asien gerechnet. Hitzewellen führen zu einer steigenden Energienachfrage. Dies sollte dem Markt allerdings bekannt sein. Die Hitzewellen sowohl in Asien als auch in Europa stellen keine wirklich neuen Marktinformationen dar. Dennoch wird das Ausmaß auf die Preisentwicklung am LNG- und Spotmarkt spannend zu beobachten sein. Es können Überraschungen am Strom-Spotmarkt in Erscheinung eintreten, mit überdurchschnittlich hohen Preisen in den Randstunden (während der letzten Hitzeflaute knapp 500 Euro/MWh). Kommen solche Stundenpreise häufiger vor, hätte dies einen bullishen Impact auf die Terminkurve.
Ähnlich wie die gestrigen Außenhandelsdaten und Neukreditvergabe für Juni haben auch die heute vermeldeten Konjunkturdaten Chinas die Konsensprognosen zum Teil übertroffen. So expandierte das reale BIP in Q2 um 1,1Prozent ggü. Vorquartal bzw. 5,2 Prozent ggü. Vorjahr (erwartet: 5,1 Prozent). Noch deutlicher war die Überraschung bei der Industrieproduktion, die im Juni um 6,8 Prozent ggü. Vorjahr zulegte, während der Konsens von einem Plus in Höhe von 5,6 Prozent ausging.
Der Abschlussbericht der ASNR hinsichtlich der jüngsten Schäden an französischen KKW steht noch aus. Wann wird dieser dem Markt präsentiert? Nach wie vor liegen uns dazu keine Informationen vor.
Die Pegelstände der Flüsse in Deutschland liegen bei Kaub bei etwa 1 Meter, das ist rund die Hälfte im Vergleich zum letzten Jahr. Dies wirkt sich auf die Lieferung von Stein- und Braunkohle per Binnenschifffahrt auf dem Rhein aus und wirkt bullish auf den Strompreis. Ab dem 21.07. sollen die Rheinpegelstände aber bereits schon wieder auf ca. 1,5 Meter bei Kaub ansteigen.
Bis zum 21.07. werden geringe Windeinspeisungen prognostiziert, was sich in den nächsten Tagen bullish auf die Residuallast auswirken wird und zu einer höheren Gas- und EUA-Nachfrage führen dürfte.
Bearishe Faktoren
Die Temperaturprognose wurde vom 20.07. bis 25.07. nach unten korrigiert. Allerdings gab es auch eine Aufwärtsrevision für die Zeit danach, vom 26.07. bis 09.08. Der Scheitelpunkt der 30-jährigen Normtemperatur ist am 31.07. Ab dann sinkt die Normtemperatur wieder. Die Temperaturen werden bis Ende August überdurchschnittlich warm prognostiziert, zeigen sich aber fallend ab Mitte August.
Die Flusstemperatur an der Rhone, mit dem u.a. das französische Kernkraftwerk Le Bugey gekühlt wird, wird längst nicht so warm prognostiziert, wie in der letzten Hitzeflaute Ende Juni. Es scheint demnach keine Kühlproblemen zu geben. Auch verbessern sich die Zuflüsse in die Rhone in den nächsten Tagen weiter. Das Kernkraftwerk Le Bugey hat mit seinen aktiven Reaktoren (Bugey 2 bis 5) insgesamt 3.580 MW Nettokapazität.
Die Prognose der französischen Kernkraft wird in den nächsten Tagen kontinuierlich steigend erwartet und soll bis zum 01.08. sogar Werte von knapp 51 GW annehmen. Derzeit liegt die Leistung bei rund 45 GW. In diesen Prognosen sind Abschaltungen aufgrund von Kühlwasserproblemen nicht ersichtlich.
Der Meteorologe Georg Müller von LSEG sieht eher eine geringe Wahrscheinlichkeit signifikanter Hitzewellen vor Ende des Monats.
Ab dem 22.07. wird eine überdurchschnittliche Windproduktion mit Werten um 15 GW erwartet.
In Bezug auf die Rohstoffe, speziell die Steinkohle, gab es aus China gedämpfte Nachrichten. Bereits in den gestrigen Importzahlen wurde sichtbar, dass Chinas Hunger nach Kohle auf dem Weltmarkt weiter deutlich nachgelassen hat. Das dürfte mit ein Grund gewesen sein, dass sich die API#2 Cal 26 Notierungen gestern um 3 USD auf 114,75 USD/t ermäßigten, wobei allerdings der gesamte Rohstoffkomplex etwas schwächer war, wohl auch wegen der Verschärfungen im weltweiten Zollkonflikt.
Neutrale Faktoren
Der Energiemarkt scheint derzeit den Zollkrieg außenvor zulassen.
Auch wenn bei den heutigen Konjunkturdaten aus China das BIP und die Industrieproduktion positiv herausragten, gilt dies lediglich im Vergleich zum Konsens. Absolut betrachtet hat sich an der grundsätzlichen wirtschaftlichen Gesamtkonstellation trotz massiver fiskalischer und geldpolitischer Unterstützung wenig verbessert. Darüber hinaus hat das Reich der Mitte nicht nur deutlich weniger Kohle eingeführt (siehe oben), sondern seine heimische Förderung im Juni um 3 Prozent ggü. Vorjahr auf 421,07 Mio. Tonnen erhöht.