Ab 2026 deutet vieles auf eine mehrjährige Angebotsausweitung am globalen LNG-Markt hin. Mit weiteren US-Mengen, dem Hochlauf in Katar sowie Projekten in Nordamerika und Mexiko wird sich die Balance im Verlauf von 2026 weiter entspannen. Parallel verschiebt sich die Geopolitik: USA und EU vertiefen ihre energiewirtschaftliche Achse, während Russland und China ihre Gas-Achse mit Pipelineplänen untermauern. Erste Lieferungen aus dem sanktionierten Arctic LNG 2 nach China testen die Durchsetzung der Sanktionen.
Angebot: kräftiger Zuwachs, gestaffelt über 2025 bis 2027
USA: Plaquemines (Venture Global) exportiert seit Ende 2024 erste Ladungen und fährt schneller als erwartet hoch. Corpus Christi Stage 3 liefert seit Ende 2024 bzw. Q1 2025 erste Mengen von über 10 mtpa im Vollausbau. Golden Pass verschiebt Teile des Zuwachses tendenziell in Richtung 2026 oder später.
Katar: North Field East soll Mitte 2026 anlaufen und danach in kurzen Abständen weitere Züge zuschalten. Das ist der größte einzelne Kapazitätsimpuls in dieser Phase.
Weitere Projekte: LNG Canada Tr. 2, Golden Pass und Energie-Costa-Azul liefern zusätzliche Flexibilität im Zeitfenster Ende 2025 bis 2026, wobei Verzögerungsrisiken real bleiben. Zusammen verstärken sie die Tendenz zu einem Angebotsüberhang ab 2026.
Nachfrage: China dämpft, Europa stabilisiert
China: Die Importdynamik flacht ab. Mehr heimische Gasförderung und der politische Fokus auf Pipelinegas aus Russland drücken den Bedarf an Spot-LNG. Die jüngsten Schritte Richtung Power of Siberia 2 festigen die Perspektive zusätzlicher Pipelineflüsse nach 2028. Kurz- bis mittelfristig reduziert das den asiatischen Preiswettbewerb um Spot-Ladungen.
Europa: Die Abkehr von russischem Pipelinegas hält an. EU-Maßnahmen gegen russisches LNG betreffen u. a. Transshipment-Verbote und weitere Sanktionspakete. Kurzfristig bleibt die Region preissensibel bei kaltem Wetter und unterdurchschnittlichen Füllständen, mittelfristig kann Europa dank Import-Infrastruktur einen möglichen Überschuss aufnehmen
Marktbilanz: Pfad in Richtung Entspannung ab 2026
Der Angebotsaufbau in den USA und Katar trifft auf eine gebremste chinesische LNG-Importnachfrage. Das spricht für eine Lockerung der Balance ab dem zweiten Halbjahr 2026. Daher ist mit einer anhaltend komfortablen Versorgung bis mindestens 2028 zu rechnen, vorbehaltlich der Baufortschritt bei Golden Pass und in Katar.
Aufwärtsrisiken
Strengere Sanktionen inkl. Sekundärmaßnahmen gegen beteiligte Reedereien und Finanzkanäle, die russische LNG-Flüsse beschränken.
Verzögerungen bei US-Projekten oder in Katar.
Unerwartet kalte Winter in Europa oder Nordostasien.
Abwärtsrisiken
Rascherer Hochlauf bei Plaquemines und Corpus Christi als geplant.
Zügiger Start von North Field East und flachere asiatische Nachfrage, speziell bei chinesischem Spot-Bedarf.
Regelmäßige, sanktionsumgehende Lieferungen aus Arctic LNG 2 nach China.