Bullishe Faktoren
Die Sekundärzölle gegen Russlands Handelspartner sind trotz der Annäherung nicht abgesagt und die 10-Tages-Frist läuft am heutigen Freitag aus. US-Präsident Donald Trump antwortete auf die Frage, ob die Deadline immer noch stehe: „Wir werden sehen, was er [Putin] zu sagen hat. Es liegt ganz bei ihm.“ Trotz US-Drohungen signalisiert aber beispielsweise China, weiterhin russisches Öl zu beziehen. Gleichzeitig betonten Russland und Indien am Donnerstag bei Sicherheitsgesprächen in Moskau ihre strategische Partnerschaft. Das unterstreicht die begrenzte Wirksamkeit sekundärer Sanktionen. Zwar erhöhen sie kurzfristig den politischen Druck, doch entscheidende Abnehmer zeigen sich bislang unbeeindruckt. Doch in Summe bleiben die strukturellen Risiken für das globale Öl- und Gasangebot bestehen, insbesondere falls Russland mit Gegenmaßnahmen reagiert.
Erneute Sorgen bei französischen Kernkraftwerken. Der Energiekonzern EDF warnt vor hitzebedingten Leistungskürzungen von bis zu 7,7 GW an drei Kernkraftwerken im Südosten Frankreichs. Besonders betroffen sind die Standorte Bugey, St Alban und Tricastin, die Kühlwasser aus dem Fluss Rhone benötigen. In Bugey wird der Reaktor 2 am Freitag um 80 Prozent auf 180 MW heruntergefahren. Für das Wochenende sind in der Region Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius prognostiziert, was Einschränkungen wahrscheinlich erscheinen lässt.
Erneute Eskalation in Nahost droht: Israel gab bekannt, dass sein Sicherheitskabinett einem Militäreinsatz zur Einnahme von Gaza‑Stadt zugestimmt hat, um den Küstenstreifen zukünftig vollständig zu kontrollieren. Gleichzeitig sollen fünf Prinzipien umgesetzt werden, darunter die Entwaffnung der Hamas, die Entmilitarisierung des Gazastreifens sowie der Aufbau einer alternativen Zivilregierung. Die israelische Armee bereitet sich darauf vor, Gaza‑Stadt zu übernehmen und humanitäre Hilfe außerhalb der Kampfzonen zu ermöglichen. Für die Zeit danach ist die Übergabe des Küstengebiets an „arabische Kräfte“ geplant.
Bearishe Faktoren
Hoffnung auf diplomatische Wende im Ukrainekrieg. Nach Gesprächen zwischen Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff und Putin in Moskau wurde ein bevorstehendes Treffen zwischen den Präsidenten in Aussicht gestellt und nährt die Hoffnung auf Fortschritte in den Friedensverhandlungen im Ukrainekrieg. Sollte es zu einer Lockerung der US-Sanktionen kommen oder ein Friedensprozess eingeleitet werden, könnten sich die russischen Energieexporte nach Europa und auf den Weltmarkt wieder erhöhen. Doch bislang sind dies nur Absichtserklärungen. Die Geopolitik bleibt weiterhin ein Unsicherheitsfaktor.
Zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf Waren aus Indien sind weiter in Kraft und erhöhen den Gesamtzollsatz auf 50 Prozent. Analysten warnen, dass ein dauerhaft hoher Zollsatz das indische Wirtschaftswachstum um mindestens 0,6 Prozentpunkte drücken könnte. Allerdings wird der Schritt eher als Druckmittel in laufenden Verhandlungen betrachtet. Dennoch würde ein dauerhafter Zoll in dieser Höhe die indische Wirtschaft treffen und damit auch die Nachfrage nach Energierohstoffen senken.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) veröffentlichte gestern die Ergebnisse ihrer Konjunkturumfrage für den Frühsommer 2025. Diese zeichnen ein weiterhin pessimistisches Stimmungsbild. Insbesondere der Zollstreit wird als Belastungsfaktor wahrgenommen. „Statt Erleichterung melden uns viele deutsche Unternehmen vor allem eins: zusätzliche Sorgen“, fasste DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov die Ergebnisse zusammen. Auch ist laut Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes die reale, preisbereinigte Produktion im Produzierenden Gewerbe in Deutschland im Juni 2025 gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 1,9 Prozent gesunken – der niedrigste Stand seit Mai 2020. Zum Vorjahresmonat gab es ein Minus von 3,6 Prozent. Auch im Dreimonatsvergleich nahm die Produktion im 2. Quartal 2025 um ein Prozent ab und fiel auf ein so tiefes Niveau wie zuletzt im ersten Halbjahr 2020. Bemerkenswert ist dabei die hohe Revision der Zahlen zum Mai 2025 gegenüber dem Vormonat, von plus 1,2 Prozent auf plus 0,1 Prozent. Dies ist insbesondere auf Korrekturmeldungen von Betrieben aus der Automobilbranche zurückzuführen.
Neutrale Faktoren
Kaum Veränderungen der Wetterprognosen. Am 10. August ist mit einem markanten Anstieg der Windstromproduktion zu rechnen: Alle führenden Wettermodelle prognostizieren Werte zwischen 13 und 15,5 GW, deutlich über dem klimatologischen Mittel. Gleichzeitig erreicht die Solarauslastung mit rund 52 Prozent ein solides Niveau, was zusammen zu einer hohen Erzeugung aus erneuerbaren Energien führt. Da es sich um einen Sonntag mit geringer Last handelt, steigt das Risiko negativer Stundenpreise insbesondere in der Mittagszeit. In den Folgetagen pendeln sich Wind- und PV-Leistung auf durchschnittlichem Niveau ein, wobei keine außergewöhnlichen Wetterlagen erkennbar sind. Aus meteorologischer Sicht ist die kommende Woche somit geprägt von stabilen, aber nicht extremen Bedingungen.